© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

12.000 Zeitungen
Die JF auf der Leipziger Buchmesse / Große Resonanz am Stand
Karin Erichsen

Ein wenig Pfadfindergespür war erforderlich, um den gemeinsamen Stand der JUNGE FREIHEIT und der Edition Antaios in Halle 3 auf der Leipziger Buchmesse (16. bis 19. März 2006) ausfindig zu machen. Denn die Messeleitung hatte der Wochenzeitung den wohl abgelegensten Stand auf der gesamten Messe zugewiesen - abseits der eigentlichen Ausstellungsfläche in einer Sackgasse gleich neben einem Zulieferereingang, im offiziellen Ausstellerverzeichnis nur auf einem losen Nachtragszettel vermerkt. Dies war die letzte makabre Fußnote im Leipziger Messeskandal, der am 24. Januar mit der politisch motivierten Ausladung der JF begonnen hatte und sein vorläufiges Ende mit dem von 1.500 Bürgern unterzeichneten "Appell für die Pressefreiheit" fand, durch den die Messeleitung am 10. Februar zur Rücknahme der Ausladung gezwungen worden war.

Dennoch war der JF-Messestand vier Tage lang Mittelpunkt eines regen Treibens, denn die mediale Aufregung im Vorfeld der Messe über Ausladung und Appell hatte zahlreiche Besucher auf die JUNGE FREIHEIT aufmerksam gemacht. Die Gesichter hinter der Zeitung kennenzulernen, hatten einige sogar zum Anlaß für den Besuch der Buchmesse genommen. Und dazu gab es ausgiebig Gelegenheit, denn der Stand war permanent mit mindestens fünf Redakteuren besetzt, die den interessierten Besuchern für Frage und Antwort zur Verfügung standen. Anregende Diskussionen gab es insbesondere mit zahlreichen Schülern, die die Zeitung bislang nur vom Hörensagen kannten, ihr skeptisch gegenüberstanden und sich nun ein eigenes Bild machen wollten. Nicht selten zogen sie mit einem Probeabo-Gutschein von dannen.

Viel Beachtung fanden die sechs Veranstaltungen zum Thema "20 Jahre JF - 20 Jahre Pressefreiheit", bei denen sich oftmals eine große Traube von Zuhörern um den Stand herum versammelte. Interviews mit Chefredakteur Dieter Stein und den Ressortleitern Matthias Bäkermann (Geschichte&Wissen, Forum, Literatur) und Moritz Schwarz (Im Gespräch) vermittelten Einblicke in den Redaktionsalltag, die Auswahl von Themenschwerpunkten, die Zusammenarbeit mit Autoren und Interviewpartnern und die politischen Anfeindungen, mit denen die JUNGE FREIHEIT immer wieder konfrontiert wird.

Themen, die Götz Kubitschek auch in seinem Buch "20 Jahre JUNGE FREIHEIT" aufgreift, das im Juni zum Jubiläum der Zeitung im Verlag Edition Antaios erscheint und das er auf der Buchmesse schon einmal vorstellte. Der ehemalige JF-Redakteur und heutige Verleger begleitet die Zeitung seit über zehn Jahren. Im Interview mit Dieter Stein würdigte er die Entwicklung der JUNGE FREIHEIT von der Schülerzeitung bis zum professionellen Wochenblatt. Kubitschek hob vor den Zuhörern das "Außergewöhnliche" an der JUNGE FREIHEIT hervor: daß die Zeitung aus einer kleinen Zelle, eines Ein-Mann-Betriebes heraus zu einer überregionalen, meinungsbildenden Wochenzeitung gewachsen ist, ohne einen der großen Presseverlage an ihrer Seite zu haben. Möglich sei dies nur durch eine phänomenalen Leser-Blatt-Bindung, die den Lesern beinahe den Charakter einer Bürgerbewegung verleihe, wie dies auch die Solidarität im Zuge des Leipziger Messeskandals gezeigt habe.

Höhepunkte des JF-Messeauftritts waren die Gesprächsveranstaltungen mit Generalbundesanwalt a.D. Alexander von Stahl, mit ZDF-Moderator Fritz Schenk und mit "Pankraz"-Kolumnist Günter Zehm, an denen jeweils bis zu hundert Gäste teilnahmen. Die drei prominenten Wegbegleiter der JUNGE FREIHEIT hoben die besondere Bedeutung der Wochenzeitung als anspruchsvolles, konservatives Medium in der deutschen Presselandschaft hervor, berichteten von eigenen Schwierigkeiten wegen ihres Engagements für ein pluralistisches Meinungsspektrum in Deutschland und wünschten der JF viel Kraft und Zuversicht für die Zukunft. Mehr Rückgrat sei heute gefragt und mehr Mut, für seine Überzeugungen auch einzustehen, forderte Fritz Schenk, der wegen seiner analytischen, nonkonformen Berichterstattung im legendären ZDF-Magazin neben Gerhard Löwenthal selbst jahrlang teilweise gewalttätigen Anfeindungen ausgesetzt war. Er unterstütze die JUNGE FREIHEIT, weil er in ihr die gute Tradition des kritischen Journalismus neu aufleben sehe und sie die einzige Alternative zum linken und links-liberalen Meinungsdiktat darstelle.

Daß er sich keine Freunde, aber viele Arbeitsstunden und Probleme machen würde, wußte auch Generalbundesanwalt a. D. Alexander von Stahl sehr genau, als er das JF-Mandat im Prozeß gegen den NRW-Verfassungsschutz übernahm. Dennoch hatte er nicht lange gezögert, die Rechtsvertretung der JUNGE FREIHEIT zu übernehmen, denn daß die Erwähnung der Zeitung in Verfassungsschutzberichten eine verfassungswidrige Diffamierung war, stand für ihn felsenfest.

Günter Zehm schätzen viele JF-Leser nicht nur als scharfsinnigen "Pankraz"-Kolumnisten, er ist auch Autor einer Buchreihe in der Edition Antaios. Im Gespräch mit Götz Kubitschek stellte er seine philosophischen Werke ("Eros und Logos", "Der Leib und die Seele", "Die große Schauspielerin Vernunft" und "Das Böse und die Gerechten") vor, die den Kern seiner Vorlesungen als Philosophieprofessor an der Universität Jena widerspiegeln. Der Verlag, so Kubitschek, wolle mit dieser philosophischen Reihe keine breite Masse erreichen, sondern das Denken Zehms einer jungen, akademischen Elite zugänglich machen.

Reißenden Absatz fand auch die Messeausgabe der JUNGE FREIHEIT, die der Presse- und Meinungsfreiheit gewidmet war. Zeitweise bis zu 15 freiwillige Helfer verteilten in der Stadt Leipzig und auf der Messe insgesamt mehr als 12.000 Exemplare. Drei mit JF-Reklame dekorierte Kleinwagen fuhren an allen vier Messetagen quer durch ganz Leipzig, zeigten gegenüber staunenden Passanten "Flagge" für die JF und die Pressefreiheit. Fahrer und Beifahrer sorgten für Verteilung auch in der Fußgängerzone der Stadt. Die JUNGE FREIHEIT zeigte sich in- und außerhalb der Messe derart präsent, daß andere Zeitungen (siehe untenstehender Pressespiegel) nicht umhinkonnten, darüber zu berichten. Zahlreiche "Schnupperabonnements" sind bereits eingegangen, und mit Sicherheit haben sich Standbesucher und Probeleser nun ein eigenständigeres Bild von der Zeitung bilden können.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen