© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/06 07. April 2006

Meldungen

Ingenieure, Qualität und Sicherheitspolster

HAMBURG. Der Ex-Chef der Deutschen Börse AG hat Mindesteigenkapitalquoten für börsennotierte Firmen gefordert, um diese so vor Hedge Fonds ("Heuschrecken") zu schützen. Vor zwei Jahren habe er die Verschuldung von US-Unternehmen zu Zeiten hoher Börsenkurse analysiert. "Die Zahlen sind erschreckend", erklärte Werner Seifert letzte Woche in der Zeit. "Das Gros der Standardunternehmen hat sich verschuldet, um Cash an die Aktionäre auszuschütten. Die haben mehr Schulden gemacht, als sie investiert haben. Damit haben sie keinen Mehrwert fürs Unternehmen geschaffen. Das Eigenkapital als Puffer ist systematisch reduziert worden, und so wurden die Firmen anfälliger für konjunkturelle Schwankungen", so Seifert. Dies müsse in Deutschland verhindert werden. "Die erfolgreiche deutsche Industrie entstand, weil gute Ingenieure gute Qualitätsprodukte gemacht und die Firmen Sicherheitspolster gebildet haben", erklärte der heutige Professor an der Uni Pompeu Fabre in Barcelona. "Durch diese neue Entwicklung am Kapitalmarkt raubt man den Unternehmen die Zukunft. Denn zuerst wird bei den Investitionen gespart. Ich habe noch die Mails der Hedge Fonds, die genau das gefordert haben", warnte Seifert.

 

Verkauf an Mieter statt an Finanzinvestoren

STUTTGART. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster lehnt einen Verkauf kommunaler Wohnungen an Finanzinvestoren nach dem Vorbild Dresdens ab (JF 12/06). "Unsere Wartelisten sind lang. Das sind meist Menschen, die nicht soviel Miete bezahlen können", erklärte der CDU-Politiker letzte Woche der Berliner Zeitung. "Ich sehe es als eine Aufgabe der Stadt, auch dieser Bevölkerungsgruppe Wohnangebote machen zu können." Städtische Wohnungen hätten zudem einen preisdämpfenden Effekt. "Ich bin für eine beschränkte Mieterprivatisierung", erläuterte Schuster. "Damit stärken wir die wirtschaftliche Basis der Familien. Außerdem achten die Menschen auf ihr Eigentum besser." Er mahnte eine "langfristige und sozial ausgerichtete Politik" an. Die Kommunen sollten sich in wichtigen Bereichen Einflußmöglichkeiten erhalten. Bei den Wohnungen. Bei den Straßenbahnen. Und auch bei den Krankenhäusern", so Schuster. CDU, FDP und Teile der Linkspartei hatten im März im Dresdner Stadtrat für den Verkauf von 48.000 Wohnungen gestimmt.

 

2005 war das heißeste Jahr seit 1880

WASHINGTON. Das Jahr 2005 war global gesehen das heißeste seit Beginn der Messungen 1880. Auch die sechs wärmsten Jahre lagen alle innerhalb der Zeitspanne seit 1998, dem zweitheißesten Jahr seit 1880. Das teilte das Earth Policy Institute (EPI) letzte Woche in Washington mit. Die weltweite Durchschnittstemperatur 2005 betrug 14,77 Grad Celsius, 1998 waren es 14,71 Grad. Laut EPI stieg die Durchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert um 0,8 Grad, davon 0,6 Grad während der letzten drei Jahrzehnte. Einer der Hauptgründe für den Temperaturanstieg sei das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2), dessen Konzentration in der Atmosphäre seit Beginn der industriellen Revolution ab 1760 stark zugenommen habe, so das EPI.

 

Zahl der Woche

Auf 944,4 Milliarden Euro

sind 2005 in Deutschland die Einnahmen der öffentlichen Haushalte gestiegen - das waren 2,1 Prozent mehr als 2004. Die Ausgaben stiegen nur um 1,1 Prozent auf 1.001,3 Milliarden Euro. Das Defizit reduzierte sich so auf 57,1 Milliarden Euro.

(Quelle: Statistisches Bundesamt)


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