© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/06 05. Mai 2006

Hauptschul-Report:
Hilferuf aus dem Klassenzimmer
Christoph Martinkat

Der Zustand ihrer Bildungsanstalten verrät die Verfaßtheit einer Gesellschaft. Dort, wo Erwerbsarbeit zur Rarität, eine gute Idee nicht gefördert und ein Wort wie Moral klein geschrieben wird, ist Zukunft ein unfruchtbares Land. Ohne hoffnungsvolle Aussichten jedoch läßt es sich allenfalls vegetieren, recht leben und das Leben gestalten läßt sich so nicht. Betroffen von diesem Dilemma sind vor allem jene, die das Leben naturgemäß als Versprechen sehen, jedoch allzu früh eines Besseren belehrt werden: die Kinder. Spätestens seit dem Hilferuf der Lehrer an der Neuköllner Rütli-Schule dürfte auch dem letzten Optimisten klar sein: Hauptschule von heute, das ist oft kaum mehr als eine Verwahr- oder Sozialstation, deren Krisenmanagement nicht oder nur unzureichend funktioniert.

Von Berlin-Neukölln nach Charlottenburg

Besonders verheerend ist die Situation vor allem dort, wo Kinder aus sozial deklassierten und Migrantenfamilien zur Schule gehen oder sie schwänzen. Dort regieren fliegende Fäuste und nur selten Argumente. In Berlin gilt das nicht nur für den Stadtteil Neukölln. Die Verhältnisse an der Pommernschule in Berlin Charlottenburg, einer sogenannten Brennpunkt-Hauptschule, haben nun die Kameras des ZDF eingefangen. Die kurzfristige ins Programm genommene Dokumentation "S.O.S. Schule - Hilferuf aus dem Klassenzimmer" (Teil 3 bis 6: 9., 10., 17. und 18. Mai, jeweils 22.15 Uhr) zeigt den Einsatz zweier vom Schulleiter angeforderter "Coaches", welche die Spirale aus Frust und Gewalt, Angst und Verzweifelung in den Klassenzimmern durchbrechen wollen.

Vielleicht klappt es ja vor laufender Kamera.


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