© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/06 03. März 2006

Meldungen

Dichte Beschreibung: Flucht und Vertreibung

MÜNCHEN. Während der Streit für und wider das "Zentrum gegen Vertreibung" nach wie vor die Gemüter erhitzt, ist die zeithistorische Forschung, weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit, ihren eigenen Weg gegangen. In welchem Umfang "Vertreibung und Zwangsmigration" in den letzten Jahren historiographische Berücksichtigung fanden, beleuchtet die Sammelrezension von Harald Engler (Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, 51/2005). Allein die von Engler berücksichtigten und ausführlicher behandelten Titel widerlegen zumindest die noch häufig zu hörende Klage über die "Tabuisierung" der "ethnischen Säuberung" in den preußisch-deutschen Ostprovinzen. Starkes Interesse, gerade unter jüngeren Historikern, fand dabei die schwierige Integration der Vertriebenen in West- und Mitteldeutschland, wo die Neubürger auf "Ablehnung durch die autochthone Bevölkerung" stießen. Obwohl die Forschung sich inzwischen selbst randständig wirkender Themen wie der Akkulturationsprobleme der zweiten, "psychisch entwurzelten" Flüchtlingsgeneration annimmt, glaubt Engler, der gesamte Vertreibungskomplex sei immer noch ein "Reservat der Schuldaufrechnung" und damit der "national-konservativen Agitation". Auch deshalb wohl glaubt er seinen sonst so nützlichen Beitrag mit semantischen Unterwerfungsformeln und Warnungen vor "Aufrechnung" und "Relativierung" schließen zu müssen.

 

Potsdamer Bojen im Indischen Ozean

LEINFELDEN. Geophysiker rechnen "in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten" mit weiteren Seebeben im Indischen Ozean. Um die Küstenbewohner dann rechtzeitig zu warnen, wird gerade ein deutsches, im Geoforschungszentrum Potsdam entwickeltes Frühwarnsystem installiert, für das der Bund 45 Millionen Euro bereitgestellt hat. Zwei der geplanten vierzig Breitband-Seismometer seien bereits installiert, wie der Wissenschaftsjournalist Klaus Jacob berichtet (Bild der Wissenschaft, 1/06). Deren Technik löse aber oft Fehlalarme aus, so daß zehn Bojen zusätzlich "verräterische Wellen" registrieren sollen. Doch auch bei diesen "Multitalenten" handelt es sich um sensible, also störanfällige Geräte. Testläufe sollen zeigen, ob die Ultraschallsignale der Bojen überhaupt in der Zentrale in Jakarta ankommen. So ist es der US-Wetterbehörde auch nach zehn Jahren Forschung nicht gelungen, ein störungsfreies System zu installieren. Die deutschen Geophysiker meinen dagegen, für 2010 eine effiziente Tsunamifrühwarnung garantieren zu können. Allerdings stehen dem nicht nur technische Probleme entgegen: "Diebe werden vermutlich Solarpaneele und anderes Hightech-Inventar stehlen, wie die Erfahrung zeigt."


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