© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/06 07. April 2006

Zeitschriftenkritik: Der Eckart
Ein müdes Lächeln für Europa
Werner Olles

Die Österreichische Landsmannschaft (ÖLM), eine vom Wiener Außenministerium anerkannte Hilfsorganisation, wurde 1952 gegründet. Sie ist der Nachfolgeverein des im Mai 1880 von Victor Adler, Peter Rosegger, Franz Xaver Mitterer u.a. gegründeten und 1938 aufgelösten Deutschen Schulvereins. Als Zeitschrift der ÖLM erscheint Der Eckart - Untertitel: "So weit die deutsche Sprache reicht" - nunmehr bereits im 54. Jahrgang. Unter der Schriftleitung von Helmut Müller unterstützt er publizistisch die Kultur- und Schutzarbeit für hilfsbedürftige Altösterreicher deutscher Muttersprache in aller Welt, nimmt jedoch darüber hinaus auch engagiert und pointiert Anteil an den für Österreich, die Bundesrepublik und den gesamten europäischen Kulturkreis wichtigen politischen, historischen und kulturellen Debatten unserer Zeit. Besonders aufgrund seiner entschiedenen Stellungnahmen für die existentiellen Lebensinteressen der christlich-abendländischen Zivilisation ist es dem Eckart in den letzten Jahren gelungen, seine Lesergemeinde stetig zu vergrößern.

So beschäftigt sich der Leitartikel der aktuellen Ausgabe angesichts der jüngsten gewaltsamen Proteste gegen "den Westen" in fast allen islamischen Ländern mit dem Karikaturenstreit und seinen Folgen. Dabei plädiert der Autor für "europäische Solidarität" und betont nachdrücklich, daß Toleranz ihre Grenzen hat. Selbst wenn man die besagten Bildchen für "dekadent, geschmacklos oder kränkend" halte, gelte es vor allem die "kulturelle Identität der europäischen Völker gegen die immer unduldsamer werdenden Einwanderermassen zu bewahren". Anstatt vor den immer unverschämteren Forderungen aus der muslimischen Welt feige zurückzuweichen und in ein "Geschwätz von Toleranz" zu verfallen, müßten die Europäer ihrerseits klare Forderungen aufstellen. Dazu gehöre beispielsweise auch der sofortige Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei und die vollständige und vorbehaltlose Annahme der Werte, der Sprache und Kultur des jeweiligen Gastlandes durch die Zuwanderer.

Das ist gewiß gut gemeint, aber da mit den vielbeschworenen "Werten" und der "Kultur" zumindest in Deutschland ganz offensichtlich nicht mehr viel Staat zu machen ist - wir leben in dieser Beziehung ganz klar von der Substanz, und die ist auch schon weitgehend aufgebraucht -, dürften solche Forderungen bei den allermeisten Muslimen nur noch ein müdes Lächeln hervorrufen. Und selbst auf das "Recht der freien Meinung" kann man sich hierzulande in dem längst stattfindenden "Kampf der Kulturen" wohl nur schlecht berufen, wie der Schriftleiter des Eckart am "Fall Irving" aufzeigt. Der britische Historiker und Buchautor wurde, weil er auch im Zusammenhang mit dem Holocaust sein Recht auf freie Meinungsäußerung (und Irrtum) wahrnahm, von einem Wiener Gericht mit Hilfe eines "einer Diktatur würdigen Gummiparagraphen" in einem Prozeß, der "einer Farce gleichkam", wie sich unabhängige Beobachter aus dem Ausland ausdrückten, zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt.

Kontakt: Helmut Müller, A-1080 Wien, Fuhrmannsgasse 18a. Der Einzelpreis beträgt 3,80 Euro, das Jahresabo kostet 45 Euro, für Schüler, Lehrlinge und Studenten 21 Euro. Internetseite: www.oelm.at


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