© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/06 17. März 2006

Frisch gepresst

Alfred Herrhausen. Bereits vor zwanzig Jahren dürfte der Blick des jungen Auszubildenden Andreas Platthaus auf den obersten Chef des Bankenkonzern gerichtet gewesen sein. Heute ist der Autor der Biographie des damalig wohl mächtigsten und einflußreichsten Managers der Bundesrepublik stellvertretender Feuilletonchef der FAZ. Sein Porträt über einen international angesehenen Bankier, der sich seiner nationalen Verantwortung bewußt war und zudem die Anforderungen und Gefahren der Globalisierung witterte, erfüllt mit Wehmut in einer Welt globaler Konzerne mit nur der Dividende verpflichteten Managern oder "Investoren". Leider ist diese "deutsche Karriere" von RAF-Terroristen 1989 blutig gekappt worden. Die Wiedervereinigung hätte seiner Impulse bedurft (Alfred Herrhausen. Eine deutsche Karriere. Rowohlt Verlag, Berlin 2006, 320 Seiten, gebunden, 19,90 Euro).

Kampf gegen Google. Der Leiter der französischen Nationalbibliothek, Jean-Noël Jeanneney, plädiert in seiner Kampfschrift für ein starkes Europa, das gemeinsam der kulturellen Invasion Amerikas standhält. Er richtet seinen Aufruf an diejenigen, die noch an den "Glanz Europas glauben". Die meistgenutzte Internetsuchmaschine Google will nämlich in den nächsten Jahren die Bestände der größten Bibliotheken der Welt digital einlesen und damit eine neuartige Online-Bibliothek schaffen (siehe Seite 11). Jeanneney befürchtet hierbei eine US-amerikanische Hegemonie und Deutungshoheit über das kulturelle Erbe Europas. Sein Buch ist ein Appell für einen europäischen Gegenentwurf - eine Initiative, die tatsächlich seit Anfang März die Unterstützung der Europäischen Union genießt (Googles Herausforderung. Für eine europäische Bibliothek. Wagenbach-Verlag, Berlin 2006, 116 Seiten, broschiert, 9,90 Euro).


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