© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/06 02. Juni 2006

Frisch gepresst

Generale und Admirale. "Selbst fünftklassige 'Superstars' genießen größere Aufmerksamkeit." Etwas polemisch überspitzt beschreibt Oberst a.D. Dieter Kilian den Stellenwert der höchsten militärischen Gruppe, die der Generale und Admirale, in der bundesdeutschen Gesellschaft. Dabei spricht er die Bundeswehr grundsätzlich nicht davon frei, diese Situation mitverursacht zu haben. Einerseits waren die militärischen Konzepte während des Kalten Krieges nicht selten darauf abgestellt, daß Einheiten selbst räumlich nicht mehr inmitten des zivilen Lebens Platz fanden, andererseits ließ die jahrzehntelange Betonung des Nichtmilitärischen im öffentlichen Raum nur wenig Platz für die Uniform. Bis heute ist die Führungsspitze der Bundeswehr, derzeit etwa 200, zwischen 1955 und 2005 zirka 1.500 Generale und Admirale bei vielen weitgehend unbekannt. Kilian kann mit seinem Buch zwar diesem Informationsdefizit nur schwer abhelfen, er gibt Interessierten aber zumindest eine versierte Übersicht der wichtigsten Funktionsträger innerhalb der Truppe an die Hand. Dabei gerät seine Porträtreihe der Allerwichtigsten - politische Funktionsträger von Blank bis Struck eingeschlossen - zur kenntnisreichen Hintergrundgeschichte unserer Armee (Elite im Halbschatten. Generale und Admirale der Bundeswehr. Osning Verlag, Bielefeld, Bonn 2006, 556 Seiten, gebunden, 28 Euro).

Elitekämpfer. Im Nachkriegsdeutschland tat man sich bis in die siebziger Jahre schwer, militärische Eliteverbände zu schaffen, die Kritikern statt des Bildes des verteidigungsbereiten Staatsbürgers in Uniform martialische Erinnerungen an "dunkle Jahre" hätten offenbaren können. Zwei Ereignisse machten deutlich, daß eine ernstzunehmende Mittelmacht wie Deutschland eigene Einheiten benötigt, die zum einen in der Terrorabwehr geschult sind, andererseits deutsche Staatsbürger aus brenzligen Situationen im Ausland befreien können: die Geiselnahme israelischer Sportler bei den Olympischen Spielen 1972, die durch überforderte Polizeieinheiten blutig endete, und die Befreiung von Mitarbeitern der Deutschen Welle aus Ruanda im April 1994 durch belgische Fallschirmjäger, da Einheiten der Bundeswehr dazu weder ausgebildet waren noch über die notwendigen Mittel verfügten. Dies führte zur Schaffung der Grenzschutztruppe 9 (GSG9), die sich bereits wenige Jahre nach ihrer Gründung als "Helden von Mogadischu" 1977 Meriten erwarb, und der ersten militärischen Kommandotruppe KSK, die seit 1996 an allen kritischen Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilnahm. Ergänzt wird der von GSG9-Gründer Ulrich Wegener und Ex-KSK-Kommandeur Reinhard Günzel herausgegebene Band von einem Exkurs zu den "Brandenburgern", einem kommandoähnlichen "Sonderverband" der Wehrmacht, den einer der Regimentkommandeure, der mittlerweile hochbetagte Uwe-Wilhelm Walther, ins Gedächtnis ruft (Geheime Krieger. Drei deutsche Kommandoverbände im Bild. KSK - Brandenburger - GSG9. Verlag Pour le Mérite, Selent 2006, 126 Seiten, gebunden, Abbildungen, 25,95 Euro).

Kephalonia. Nach der Kapitulation Italiens 1943 kam es auf der griechischen Insel Kephalonia zu Kampfhandlungen zwischen den ehemaligen verbündeten deutschen und italienischen Truppen. Dabei sei es nach Vorwürfen deutscher Historiker zu schweren Kriegsverbrechen deutscher Gebirgsjäger an Angehörigen der Division Acqui gekommen. Das Heft der Arbeitsgemeinschaft für Kameradenwerke und Traditionsverbände rekapituliert die Geschehnisse, analysiert vorliegende Quellen und zeigt Wahrheiten und Widersprüche auf (Kephalonia. Ein Kriegsverbrechen der Gebirgstruppe der Wehrmacht? Tübinger Straße 12-16, 70178 Stuttgart, kostenlos zu erhalten).


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