© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/06 19. Mai 2006

Aufgeschnappt
CSU gegen Rechts
Matthias Bäkermann

Verwundert rieb man sich die Augen: "Filmdreh gegen Rechts", titelte letzten Montag der in Himmelblau gehaltene Internetauftritt der CSU. Kein Geringerer als Bayerns wenig medienscheuer Haudrauf Günther Beckstein, so erfährt man, hat als Leiter der Innenministerkonferenz im Zuge der Aufklärungskampagne "Wölfe im Schafspelz" einen Wettbewerb ins Leben gerufen. Dazu fordert er "alle Schüler" auf, bis zum 15. Oktober einen "Spot" zu drehen, der den "Rechtsextremisten die Maske vom Gesicht nimmt". Dies sei notwendig, denn die "geistigen Brandstifter" gäben sich neuerdings harmlos, nett und hilfsbereit, trügen statt Bomberjacke jetzt "ganz normale Sachen" und fielen außerdem nicht mehr zwingend durch Gewalttaten oder gar Brandanschläge auf. Solche "Biedermänner" sollen nun die Jugendlichen in einer "kurzen Story" darstellen. Bei der CSU war man ob dieser Initiative wohl derart auf Antifaschismus gepolt, daß man auch gleich den gewohnten Duktus "gegen Rechts" mit übernommen hat. Im Unterschied zur Schwesterpartei, bei der dies vielleicht gar nicht mehr aufgefallen wäre, hat sich anscheinend in München doch noch jemand an Franz-Josef Strauß erinnert, nach dem es "keine demokratische Kraft rechts neben der CSU geben darf", man folglich vielleicht sogar "Rechte" in den eigenen Reihen haben könnte. Bereits dienstags war die weißblaue Internetwelt geradegerückt: nun tatsächlich "gegen Rechtsextremisten". 


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