© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/06 31. März 2006

Einer von 200.000
von Klaus-Reiner Latk

Abdul Rahman ist frei. Dem vor 16 Jahren zum Christentum Übergetretenen drohte in Afghanistan die Todesstrafe wegen "Abfalls vom Islam". Der Papst, der amerikanische Präsident, die Bundeskanzlerin - alle setzten sich für Rahman ein. Die gute Nachricht: Der Christ ist seinen Henkern vorerst entkommen.

Doch was ist mit den Dutzenden von Glaubensgefangenen in aller Welt, die es immer noch gibt? Sie haben keine Lobby, ihre Fälle landen in den Medien höchstens unter "Vermischtes". Experten schätzen, daß etwa 200 Millionen Christen auf der Welt wegen ihres Glaubens verfolgt oder diskriminiert werden. Das geschieht nahezu in der gesamten islamischen Welt und in den letzten Bastionen der kommunistischen Leviathane. Seit 1995 verhandelt die EU mit den islamischen Mittelmeeranrainern, um Frieden und Stabilität in der Region zu fördern (Barcelona-Prozeß). In allen beteiligten islamischen Ländern haben Menschen, die zum Christentum konvertieren, erhebliche Schwierigkeiten bis hin zur Verhaftung. Selbst in der säkularen Türkei gibt es dafür Beispiele. Doch erst ein lettischer Abgeordneter, Paulis Klavins, hat es gewagt, nach zehn Jahren Dialog darauf hinzuweisen und von den Regierungen Antworten zu verlangen.

Der Erfolg im Fall Rahman ermutigt, doch schlimm wäre es, wenn wir jetzt wieder in unsere Schlafposition wechselten.

 

Klaus-Reiner Latk ist Geschäftsführer der Hilfsaktion Märtyrerkirche (www.h-m-k.org).


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