© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/06 07. Juli 2006

UMWELT
Geier über Deutschland
Volker Kempf

Während die Medien ihre Kameras gen Oberbayern richteten, um das - mittlerweile besiegelte - Schicksal des Bären Bruno zu verfolgen, kreisten über Deutschland seit Ende Mai mehr als 30 Geier. Gemeint sind nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) Gänsegeier, die eine Spannweite von bis zu 2,80 Meter haben und elf Kilogramm wiegen können. In Deutschland wurden zuletzt vor 150 Jahren solche Exemplare gesichtet, im Mittelalter kamen sie in unseren Breiten häufiger vor. Doch im sauberen Deutschland gibt es zu wenig Aas für die Aasfresser. Vogelkundler sind begeistert und erklären, der große Vogel müsse mehr Nahrung finden, dann käme er vielleicht wieder. In anderen Ländern werden Fütterungsprogramme aufgelegt, um die beeindruckenden Tiere anzusiedeln. Weit verbreitet sind Gänsegeier von der Türkei über Arabien bis zur Mongolei, aber auch in Spanien, Portugal, Griechenland, den französischen Pyrenäen sowie in Balkanstaaten gibt es jeweils mehrere hundert Brutpaare. In Deutschland wurde zuletzt am 23. Juni ein Gänsegeier gesichtet, im Kreis Lüneburg.

Interessant wäre die Frage, ob uns Geier wegen der globalen Klimaerwärmung näherrücken, weil sie für eine kleine Abkühlung immer weiter gen Norden fliegen müssen. Noch brisanter wird die Frage nach Zusammenhängen mit dem Klimawandel bezüglich schwere Krankheiten übertragenden Stechmücken. Übertragungen, wie sie sonst nur in fernen Regionen stattfinden, kämen hierzulande schon in Einzelfällen vor, schrieb bereits letztes Jahr eine Apothekenzeitschrift. Aber eine Epidemie sei nicht zu befürchten. Die akuteste Gefahr geht aber auch nicht von Geiern, Bären oder Stechmücken aus, sondern vom Pleitegeier und ist garantiert hausgemacht.


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