© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/06 02. Juni 2006

Zeitschriftenkritik: Inside the Vatican
Die Kirche lebt
Georg Alois Oblinger

"Wir sind Papst", so titelte die Bild-Zeitung vor gut einem Jahr. Tatsächlich hat der deutsche Papst für ein neues Interesse an der katholischen Kirche gesorgt. Auch ein Jahr nach der Papstwahl sind die Audienzen bei Benedikt XVI. wesentlich stärker besucht als bei Papst Johannes-Paul II., und noch immer stehen in Deutschland katholische Themen hoch in Kurs.

Dies wirkt sich selbstverständlich auch auf die Medienlandschaft aus. Schon beim Weltjugendtag ging mit Vers 1 eine neue christlich-konservative Monatszeitung an den Start (JF 39/05). Seit Juni nun liegt auch die seit vierzehn Jahren auf englisch erscheinende Monatszeitschrift Inside the Vatican in deutscher Sprache vor - hier versehen mit dem Untertitel "Schönheit und Drama der Weltkirche".

Im Vorwort des Heftes greift Guido Horst, der Verantwortliche für die deutsche Ausgabe, den Ausspruch Benedikts XVI. kurz nach seiner Papstwahl auf: "Die Kirche lebt - und sie ist jung." So will sich die 72 Seiten starke Zeitschrift hauptsächlich an - gerade auch junge - Menschen wenden, bei denen das Interesse an der Kirche neu erwacht ist. Vor allem aber will sie direkt aus dem Vatikan berichten, wo auch der Redaktionssitz ist. Sie kann schon im vorliegenden Heft mit dem Interview eines lateinamerikanischen Kardinals aufwarten. Ferner kommen ein weiterer Erzbischof und der Sprecher der deutschen Ostpriesterhilfe zu Wort.

Das Titelthema "Das Eis bricht" beschäftigt sich mit dem Verhältnis des Vatikans zur Orthodoxie, das sich seit dem Beginn des neuen Pontifikats wesentlich entspannt hat. Conditio sine qua non für eine Wiedervereinigung bleibt allerdings die Anerkennung des römischen Primats. Spannend liest sich auch der Bericht über Papst Benedikts Haltung zum Islam und die Reportage über den römischen Spiegel-Korrespondenten Alexander Smoltczyk.

Wie der Untertitel schon andeutet, soll in dieser Zeitschrift auch die Schönheit nicht zu kurz kommen. Beiträge über christliche Kunst und passende hochwertige Bilder verschönern zusätzlich den Lesegenuß.

Die Machart der Zeitschrift erinnert stark an die mittlerweile eingestellte Monatszeitschrift 30 Tage, die seit Januar 1991 auf deutsch erschienen ist. Auch hier war in den ersten Jahren Guido Horst der verantwortliche Redakteur. Eine weitere Verbindung wird deutlich: Vertrieben wird die Zeitschrift durch die Agentur brainpool.X, ein Tochterunternehmen des MM Verlags. Der MM Verlag wiederum gab anfänglich 30 Tage heraus und hat heute mit Komma seine eigene Zeitschrift (JF 6/03), in der Guido Horst ebenfalls publiziert.

Der Markt hat eine weitere vatikantreue Zeitschrift erhalten. Der Leser darf sich freuen, da der große Konkurrenzdruck sich auch positiv auf die Qualität auswirkt. Welche Zeitschriften die ersten Jahre überleben werden, bleibt abzuwarten.

"Inside the Vatican" erscheint zehnmal jährlich zum Preis von 50 Euro. Das Heft kann bezogen werden über brainpool.X, Goethestraße 5, 52064 Aachen, Tel. 02 41/ 6 09 11-20, Fax: 02 41 / 6 09 11-15.


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