© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/06 16. Juni 2006

Leserbriefe

Zu: "Wenn die Sicherungen durchbrennen" von Tim König, JF 24/06

Hinterhältigkeit der Attentäter

Die JF-Berichterstattung zu Haditha hebt sich wohltuend von den meist klaren, oft auch noch hämischen Vorverurteilungen der Marines in anderen Medien ab. Ich kann da mitreden, weil ich als Offizier der Bundeswehr Hunderte Gespräche mit Zeitzeugen und oftmals auch noch Beteiligten an angeblichen Massakern der Wehrmacht und Waffen-SS geführt habe und das Problem der Partisanenbekämpfung in Europa ja die Vorstufe für das Geschehen im Irak, in Israel und anderswo war. Hier gilt es festzuhalten: Ohne Greueltaten von Partisanen oder "Freiheitskämpfern" hätte es nie Repressalien gegen die Zivilbevölkerung gegeben! Die Hinterhältigkeit der Selbstmord-Attentäter bringt heute eine völlig neue Dimension dazu, denn wie schützt man sich gegen eine anscheinend im 11. Monat schwangere Frau, die unter ihrer Burka aber einen Sprengstoffgürtel trägt - und damit ein Dutzend Soldaten in die Luft jagt? Der heute glänzend ausgebildete Soldat ist dagegen hilflos, weil er einer solchen Niedertracht und Perversion niemals gewachsen sein kann. Schuld daran ist aber nicht er, sondern sind alle seine Vorgesetzten bis hinauf zum Präsidenten, die ihn in diese ausweglose Situation gebracht haben.

Walter Held, Oberstleutnant a.D., Traunstein

 

 

Zu: "Haditha" von Alexander Griesbach, JF 24/06

Bush kommt in meine Gasse

Der Präsident der USA George W. Bush kommt in meine Gasse. Er wird vom 20. bis 21. Juni im Hotel Vienna Intercontinental in der Wiener Johannesgasse wohnen, wo ich seit vielen Jahren lebe. Im Schlaf werden wir nur wenige Schritte voneinander entfernt sein. Meine Distanz zu ihm wird aber nicht geringer werden als die anderer Bewohner der Erde, die ihn - wie ich - nicht mögen. Sollte ich ihn zufällig in meiner Gasse treffen, so würde ich ihm folgende Fragen stellen:

Herr Präsident, warum haben Sie nach dem Terror-Anschlag vom 11. September 2001 die Welt in einen permanenten Kriegsschauplatz "zur Terrorbekämpfung" verwandelt? Warum bekämpfen Sie den Terror auch dort, wo es ihn bisher gar nicht gab? Warum drangsalieren Sie Völker, die Sie mit Demokratie und Freiheit beglücken wollen, mit Bomben, Raketen, Hunger, Not und Elend? Warum lassen Sie Bespitzelungen, Freiheitsberaubungen und Folter zu? Warum wollen Sie aller Welt die kapitalistische, neoliberale Wirtschaftsordnung, die amerikanische Lebensart, die soziale Kälte mit der großen wachsenden Kluft zwischen Armen und Reichen aufzwingen? Warum nehmen Sie Umwelt- und Klimaschutz nicht ernst? Warum streben Sie nach Vorherrschaft der USA auf allen Kontinenten? Warum bevormunden und rekrutieren Sie dazu europäische Staaten und Völker?

Dr. Erich Schäfer, Wien

 

 

Zu: "Ohne Nation geht's nicht" von Doris Neujahr, JF 23/06

Leute, die Gott ersetzt haben

Ich wundere mich immer wieder, wie ein Mann wie Habermas, der sicher nicht mit weniger Intelligenz gesegnet ist als wir anderen, solch einen Unsinn verzapfen kann und bei der Verfolgung seiner Ziele alle moralischen Hemmungen über Bord wirft. Unser Papst bezeichnet Leute wie ihn als Funktionäre, die Gott durch das politische Handeln ersetzt haben. Als Hochschullehrer in Tübingen 1966/67 habe er das grausame Antlitz dieser atheistischen Frömmigkeit unverhüllt gesehen (Ratzinger: "Aus meinem Leben").

Es ist wahrscheinlich weise, wie es Carl Schmitt (Plessner zitierend) in "Der Begriff des Politischen" getan hat, sich bei der Ursachenforschung auf Sätze zu beschränken wie jenem, dem zufolge der Mensch ein primär Abstand nehmendes Wesen sei, unbestimmt, unergründlich, eine offene Frage oder eine unwiderstehliche Neigung habe, von der Begierde hinüberzugleiten zum Bösen, wenn nichts entgegensteht (Machiavelli). - Damit hätte man Habermas und Genossen ganz gut getroffen. 

Joachim Gohlicke, Münster

 

 

Zu: "Sagen wir Nationalstolz", Interview mit Karlheinz Weißmann, JF 23/06

Ismen vernachlässigen Gott

"Nein", bitte kein Patriotismus! Ein Patriot ist jemand, der Vaterlandsliebe übt. Die -ismen setzen dabei die Erkenntnisse des menschlichen Verstandes an die erste Stelle und vernachlässigen damit die Tatsache, daß Gott die Welt regiert. Die Basis der christlich-abendländischen Kultur wurde von den Kaisern des 1. Deutschen Reiches gelegt, die nach dem Motto handelten: "Für Gott, Kirche und Land"; in der Reihenfolge mit Gott an erster Stelle. Im 2. Deutschen Reich galt dagegen nur: "Für Kaiser und Reich". Daran änderte auch das Bekenntnis auf dem Koppelschloß: "Gott mit uns" nichts.

Martin Haverkamp, Bielefeld

 

 

Zu: "Abenteuerlicher Einsatz" von Paul Rosen, JF 23/06

Grüne - frappant und entlarvend

Diese klare Analyse und überzeugende Bewertung des Kongo-Einsatzes der Bundeswehr hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Besonders frappant und entlarvend ist hierbei die Zustimmung der Grünen: Die Grünen sind einmal als pazifistische Partei angetreten, die die Bundeswehr abschaffen wollte; kaum ein Parteimitglied beziehungsweise Wähler dieser Klientelpartei hat selbst als Soldat gedient; auch sonst möchte man am liebsten mit Militär nichts am Hut haben. Bundeswehr? Igittigitt!

Dennoch haben diese grünen Abgeordneten überhaupt kein Problem damit, Soldaten in diese nicht ungefährliche und heikle Umgebung zu schicken. Das Ganze dient schließlich der Weltbe- glückung, und in dieser Hinsicht sind die Grünen bekanntermaßen Experten. Man stelle sich nur einmal die Situation vor, daß ein deutscher Soldat auf einen Kindersoldaten mit einem Gewehr im Anschlag trifft. Was dann? Die Grünen bleiben sich auch hier treu: Mit wohlfeilen und hehren Verlautbarungen, besorgtem Stirnrunzeln und erhobenem Zeigefinger zur Verbesserung der Welt aufrufen, das können sie (Paradebeispiel: Joseph Fischer). Wenn es jedoch konkret und gegebenenfalls unangenehm werden könnte, sollen andere die Aufgabe erledigen. Selbst bastelt man lieber an der eigenen Karriere, Opportunismus ist dabei nicht hinderlich. Manchen Leuten gelingt es atemberaubend sicher, sich immer so zu drehen und zu wenden, daß die Sonne sozusagen permanent von oben scheint. Ein Trauerspiel.

Michael Jäckel, Hildesheim

 

 

Zu: "Es gärt im Untergrund" von Günter Zehm, JF 23/06

Endlich ohne Pharisäer-Attitüde

Als 81jähriger Zeitzeuge, dessen Eltern Hitler nicht gewählt haben, spreche ich Matthias Matussek und der gelungenen Rezension meine Anerkennung aus. Endlich mal ein Nachgeborener, der auf die politisch korrekte Pharisäer-Attitüde verzichtet und sich um Gerechtigkeit für das deutsche Volk bemüht! Wer weiß heute noch, daß bei der letzten freien Wahl am 6. November 1932 vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Hindenburg die NSDAP nur 33,1 Prozent erhalten hatte? Dieser teuflisch-geniale Demagoge, dieser ehemalige österreichische Obdachlose hatte es verstanden, die durch den Rachefrieden von Versailles, die Weltwirtschaftskrise und die drohende kommunistische Revolution tief verunsicherte deutsche Seele mit einer verführerischen Rhetorik anzusprechen.

Trotz all seiner Völkerrechtsverletzungen wagten es die Westmächte nicht, Hitlers Treiben zu sanktionieren; statt dessen wurde zeitweilig hofiert. So erklärte Lloyd George, der frühere britische Premierminister im Sommer 1936 gegenüber dem Daily Express, nun sage auch er "Heil Hitler", denn dieser sei ein geborener Menschenführer, "eine magnetische, dynamische Persönlichkeit". Der "deutsche Kanzler" sei "ein Mann von großem Verständnis, dessen Aufrichtigkeit mir einen tiefen Eindruck gemacht hat" (zitiert nach Louis P. Locher, "Die Mächtigen und der Tyrann", S. 214). Er war zweifellos die schlimmste satanische Inkarnation der Weltgeschichte - und es ist eine schändliche Ungerechtigkeit, das deutsche Volk pauschal zu beschimpfen, das letztlich Opfer seiner Infamie geworden war. 

Edgar Hügel, Greffrath

 

 

Zur Meldung: "Kritik an Skulpturen im Olympiastadion", JF 23/06

Man erkennt daran Geschichte

Von Urzeiten an erkennt man die geschichtlichen Zeitabschnitte an ihren Kunstwerken, unabhängig davon, ob jeweils gute oder böse Herrscher regierten. Ich finde es daher nicht angebracht, wenn Kunst - egal, ob sogenannte entartetete Kunst oder Kunst aus dem Dritten Reich oder die Kunst alter Kulturen wie die Statuen in Afghanistan - verachtet oder sogar vernichtet wird. Was würden wohl Lea Rosh und Ralph Giordano davon halten, wenn sie damit rechnen müßten, daß "ihr" Mahnmal am Brandenburger Tor in Berlin nach Jahrzehnten wieder abgerissen wird? 

Peter Born, Wunsiedel

 

Selbsternannte Kulturoberhirten

Ein Protest schallt wieder einmal durch Berlins Heilige Hallen. Zielscheibe ist die Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum, dessen Plastiken aus der Vorkriegszeit offensichtlich Mißfallen erregen. Diesen selbsternannten Kulturoberhirten Ralph Giordano und Lea Rosh sei ins Stammbuch geschrieben: Kunst ist nicht Sache eines Systems oder eines Einzelnen, sie entwickelt sich auch nicht "auf Befehl", sondern ist Ausdruck eines Empfindens, und von Kreativität, deren Wurzeln weit zurückreichen in die Kultur eines Volkes, einer Gruppe oder eines Kreises. Die Verbannung aus der Öffentlichkeit, wie von Giordano und Rosh gefordert, wäre um keinen Deut besser als die Bücherverbrennungen. 

Klaus Obrecht, Offenburg

 

 

Zum Pro&Contra: Rauchverbot im Fußballstadion?, JF 23/06

Die Freiheit anderer tangiert

Wer bei Theater- und Konzertbesuchen zwei Stunden ohne Rauch zubringen kann, dem sollte dies auch bei sportlichen "Freiräumen" möglich sein, egal ob in Fußball- oder Leichtathletik-Arenen. Gegen Rauchverbote sollte man nicht das Grundgesetz bemühen, denn keine Freiheit sollte es dort geben, wo die Freiheit anderer tangiert wird. Es ist natürlich klar, daß die Drogenmafia, hier die Tabakin-dustrie, andere Zielsetzungen hat und - wie naiv - auf die "Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Fakten" vertraut, die zuvor von ihr finanziert wurden. Folgen wir also dem Vorbild anderer Länder, die mehr Mut zur Entscheidung haben!

Karl Dimmig, Neuss

 

 

Zu: "Ja und Aber" von Wolfgang Fenske, JF 23/06

In Deutschland nicht zu erwarten

Ich hatte in Polen meine Tante besucht und somit die Möglichkeit, stundenlang am Fernseher den Besuch des Paptstes zu verfolgen. Er wurde mit einer Begeisterung empfangen, die in Deutschland nicht zu erwarten gewesen wäre. Hochachtung vor dem deutschen Papst, der für alle Deutschen eine Bereicherung ist und ein Hoffnungsträger für Frieden und Gerechtigkeit. Durch sein Handeln werden die christlichen Werte den westlichen Demokratien und der Welt überhaupt neue Impulse bringen.

Raimund Winckler, Hamburg

 

Sachliche Differenzierung?

Der Papst besuchte also Polen. Der Bericht darüber drehte sich im wesentlichen nur um "Auschwitz". Was sonst wichtig war, erfahren wir nicht. "Aufrichtige Trauer und sachliche Differenzierung schließen sich bei diesem Papst nicht aus", meint der Autor, einen Satz des Papstes zitierend. Um wen trauerte der Papst? "Über das deutsche Volk (in seiner Gesamtheit?)" habe "eine Schar von Verbrechern (alle damals politisch Verantwortlichen?) ... mit der Verheißung des Wiedererstehens der Ehre (Abschütteln des Jochs von Versailles?) Macht gewonnen ..., so daß unser Volk zum Instrument ihrer Wut des Zerstörens (wer zerstörte damals was und wer aus Wut?) und des Herrschens gebraucht und mißbraucht werden konnte."

Welche Völker wurden nicht schon mißbraucht? Das französische 1789, das US-amerikanische in Hiroshima, das englische in Indien, das russische 1945? Welche Mittel gab es dagegen? Bestimmt nur redliche Wahrheit und keine "unverrechenbare Dialektik".

Thormut Schreiber, Norden

 

 

Zu: "'Was sind einzelne Menschen in diesem Spiel'" von Thorsten Hinz, JF 23/06

Haltung zum Versailler Diktat

Besonders kennzeichnend in diesem Lebensbild von Gerhart Hauptmann zu seinem 60. Todestag ist seine Haltung zum "Versailler Diktat von 1919", die damals in Deutschland Allgemeingut war und die Bevölkerung in die Arme Hitlers trieb, auch deshalb, weil die westlichen Demokratien den deutschen Demokraten die Verstöße gegen das Selbstbestimmungsrecht und die 14 Punkte von Präsident Wilson nicht erleichterten. Wenn wir schon immer von Schuld in der Zeitgeschichte reden, dann muß zuvörderst die "Büchse der Pandora" von 1919 erwähnt werden, den Ausgangspunkt des folgenden Unglücks.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: "Bis zum bitteren Ende" von Heinz Magenheimer, JF 23/06

Angriff Stalins unwahrscheinlich

Von einem unmittelbar bevorstehenden Angriff Stalins konnte Hitler nicht ausgegangen sein, sonst hätte er seinen Entschluß, die Sowjetunion anzugreifen, rückblickend nicht "heftig bedauert". Vielmehr dürfte er bei seinem Entschluß, den "Teufelspakt" zu brechen, gedacht haben dürfen, daß einen solchen Pakt seine ziviliserten westlichen Rivalen aus christlich-ethischen Gründen niemals schließen würden. 

Franz Wesner, Dortmund

 

 

Zu: "Christlicher Debattierclub" von Georg Alois Oblinger, JF 23/06

Antideutsche Hetzarktikel

Das Lob auf den englischen Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton, der als christlicher "Apologet" und Feind von "Platitüden und sonstigen Irrwegen" bezeichnet wird, entspricht nicht der Wahrheit. Im Ersten Weltkrieg startete die Northcliffe-Presse mit gemeinsten Zeichnungen des Holländers Raemaker niederträchtige Verleumdungsorgien gegen Deutschland. Prominente englische Intellektuelle begleiteten jeden dieser Hetzartikel mit begeisterten Zustimmungserklärungen - allen voran Chesterton, H.G. Wells, Hilaire Belloc etc. Darin waren die Deutschen Scheusale, seelisch halb Gorilla, halb Schweine. Sie vergewaltigten Frauen und Kinder, spießten sie auf, hackten ihnen die Hände ab und knallten Zivilisten aus purer Mordlust nieder.

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg

 

 

Zu: "Eine Ohrfeige für die Vertriebenen" von Paul Leonhard, JF 21/06

Methode des Verdrängens

In Kreisen der vertriebenen Schlesier wird schon seit längerem mit Verwunderung und Ärger die restriktive Einstellung des Museumsleiters gegenüber allen schlesischen Belangen zur Kenntnis genommen. Das Ganze hat in Görlitz Methode. Das war nicht immer so. Nach der Wende, 1990, waren in Görlitz viele schlesische Fahnen und Farben zu sehen, besonders deutlich wurde das beim Besuch des damaligen Bundeskanzlers Kohl. Am Ortsrand von Sohland hieß es auf einem Schild "Willkommen in Schlesien". Schwarzrotgoldene Fahnen wechselten sich mit Weißgelb (schlesische Farben) ab. Auf den Spruchbändern einer großen Menschenmenge hieß es "Willkommen in Niederschlesien!" oder "Görlitz - Perle Schlesiens".

Heute hält es die Stadt Görlitz bei ihrer Bewerbung als Kulturhauptstadt nicht mehr für nötig, auf die Zugehörigkeit zu Schlesien hinzuweisen! In der Bewerbung bezeichnet man sich als "ostsächsische Stadt". Der Name Schlesien wird überall ausgeblendet. Bei dem ständigen Ausblenden schlesischer Bräuche und Traditionen hat man manchmal den Eindruck, die DDR käme zurück. Die Ev. Landeskirche der Schlesischen Oberlausitz ist verschwunden, die Niederschlesische Sparkasse wurde umbenannt. Demnächst wird auch der Niederschlesische Oberlausitzkreis verschwinden. Pläne dazu werden in der Presse bereits diskutiert. - Mich wundert es jedenfalls nicht, daß Görlitz - sicher auch aus anderen Gründen - bei der Kulturhauptstadtbewerbung keine Berücksichtigung gefunden hat. Das Verdrängen des schlesischen Erbes schadet auch dem Tourismus.

Heinz Engmann, Ibbenbüren / Westfalen


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