© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/06 17. März 2006

Frisch gepresst

Bürgergesellschaft. Was erwartet man von Ralph Giordano, wenn er zur Feder greift? Seine Themenpalette gleicht bekanntlich einer Fernbedienung, die einem nur die ARD auf den Bildschirm zaubert. So handelt er diesmal "Von der Kontinuität des Antisemitismus im Nachkriegsdeutschland" und steuert den langweiligsten Aufsatz bei zu dem von Niels Beckenbach herausgegebenen Sammelband "Wege zur Bürgergesellschaft" (Gewalt und Zivilisation in Deutschland Mitte des 20. Jahrhunderts, Duncker & Humblot, Berlin 2006, 310 Seiten, 34 Euro). Aber auch Freya Klier, Hermann Kreutzer, Manfred Kittlaus ("Erfahrungen eines Staatsschutzbeamten") und Bettina Röhl, die allesamt deutsche "Gewaltverhältnisse" beleuchten, in der DDR wie in der BRD zwischen 1968 und "deutschem Herbst", vermögen nicht zu verdecken, daß es Beckenbach nicht gelungen ist, eine einheitliche Themenstellung zu formulieren. Im allzu allgemeinsten Sinne ist hier wirklich nur ein "Lesebuch" zur deutschen "politischen Kultur" nach 1945 entstanden.

Konservativ und grün. Die Ideen von Pionieren der Umweltvorsorge im Blick zu behalten, den Geist zu pflegen und dafür notwendige Freiräume des Denkens offenzuhalten, ist Anliegen des 6., von Volker Kempf edierten Jahrbuchs "Naturkonservativ heute" der Herbert-Gruhl-Gesellschaft e.V. ( Verlag Die Blaue Eule, Essen 2006, 188 Seiten, 23 Euro). Der Bogen der Beiträge spannt sich von einer Kritik der Medienwissenschaftlerin Ute Scheuch an "Rudeljagden" auf die JUNGE FREIHEIT, über ein Plädoyer, Umweltpolitik nicht zum Schlagwort verkommen zu lassen, bis hin zum Versuch, aus dem Aufstieg und Niedergang konservativer Umweltparteien in Europa Lehren zu ziehen sowie angesichts der Plünderung des Planeten über die demographische Herausforderung nachzudenken.

Staatliche Dividende. Am 1. Januar 1995 wurde die Deutsche Telekom AG gegründet - hervorgegangen aus dem Telekommunikationsbereich der staatlichen Deutschen Bundespost. Am 18. November 1996 ging der erste Teil der Telekom-Aktien an die Börse, zum Ausgabekurs von umgerechnet 14,57 Euro. Der Spitzenwert der Aktie wurde am 6. März 2000 mit 104,90 Euro erreicht, letzte Woche lag der Kurs knapp unter 14 Euro. Unter dem Titel "Die Telekom-Ballade" hat jetzt der Wirtschaftsanwalt Wolfgang Philipp (ATE, Münster 2006, 78 Seiten, broschiert, 6,90 Euro) eine ebenso kritische wie überraschende Bilanz gezogen: "Die Folgen der zynischen, ebenso ideologisch wie rein fiskalisch gesteuerten Telekom-Politik des Bundes für die deutsche Aktienrechts- und Sozialstruktur sind verheerend." Das traurige Ergebnis der Aktion "Volksaktie" scheint also ein "Riesenflop" zu sein.


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