© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/06 24. Februar 2006

Blick in die Medien
Konferenzerotik
Ronald Gläser

Die Aufregung über die Karikaturen im Nahen Osten ist angestachelt von den jeweiligen Potentaten. Die knechten ihre Bürger, die meist so arm wie Kirchenmäuse - Verzeihung: Moscheemäuse! - sind. Gewalttätige Ausschreitungen sind für sie ein Ventil. Die Reaktion der arabischen Straße ist immer gleich: Randale, Unruhe stiften, Fahnen anzünden. Die Menschen dort können einfach nicht anders. Als neulich im Roten Meer diese Fähre gesunken ist, die Hunderte in den Tod riß, brandschatzten Angehörige das Gebäude der Schiffahrtsgesellschaft. Eine wirklich überraschende Schlagzeile aus diesem Teil der Welt würde so lauten: "Moslems provoziert - sie bleiben trotzdem ruhig ...". - Im Westen gehen die Meinungen derweil auseinander. Da ist zum einen der italienische Reform-Minister, der auf eigene Kosten T-Shirts mit den Karikaturen verschenkt. Auf der anderen Seite predigt der Chef der Europäischen Volkspartei den Konferenzerotismus und verlangt ein Experten-Treffen zur Überprüfung der Schulbücher in Europa und der islamischen Welt. Bitte, liebe CDU: keine deutsch-polnischen Schulbuchkommissionen mehr!


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