© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/06 21. April 2006

Meldungen

MTV will "Popetown" wie geplant ausstrahlen

BERLIN. Der Musikkanal MTV will die Papstsatire "Popetown" trotz massiver Proteste wie geplant am 3. Mai senden. Obwohl die Kritik aus den Reihen konservativer Politiker und der katholischen Kirche nicht abreißt, werde der Musiksender an der Ausstrahlung festhalten, heißt es von MTV. Programmdirektor Elmar Giglinger verteidigte die Serie und pocht auf Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit. Der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, rief Werbekunden unterdessen zum Boykott des Musikkanals auf. Es gehe dem Sender nur um reißerische Provokation und Geschäftemacherei auf niedrigstem Niveau, so der Bischof. Auch CSU-Chef Edmund Stoiber empörte sich über "Popetown". Die Serie sei ein übler Angriff auf viele Menschen unter dem Deckmantel der Satire. Giglinger hingegen teilte mit, daß das Medienkontrollgremium FSF eine vorab eingereichte Folge für das Tagesprogramm freigegeben habe und von Blasphemie keine Rede sein könne. Auf ein Werbemotiv für die Zeichentrickserie, das den vom Kreuz gestiegenen Jesus im Fernsehsessel zeigt und mit dem Untertitel "Lachen statt rumhängen" versehen ist, hat MTV indes nach massiven Protesten verzichtet.

 

Bundestag will deutsche Texte aus Brüssel

BRÜSSEL. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat sich im Namen aller Fraktionen in einem Schreiben an EU-Kommissionspräsident José Barroso über die Benachteiligung der deutschen Sprache beklagt. Das Parlament werde sich nur noch mit EU-Texten befassen, wenn diese auch in deutscher Übersetzung vorlägen. Dies sei eine Voraussetzung für die sorgfältige Beratung von EU-Themen im Bundestag, heißt es in dem Brief. Zuletzt habe die EU-Kommission wiederholt Texte nicht vollständig auf deutsch vorgelegt. Lammert wies zudem darauf hin, daß Deutsch die Muttersprache der meisten EU-Bürger und noch dazu EU-Amtssprache sei. Hintergrund der Beschwerde ist die Ankündigung Finnlands, die Internetseite seines Ratsvorsitzes ab 1. Juli nur in englisch und französisch anzubieten. Der Verzicht auf die Verwendung der deutschen Sprache hatte schon bei der letzten finnischen Präsidentschaft 1999 für Verstimmungen mit Berlin gesorgt. Bei informellen Ratstreffen in Finnland hatte es angeblich aus Kostengründen nur Übersetzungen ins Englische und Französische gegeben.

 

Regisseur empört über Buch-Verbot

MAINZ. Der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck hat die einstweilige Verfügung gegen sein Film-Buch "Das Leben der anderen" als "Akt der Zensur" kritisiert. Die Ex-Frau des Schauspielers Ulrich Mühe, der die Hauptrolle in dem Film spielt, hatte die einstweilige Verfügung erwirkt, weil Mühe sie in dem Buch als IM der Staatssicherheit bezeichnet. "Ich habe die Dokumente der Birthler-Behörde gesehen, die Jenny Gröllmann belasten. Ich weiß nicht, wie man so etwas bestreiten kann, vor allem, wenn die Akte 250 Seiten lang ist", sagte Henckel von Donnersmarck vorigen Donnerstag dem 3sat-Magazin "Kulturzeit". Unter diesen Umständen sei die einstweilige Verfügung ein Hohn. Er halte die Entscheidung, die Stasi-Archive zu öffnen, für sehr wichtig, betonte der Regisseur. "Die Vergangenheit darf nicht geleugnet werden, wie es in diesem Fall geschieht", fügte er hinzu. Ein Sprecher des Suhrkamp-Verlags erklärte, der Verlag werde sich gegen die einstweilige Verfügung rechtlich zur Wehr setzen.

 

Sprach-Pranger

"Reflecting on Time"

Werbe-Motto in Anzeigen des traditionsreichen (1918 gegründet) Schweizer Uhrenherstellers Mido

 

Mehr Besucher
(JF)

Die deutschen Programmkinos strafen die allgemeinen Klagen über eine Kinoflaute Lügen. So verzeichneten sie nach Angaben der AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater in den ersten beiden Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Anstieg der Besucherzahlen um durchschnittlich sieben Prozent.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen