© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/06 10. März 2006

Meldungen

Die Suche nach der zweiten Erde

HEIDELBERG. Das Genom-Projekt war gestern. Das 21. Jahrhundert steht im Zeichen der Astrophysik. Revolutionäre Aufschlüsse über die Geheimnisse der Entstehung unseres Sonnensystems sind zu erwarten. Die deutschen Astrophysiker sind dabei, sich einen Logenplatz zu sichern. An den Max-Planck-Instituten in Heidelberg, Garching und Bonn sowie am Astrophysikalischen Institut in Potsdam entstehen derzeit die Instrumente für den "größten Feldstecher der Welt", über den der Potsdamer Institutsdirektor Klaus G. Strass-meier in Spektrum der Wissenschaft (2/06) berichtet. Am Large Binocular Telescope (LBT) in Arizona, das 2009 seinen vollen Betrieb aufnimmt, ist den Deutschen - im Gegenzug für die Instrumentenlieferung - ein Viertel der Beobachtungszeit zugeteilt worden. Strassmeier erhofft sich vom Riesenteleskop Antworten auf die drei "W-Fragen" der Menschheit: "Woher kommen, was sind, wohin gehen wir?" Da das LTB Bilder liefert, die zehnmal schärfer sind als die des Hubble-Weltraumteleskops, könnte man vielleicht bald wissen, ob es eine "zweite Erde" in dreißig Lichtjahren Entfernung gibt.

 

Anwälte im Kampf ums Dasein

BERLIN. Im krassen Gegensatz zu manchen Facharbeitersparten und zu den Nachwuchssorgen in vielen naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen gibt es bei den Juristen ein "Masseproblem" - primär in der Anwaltschaft. 120.000 Rechtsanwälte sind zur Zeit in Deutschland niedergelassen, Tendenz bis 2020 steigend. Michael Krenzler, Präsident der Freiburger Anwaltskammer, ist jedoch bemüht, dies nicht ausschließlich als Malaise der aus dem Ruder gelaufenen Bildungsexpansion der siebziger Jahre zu verstehen (Bundesrechtsanwaltskammer-Mitteilungen, 1/06). Der verschärfte Wettbewerb schade schließlich nicht der Qualität anwaltlicher Dienstleistungen, sondern fördere sie, erweitere zudem durch eine Fülle von Spezialisierungen das Dienstleistungsangebot. Trotzdem müsse die "qualitative Auslese" nun endlich schon auf der Universität beginnen: durch "frühzeitige Zwischenprüfungen" und "regelmäßige und anspruchsvolle Leistungskontrollen".

 

Erinnerung an die "Polenbegeisterung"

BERLIN. Um alle erinnerungspolitischen Konflikte zu umschiffen, die einen Mollton in das Deutsch-Polnische Jahr 2005/2006 bringen könnten, ist man ins deutsche Biedermeier aufgebrochen, als das deutsche Bürgertum in herzlicher Abneigung gegen die Restauration die aufbegehrenden Polen mit viel Sympathie begleitete. Nun hat die bereits im vergangenen Jahr als Wanderschau eingeleitete Ausstellung über den polnischen Aufstand von 1830 gegen das "Kongreßpolen" regierende Zarenhaus Berlin erreicht. Nach der Präsentation im Warschauer Schloß, wo auch des 175. Jahrestages des gescheiterten Aufstands gedacht wurde, haben letzte Woche Kulturstaatsminister Bernd Neumann und sein polnischer Kollege Kazimierz Ujazdowski "Polenbegeisterung" eröffnet. Wie der Direktor des Museums Europäischer Kulturen, Konrad Vanja, der JF sagte, hofft er auf eine Fortsetzung der Präsentation in anderen europäischen Städten nach Ende der Ausstellung am 30. April in Berlin.

 

Erste Sätze

Es ist sehr schwer, so im Allgemeinen den Charakter einer Stadt zu bestimmen, und doch wird unsere Beobachtung erst dann einigermaaßen zufriedengestellt, wenn wir gewisse durchgreifende Puncte finden, die sich in der Modification verschiedener Gebiete gleichbleiben.

Karl Rosenkranz: Königsberger Skizzen, Danzig 1842


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