© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/06 21. April 2006

Armin Laschet
Multikulti-Pfadfinder
Kurt Zach

Armin Laschet hat immer alles richtig gemacht: kirchliche Jugendarbeit, Dritte-Welt-Gruppe, CDU-Eintritt, Jura-Studium, CV, Mitarbeiter im Büro von Rita Süssmuth. Dann für vier Jahre Bundestagsabgeordneter, 1999 Weiterrücken ins Europaparlament. Am 24. Juni 2005 schließlich folgte er dem Ruf in Jürgen Rüttgers' neues NRW-Kabinett als "Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration".

"Generationenminister" läßt er sich gern titulieren; neu an seinem MGFFI ist aber vor allem, daß der umtriebige Aachener, Jahrgang 1961, außer für "Gedöns" (Gerhard Schröder) auch für sein Herzensthema Ausländerfragen zuständig ist. Tatsächlich ist Laschet Gesicht und Stimme der nächsten Generation des progressiv-multikulturellen Geißler-Süssmuth-Flügels. Seiner makellosen linkskatholischen Parteikarriere entspricht die lupenrein politisch-korrekte Gesinnung. So jemand sagt nie etwas Falsches, und wenn er die eigene Partei kritisiert, weiß er die Meinungseliten hinter sich. Etwa wenn er der CDU eine Mitschuld an den Integrationsproblemen vieler "Migrantenkinder" zuweist, weil sie zu spät erkannt habe, "daß wir ein Einwanderungsland sind". Solche Schlagzeilen produziert Armin Laschet gern. Er weiß, nur wer stets in den Medien vorkommt, gilt etwas und empfiehlt sich für höhere Aufgaben.

Deutschland sei "multikulturell", Multikulti aber "nicht nur nett und bunt und schön" und heiße auch nicht, "daß jeder machen darf, was er will". Sein Rezept zum Aufbrechen der Parallelgesellschaften klingt in ihrer Mischung aus Pfadfindergeist und Dritte-Welt-Laden freilich ähnlich naiv: Alle müßten sich nur tüchtig engagieren, auch die Einwanderer.

Laschet ist kein Lichterketten-Ideologe; was nicht in sein Konzept paßt, wird nicht frontal angegriffen, sondern durch geschicktes Uminterpretieren vereinnahmt. Zum Beispiel die leidige "Leitkultur": Jawohl, alle müßten sich an die Spielregeln halten; aber die sollten erst mal erarbeitet werden, und zwar am besten gemeinsam mit den Ausländern. Ganz so, als wären die Einwanderer nicht in den rechtsstaatlich verfaßten Nationalstaat der Deutschen gekommen, sondern als hätten wir uns mit ihnen irgendwo auf der grünen Wiese getroffen. So wird "Leitkultur" zum Multikulti-Konzept.

Auch sonst liebt der Leitmultikulturalist aus NRW den semantischen Weichspüler. Jugendliche Gewalttäter vom Rütli-Schlag könne man nicht einfach abschieben, denn die seien ja nicht kriminell, sondern "sozial desorientiert". Vom höheren Nachzugsalter für die Familienzusammenführung hält er nichts, Einbürgerungstests lehnt er ab: wir hätten ja nicht zu viele Einbürgerungen, sondern zu wenige. Am Bleiberecht für Flüchtlinge arbeitet Laschets Ministerium auch gerade.

Als neues Aushängeschild der Generation Multikulti in der Union ist Armin Laschet zum Medienliebling geworden. Seine "Integrationspolitik" hält er in der eigenen Partei übrigens für unumstritten. Damit hat er wohl leider recht.


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