Deutschland ein Fahnenmeer: Patriotisches Farbenfest
Begeistert zu 61 Prozent
Christian Dorn

Wer es partout nicht wahrhaben wollte, weiß es spätestens durch die aktuelle Umfrage des Magazins Stern: Die Deutschen freuen sich an Schwarz-Rot-Gold. "Die Deutschen" - das sind 61 Prozent der Befragten, 21 Prozent sind genau der gegenteiligen Ansicht, und 18 Prozent haben überhaupt keine Meinung dazu. Dabei geht das eigentlich nicht. Kein Sektor in Deutschland kann sich der Nationalflagge entziehen; kaum ein Produkt, das ohne Schwarz-Rot-Gold auskäme.

Die Boulevard-Blätter begleiten den Schwarz-Rot-Gold-Rausch mit ihren Beigaben (Abziehbilder etc.) und erst recht in ihrer Berichterstattung. Der Berliner Kurier (13. Juni) zum Beispiel hat einen neuen "Deutschland-Cocktail" entdeckt, der in der Vertikalen übereinander die Schichten Schwarz, Rot und Gold enthält, und unterstreicht dies in fetten, farblich abgestuften Lettern unter der Überschrift "Schwarz-Rot-Gluck". Nach ungehemmtem Genuß dieses Mixgetränks, das aus Black Wodka, Blutorange-Granatapfel und Orange-Maracuja besteht, dürfte auch derjenige eine Fahne haben, der bislang meinte, im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer noch ohne auskommen zu können.

Anders bei der Berliner Polizei: Einer Anweisung des Polizeipräsidenten zufolge sind Polizeibeamte im Dienst "auch während der WM nicht in ihrer Eigenschaft als deutsche Fußballfans unterwegs". Auch Dienstwagen, hieß es, dürften generell nicht geschmückt werden. Die einzige Ausnahme: der Trauerflor. Nun - vom Vorrundenaus wollen wir lieber noch schweigen.