© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/06 21. April 2006

WIRTSCHAFT
Kreativer Vorschlag
Jens Jessen

Der weitaus größte Teil aller Lohn- und Gehaltsempfänger zahlt Monat für Monat einen 6,5-Prozent-Obulus in den großen Topf der Arbeitslosenversicherung (AV) ein. Wird einer der Versicherten arbeitslos, bezieht er Arbeitslosengeld aus eben diesem Topf. Es gibt Vorschläge, die AV abzuschaffen und stattdessen eine freiwillige Vorsorge der Arbeitnehmer einzuführen. Da besteht die Gefahr, daß die Vorsorge zu gering ausfällt. Der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, Dennis Snower, will einen Umbau der AV. Der aus den USA stammende Volkswirt glaubt, daß eine Teil-Individualisierung der Finanzierung von Arbeitslosigkeit eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erfolgreicher fördern würde.

Snower schlägt ein System von individuellen "Beschäftigungskonten" vor. Jeder Lohn- und Gehaltsempfänger soll verpflichtet werden, einen Teil des bisherigen Beitrags an die AV auf einem eigenen "Konto zur Vorsorge gegen Einkommensverlust durch Arbeitslosigkeit" anzusparen. Wird er arbeitslos, kann von diesem Konto der staatlich vorgegebene Betrag abgehoben und für den Lebensunterhalt verwandt werden. Ist das Konto leer, springt die abgespeckte AV wie bisher ein. Weist das Konto bei Erreichen des Rentenalters ein Plus auf, kann das Geld für eine Rentenerhöhung verwandt werden. Die Umsetzung der Überlegungen des IfW soll zu einer radikalen Verringerung der Arbeitslosigkeit in Deutschland führen. Schließlich, so glaubt Snower, will keiner auf das Kapital verzichten, das durch laufende Zahlungen Monat für Monat aufgebaut worden ist. Die Suche nach einer neuen Arbeit wird dadurch beschleunigt und effizienter vom Arbeitslosen selbst in die Hand genommen. Ein Gedanke, der einleuchtet.


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