© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/06 19. Mai 2006

Der Preis ist rund: WM-Euphorie via Werbeangebot
Das Wunder von fern
Christoph Martinkat

Die Deutsche Bahn glaubt noch an den Weihnachtsmann. Zumindest suggeriert sie uns, daß ihr Vertrauen in den deutschen Fußball unerschütterlich sei. Wird Deutschland Weltmeister, so verspricht das Unternehmen, kann jeder Besitzer einer WM-Bahncard diese bis zum Jahresende nutzen. Im dazugehörigen TV-Werbespot verspricht Michael Ballack, der eigentlich nie Zug fährt, einem neunmalklugen Rotzlöffel, der dem Sohn von DFB-Torwarttrainer Köpke verdächtig ähnelt: "Mal sehen, was wir für dich tun können." Etwa zaubern? Ist es also nur ein billiger Trick der Deutschen Bahn, um arglose Kunden zu akquirieren? Die Sache wäre einfach, hätte sich nicht das Unternehmen soeben als Hauptsponsor von Hertha BSC vorgestellt. Und die "Alte Dame", wie der traditionsreiche Hauptstadtverein bezeichnenderweise genannt wird, steht außerhalb des Verdachts, auch nur ansatzweise erfolgreich zu sein. Mit ihrem WM-Köder nun ist die Deutsche Bahn nur auf den Zug von Mediamarkt-Ketten aufgesprungen, die ebenfalls mit einem Sieg der Deutschen locken. Was, wenn unsere Mannschaft unter dieser drückenden Last verliert? Dann ist der Zug wohl abgefahren.


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