© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/06 21. April 2006

Ein müdes Lächeln
Arg bemüht: "The Big White" von Mark Mylod
Michael Insel

Seit die Fernsehserie "Ausgerechnet Alaska" (Erstausstrahlung 1990) Wonnen und Nöte uriger Provinzler im so verschneiten wie verträumten Cicely ins warme Wohnzimmer brachte, wollten Indie-Filmemacher dergleichen auf Biegen oder Brechen auf die große Leinwand bannen. Am besten gelang dies den Gebrüdern Coen, deren üblicher schwarzer Humor sich in "Fargo" (1996) blendend von der weißen Schneewüste Minnesota abhob.

Nun hat sich Mark Mylod, der bei den britischen Comedy-Serien "Ali G. in da House" (2002) und "Shameless" (2004) Regie führte, ebenfalls in die Wildnis hinausgewagt, um eine ähnlich schrullige Handlung zu verfilmen. Sein Kinodebüt "The Big White - Immer Ärger mit Raymond" verlegt das krumme Ding, das es zu drehen gilt, noch um einige Breitengrade nach Norden.

In einer abgelegenen Kleinstadt in Alaska stehen die Schulden dem Reisebürobesitzer Paul Barnell (Robin Williams) bis zum Hals. Zusätzliche Sorgen bereitet ihm seine Frau Margaret (Holly Hunter, die auch die Coen-Brüder gerne engagieren), die am Tourette-Syndrom leidet. Paul sieht keinen anderen Ausweg aus seiner finanziellen Notlage, als die Lebensversicherung seines verschollenen Bruders Raymond einzulösen.

Dummerweise macht ihm ein diensteifriger Sachbearbeiter (Giovanni Ribisi) einen Strich durch die Rechnung, doch Paul hat Glück im Unglück und findet eine Leiche in der Mülltonne, die er als Raymond ausgibt. Die örtlichen Ordnungshüter nicken den makabren Fund ab - Ted hingegen, der auf eine Versetzung in weniger arktische Gefilde hofft, weigert sich immer noch, die Versicherungsprämie von einer Million Dollar auszuzahlen.

Währenddessen nehmen die beiden inkompetenten Killer, deren Opfer plötzlich verschwunden ist, die Fährte auf. Um das Maß vollzumachen, findet sich schließlich auch noch ein quicklebendiger Raymond (Woody Harrelson) ein und besteht darauf, ebenfalls von seinem frühzeitigen Tod profitieren zu können.

Das alles klingt arg um Kultstatus bemüht und ist es auch. Mylods Film schlängelt sich von einer haarsträubenden Szene zur nächsten und begnügt sich mit dem müden Lächeln, das ein paar Slapstick-Einlagen, exzentrische Bühnenbild-Einfälle und Toilettenhumor hervorrufen. Die starke Besetzung hat gegen Colin Friesens Skript kaum eine Chance.

Foto: Margaret (Holly Hunter)


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