© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Leserbriefe

Zu: "Ein rein politischer Streik" von Fritz Schenk, JF 12/06

Unvollständige Tarifstreik-Analyse

Eine zumindest rein unvollständige Analyse des Tarifstreiks. Kein Wort darüber, daß es den Arbeitgebern nur um Stelleneinsparung durch Mehrarbeit geht, und damit die Arbeitslosigkeit weiter steigt. Kein Wort darüber, daß seit der Einführung des Euro für viele Beschäftigte die Armutsgrenze immer näher rückt. Stattdessen macht Herr Schenk einen Unterschied zwischen den Müllfahrern und "uns" Steuerzahlen, als ob jene keine Steuern zahlten; stattdessen zieht er einen sehr weit hergeholten, um nicht zu sagen abwegigen Vergleich zur Weimarer Republik.

Dr. Bertram Staudenmaier, München

 

 

Zu: "Ein Vorbild für uns alle" von Lothar Groppe SJ, JF 12/06

Präzises Graf von Galen-Portrait

Mit jesuitischer Präzision werden indiesem meisterhaften Portrait die wichtigsten Fakten im Leben eines in der Tat "bedeutendsten Deutschen des 20.Jahrhunderts" genannt. In den letzten Jahren war das Andenken an "eine der beeindruckendsten Gestalten des konservativ-katholischen Widerstands" (Dieter Stein, JF 41/05) nur noch spärlich oder gar nicht mehr wach gehalten worden. Exemplarisch läßt sich dies am Standort des Graf Galen-Denkmals auf dem Münsteraner Domplatz belegen. Das zum 100. Geburtstag des Kardinals 1978 von einer Bürgerinitiative gestiftete Denkmal wurde nicht, wie von dieser gewünscht, mitten auf dem Domplatz errichtet, sondern ein wenig abseits versteckt, so die Auskunft von Galen-Forscher Prof. Dr. Joachim Kuropka.

Graf Galen stand stets auf der Seite der Schwachen und Entrechteten und trat für Menschenrechte und Menschenwürde aller Menschen ein! Als der amerikanische Secret Service ihm anbot, sich um seine nationalsozialistischen Gegner zu kümmern und sie aus dem Verkehr zu ziehen, lehnte er dies aufgrund deren Wehrlosigkeit ab. Statt dessen bot er ein Verzeichnis über alle Frauen und Mädchen aus seiner Diözese an, die beim Einmarsch der amerikanischen Truppen vergewaltigt worden waren. Die Vertreter des Secret Service veschwanden mit hochroten Köpfen und kamen nie wieder.

In einer vorzüglichen Ausstellung über Kradinal Clemens August Graf von Galen, die noch bis zum 28. April 2006 in der Domkammer des St. Paulus-Domes zu Münster zu sehen ist, heißt es zu seinem Tod 1946: "Der Vater des Vaterlands war gestorben."

Alexander Graf von Plettenberg, Lippstadt-Lohe

 

 

Zu: "Vergessene Märtyrer" von Peter Freitag, JF 11/06

US-Präsident Bush verantwortlich

Der Hauptverantwortliche der Christenverfolgung in unseren Tagen wird in dem Artikel schlichtweg übergangen: ein mit inquisitorischem Sendungsbewußtsein durch Langstreckenraketen und B-52-Bomber Tod und Verderben verbreitender Präsident, mit Kollateralschäden in Milliardenhöhe. Wer führt auf dieser Welt mit oder ohne Uno-Mandat unter fadenscheinigen Argumenten einen Angriffskrieg nach dem anderen und fügt damit der christlichen Religion schweren Schaden zu? Ein Präsident von Gottes Gnaden aus "God's own country".

Darüber hinaus zeigt uns ein EU-Verfassungsentwurf ohne Gottesbezug, wie man eine zur Spaßgesellschaft mutierte, entwurzelte Masse Mensch willenlos manipulieren kann. Wer das nicht sieht, verschließt die Augen davor, daß der Untergang des Abendlandes inzwischen in ein irreversibles Stadium getreten ist.

Hardo Obergefell, Duisburg

 

 

Zum Brennpunkt: "Gewalt und Terror gegen Gläubige", JF 11/06

Voraussetzung zur Weltenwende

Eindrücklich machen Sie auf der Weltkarte sowie in Ihren Berichten das Ausmaß von Gewalt und Terror gegen Bibelgläubige (zwei Drittel der Weltbevölkerung) bewußt! Zusätzlich werden in den westlichen Ländern Bibelgläubige als Fundamentalisten diffamiert und mit fanatischen Islamisten gleichgesetzt. Es wird ignoriert, daß der gottlose Sozialismus nicht nur ohne Lebenssinn ist, sondern auch die wirtschaftlichen Grundlagen gegen die Wand gefahren hat.

Gerd Priggemeier, Schwerte

 

 

Zu: "Verfolgt, gefoltert, getötet" von Curd-Torsten Weick, JF 11/06

Spaßgesellschaft versus Christen

Die Dokumentation "Märtyrer - Das Jahrbuch der Christenverfolgung", letzte Ausgabe 2005, berichtet alljährlich umfassend über die Christenverfolgung. Aber diese Dokumentationen haben in unserer Öffentlichkeit nicht den Stellenwert, den sie eigentlich verdienen. Die Spaßgesellschaft unserer Zeit interessiert sich nicht für verfolgte Christen. Lieber macht sie Urlaub in den Ländern, wo Christen verfolgt und diskriminiert werden. Auch unsere Kirchen sind im Hinblick auf Christenverfolgung eher zurückhaltend. Nur nicht den Moslems auf die Füße treten. Eher läßt man zu, daß Christen verfolgt und zu Märtyrern werden.Es ist aber unsere Aufgabe als Christen, uns in besonderer Weise derer anzunehmen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Wer das unterläßt, macht sich nicht nur an den Verfolgten schuldig, sondern auch an Jesus Christus.

Adolf Grau, Pfarrer i.R., Bad Oeynhausen

 

 

Zu: "Dilettantisch und sinnlos" von Peter Scholl-Latour, JF 11/06

Schicksal eines Vasallen-Staates

Hochachtung! Besser als Peter Scholl-Latour hat keiner die BND-Affäre "dechiffriert". Die US-amerikanische "Handschrift" hat sich nur geändert. Geblieben ist der Anspruch, Deutschland zum US-Komplizen zu machen, auf daß es mit dem Schicksal eines Vasallen-Staates geschlagen ist.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

Voraussagen bewahrheitet

Im März 2003 saß Peter Scholl-Latour bei Sabine Christiansen und sagte all das voraus, was im Kriegsfall im Irak eintreten würde und inzwischen eingetreten ist. Während Frau Christiansen ihn, den ihrer Ansicht nach zu "langatmigen" Redner, mehrmals unterbrach, saß der Rest der Runde zum einen Teil mitleidig lächelnd, zum anderen offen ablehnend da. Alle hielten den alten Mann für nicht mehr auf dem Laufenden. Inzwischen sind drei Jahre ins Land gegangen, und noch immer ist die Kenntnis der irakischen Verhältnisse durch Peter Scholl-Latour das Beste, was uns zum Thema Irak mit allen politischen und muslimischen Facetten geboten werden kann.

Dietlinde Bonnlander, Imst

 

 

Zu: "Ins Leere gegeifert" von Norbert Geis, JF 11/06

Verharmlosende Einschätzung

Norbert Geis' verharmlosende Einschätzung der Kampagne "Deutschland - Keine gute Idee" ruft in mir die Erinnerung wach, daß das christlich-konservative Bürgertum, dem er zweifelsohne zuzurechnen ist, schon die linke Studentenrevolte von 1968 beschönigend als "Dummheit junger Möchtegernrevolutionäre" abtat, mit dem Ergebnis, daß die "68er" die Schaltstellen in Politik, Medien und Gesellschaft besetzen konnten. Er täuscht sich wohl, wenn er die Medienkampagne "Du bist Deutschland" ernsthaft mit Patriotismus und (positiver) Identifikation mit dem deutschen Volk in Verbindung bringt.

Erstens war in keinem einzigen Werbespot vom deutschen Volk die Rede, und zweitens wurde ein Deutschland-Bild aus Schuldkult, Ethnopluralität und Spaßgesellschaft vermittelt, mit dem Patrioten und Nationalkonservative sich nicht im geringsten identifizieren. "Du bist Deutschland" sollte eben nicht Patriotismus fördern, sondern die individuelle Leistungsbereitschaft.

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Lizenzgebühren bedrohen Bauern" von Michael Howanietz, JF 11/06

Mär von der Gentechnik-Gefahr

Mit dieser Buchbesprechung wird die ganze Mär von den Gefahren der Gentechnik noch einmal wiederholt, die bereits in der JF-Ausgabe 8/06 ("Viele Gefahren, wenig Nutzen") zur Sprache kam. Ohne die "Hybris einer unethischen Schöpfungsschändung" gäbe es beispielsweise keinen Weizen. Erst der Mensch hat ihn durch künstliche Selektion aus genetisch veränderten Grassamen erzeugt. So ließen sich unzählige Beispiele anführen. Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, aber deshalb kein Freibrief für Ausführungen auf Greenpeace- und Foodwatch-Niveau.

K. Schwarze, Hannover

 

 

Zu: "Pankraz, R. von Weizsäcker und die Liebe zu Berlin", JF 11/06

Geistig verwirrtes Deutschland

Brillant, wie "Pankraz" über die Bundeshauptstadt Berlin mit ihren Defiziten schreibt: daß Stadtrundfahrten überwiegend Mahnmale aus einem kurzen Stück deutscher Vergangenheit dominieren, während Denkmäler aus einer längeren historischen Phase mit herausragenden Taten, welche dem Nationalstolz und der Vaterlandsliebe dienen, an die Seite gedrängt werden. Armes, geistig verwirrtes Deutschland!

Hans-Karl Kratzenberg, Waldkappel

 

 

Zu: "Siegfried aus dem Westen" von Thorsten Hinz, JF 11/06

Dresdner Wirklichkeit war anders

Was mich als damaligen Zeitzeugen schon nach den ersten Minuten abschalten ließ, war jene irreale Straßenszene mit einer Kinderschar, die einen des Weges kommenden, mit "Judenstern" gebrandmarkten Dresdner unter dem Absingen von Spottversen begleitete. Die Wirklichkeit war anders und viel infamer: zum Beispiel wenn spätabendlich SA-Gröler als Gruppen vor der Wohnung einer benachbarten Familie aufmarschierten und diese verbal lautstark verächtlich machten und einzuschüchtern versuchten. Es war ein Lehrer mit seiner "halbjüdischen" Frau, dessen Sohn ("Vierteljude") im Krieg als Soldat für das großdeutsche Reich Adolf Hitlers sein Leben ließ. Wenn ich dann aus dem Schlaf geschreckt weinend zu meinen Eltern ins Wohnzimmer flüchtete, pflegte mein Vater ungeachtet eigener Bedrohung das Fenster zu öffnen und die Ruhestörer zur Ordnung zu rufen.

Dr. Peter Kothé, Koblenz

 

 

Zu: "Jobsharing im Bischofsamt" von Sabrina Moritz, JF 11/06

Großkirchen auf Feminismus-Kurs

Die EKD weicht deutlich ab von "Roms" Auffassungen zum Bischofsamt. Das verhindert aber das Mißlingen von Ökumene keinesfalls mehr als die Abweichungen der römischen Kirche von den EKD-Auffassungen. Viel wesentlicher ist, daß beide Großkirchen auf Feminismus-Kurs sind: Auch die römisch-katholische Kirche kennt die Frauenpredigt, sie kennt Frauen in Kirchenvorständen sowie Frauen auf theologischen Lehrstühlen. Die Christlichen Versammlungen, die Brüdergemeinden, die Evangelisch-Lutherische Freikirche sowie die Freien Baptisten behalten das den Männern vor, so wie es die Bibel unzweideutig lehrt!

Jens Günther, München

 

 

Zu: "In den Orkus mit dem ganzen Zauber!" von Thorsten Thaler, JF 11/06

Wohl wollen, aber nicht können

Da appelliert also ein Minister an die bislang noch rechtschreibenden Zeitungen, "Verantwortung zu übernehmen" und den Neuschreib einzuführen. Aha! Frage: Verantwortung wofür? Für den ruhigen Nachtschlaf wohl wollender (aber nichts könnender) Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung, die diesen Zauber verzapft haben?

Hier zu Lande ( zu Wasser und zur Luft manchmal natürlich auch) gibt es wenige Zeitungen, die genügend Verantwortung übernehmen, sich gegen diesen Unfug zur Wehr zu setzen. Dies ist nicht nur wohl verstandene, sondern sogar wohlverstandene Verantwortung für die deutsche Schriftsprache.

Hans Wunner, Bad Aussee

 

 

Zu: "Molltöne in den Einheitsmelodien" von Thorsten Thaler, JF 11/06

Pflügers Befürchtungen zu Recht

So, so, Friedbert Pflüger fürchtete anno 1989 um die demokratischen Errungenschaften der BRD. Nachdem wir nun unsere "DDR light" haben, waren seine Befürchtungen doch gar nicht so unberechtigt.

Detlef Gukumus, Kelkheim

 

 

Zu: "Der deutsche Virus heißt Euro" von Wilhelm Hankel, JF 11/06

Auslandsausgaben zurückfahren

Die Aussage, "daß mit dem Rückgang der Staatsausgaben zwangsläufig die Privateinkommen schrumpfen müssen, denn staatliche Ausgaben finden nun einmal ihren Gegenposten in privaten Portemonnaies", trifft nur für das Inland zu. Wie wäre es aber, die Auslandsausgaben zurückzufahren? Die Portemonnaies von Ausländern (auch der EU) sollten nicht unsere Sorge sein. Die vom Bund der Steuerzahler befürchteten Strafzahlungen für die Nichteinhaltung der Maastricht-Kriterien ähneln der Logik, erst jemanden ins Bein zu schießen und ihn dann zu bestrafen, weil er nicht Schritt halten kann; auch wenn sie der grenzenlosen Dummheit und Überheblichkeit der Regierung Kohl zu danken sind. Ob Deutschland in gewohnter Unterwürfigkeit und Selbstaufgabe je von seiner Machtposition als größter EU-Nettozahler Gebrauch gemacht hat, ist mir unbekannt.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zum Fragebogen: Martin Dreyer, JF 11/06

Widerliche Verhunzung Gottes

Die "Volxbibel" ist eine so widerliche, abstoßende Verhunzung von Gottes unumstößlicher, unfehlbarer Offenbarung und darüber hinaus auch unserer sowieso schon verletzten deutschen Sprachkultur, daß die JF dem Urheber dieser schändlichen Blasphemie nun nicht auch noch Raum zur Selbstdarstellung gewähren muß!

Adolf Weiss, München

 

 

Zu: "Eine Armee löscht ihr Gedächtnis" von Dieter Stein, JF 10/06

Deutsche Geschichte ist mehr

Die deutsche Geschichte besteht aus mehr als den Trümmerhaufen von 1945 und den zwölf Jahren davor. Doch eine pathologische Angst engt sie ständig auf diesen Zeitraum ein und verhindert damit auch die Weitergabe des geistigen und charakterlichen Erbes von 300 Jahren deutscher Militärgeschichte.

Sehr früh und viele Jahre lang stand ich in den Reihen einer Truppe, wo Angst und Feigheit noch nicht ständige Begleiter einer Führung waren, sondern noch Geist und Gesinnung herrschten, wie man es von deutschen Soldaten erwarten durfte. Mit der Aufgabe dieses Erbes wurden bei mir die letzten äußeren und auch inneren Bezüge zu einer Bundeswehr gekappt, die von einer sich hinter dem "Primat der Politik" versteckenden und auf Karriere ausgerichteten Generalität geführt wird und die eine erbärmlich feige Geisteshaltung offenbart. Für mich übriggeblieben sind letzte soldatische Bezüge zu den Kriegsteilnehmern, die Diener einer höheren Gemeinschaft waren, und Opfer einer würdeverlorenen Politik geworden sind.

Konrad Zimmer, Königsberg i.Fr.

 

 

Zu: "Das ist Heuchelei", Interview mit Peter Scholl-Latour, JF 10/06

Grenzenlose Pressefreiheit?

Für eine Pressefreiheit mag Grenzenlosigkeit ebenso eine schädliche Wirkung haben wie beispielsweise für ein Kind, das seine Grenzen nie kennenlernte, wenn seine Erzieher ihm alles erlaubten. Jeder einzelne kann für sich entscheiden, was er verbreiten will. Schund und Schmutz muß aber nicht sein. Festzustellen ist, daß Komiker, Karikaturisten etc. gerne zu religiösen Themen greifen, weil ihnen die Luft ausgeht, das heißt, weil ihnen nichts mehr einfällt, die Inspiration versagt. Für mich hört Pressefreiheit da auf, wo es um Verächtlichmachung oder Verhöhnung religiöser Thematik geht.

Karin Mayer, Berlin

 

Empfindsamkeiten nachvollziehen

Das ganze Abendland ist konsterniert über die Unverhältnismäßigkeit islamischer (und nicht nur islamistischer) Reaktionen auf die Mohammed-Karikaturen einer dänischen Zeitung. Anscheinend kann einzig Peter Scholl-Latour muslimische Empfindsamkeiten nachvollziehen. Niemand wird die gewaltsamen Ausschreitungen in den arabischen Ländern gutheißen, zumal sie erst Monate nach dem Erscheinen der Karikaturen ausgebrochen sind und daher mit Sicherheit unverantwortlichen Scharfmachern zuzuschreiben sind. Doch schon allein das eingangs benutzte Wort "unverhältnismäßig" zeigt ja, daß sich der Westen tatsächlich etwas hat zuschulden kommen lassen, worauf eben "verhältnismäßig" zu antworten gewesen wäre.

Ist es vielleicht so, daß wir gegen Empfindsamkeiten, wie auch das Christentum sie getrost haben sollte, in dieser säkularisierten Welt völlig abgestumpft sind und uns im Namen einer Pressefreiheit, die oft blühendsten Unsinn verzapft, niederster Meinungsmache ausliefern?

Hans-Gert Kessler, München


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