© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/06 17. Februar 2006

Meldungen

Mitwisser Tresckow als Mittäter interpretiert

MÜNCHEN. Die Deutung des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus weitet sich im Institut für Zeitgeschichte (IfZ) offenbar zu einem Generationenkonflikt aus. Nachdem in den letzten Ausgaben der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (2004/2005) jüngere Historiker wie Johannes Hürter und Felix Römer die "Verstrickung" gerade der Offiziere in der Heeresgruppe Mitte in "Vernichtungskrieg und Völkermord" mindestens bis zum Herbst 1941 herausstrichen (JF 35/05), nimmt nun Hermann Graml, inzwischen pensioniertes "Urgestein" des IfZ, zu diesen Vorwürfen Stellung ("Massenmord und Militäropposition", Heft 1/2006). Graml kann gravierende Einwände gegen die mitunter allzu "freihändige" Quelleninterpretation Hürters vorbringen. Er zeigt zudem auf, wie ein unbändiger Moralismus der Nachgeborenen sich nicht nur zu seltsamen Anklagen versteigt (Henning von Tresckow habe einen "völkerrechtswidrigen Angriff" auf die Sowjetunion befürwortet), sondern in welch erschreckendem Ausmaß Ideologeme und Spekulationen die Lektüre der Archivalien und Selbstzeugnisse Überlebender dominieren. Zentralpunkt bleibt die auch von Graml nicht geklärte Frage, ob aus der Kenntnis von Verbrechen im Rücken der Ostfront auch auf Zustimmung zu schließen ist, wie Hürter und Römer aufgrund vage konstruierter pauschaler "antibolschewistischer" und "antisemitischer" Dispositionen in der Generalität behaupten.

 

Wende grüner Bildungsarbeit

BERLIN. Für die Grünen scheint wirklich eine Wendezeit angebrochen zu sein. Vielleicht steht sogar eine ideologische Umrüstung ins Haus, weg von der Vergangenheits-, hin zur Gegenwartsbewältigung. Jedenfalls enthält das neue Programm der für "grünennahe Bildungsarbeit" zuständigen Heinrich-Böll-Stiftung ausgerechnet im Raum Berlin-Brandenburg keine einschlägig "antifaschistische" Veranstaltung mehr. Nur kleingedruckt, im Begleittext zu einem Seminar für "Jugendliche und jugendliche Erwachsene", das sich der Fußball-WM im eigenen Lande widmet, wagt man zu fragen: "Warum zieht Fußball Rechtsextreme an?" Wer das nicht wissen will, besucht die neuen zukunftsweisenden Schwerpunktseminare über "Ideen zur Arbeitswelt im 21. Jahrhundert", über "Kinderarmut in Deutschland" (gemeint ist natürlich die Armut von Kindern!) oder über die politische Entwicklung in Südamerika, gestützt von der im März anberaumten Konferenz über "Chancen und Risiken der Demokratieförderung in fragilen Staaten". Ob die Lage im Irak dabei im Mittelpunkt steht, darf aus sicherheitspolitischen Gründen bezweifelt werden.

 

Erste Sätze

Das Spiel ist aus.

Rudi Michel: Deutschland ist Weltmeister! Meine Erinnerungen an das Wunder von Bern 1954, München 2004


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