© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/06 14. Juli 2006

Zeitschriftenkritik: Beiträge zur geistlichen Erneuerung
Hart im Inhalt, moderat im Ton
Jochen Schmitt

Wenn sich eine Publikation den langen Titel Beiträge zur geistlichen Erneuerung aus dem katholischen Glauben gibt, dann zeigt dies einerseits ein Bemühen um Präzision, und zugleich wird die grundsätzlich Linie des Blattes festgelegt. Das zweimonatlich erscheinende Heft in schlichtem Schwarzweißdruck mit wenigen, aber geschmackvollen Abbildungen wird vom Arbeitskreis junger Katholiken herausgegeben, der im Internet als "Arbeitskreis katholischer Glaube" ein aktives Apostolat betreibt. Theologisch wird in den Beiträgen die härteste Position innerhalb des traditionsverbundenen Katholizismus vertreten. Der "Arbeitskreis" ist nämlich dem Sedisvakantismus zuzurechnen, jener Strömung, die den Stuhl Petri (sedis) für derzeit nicht besetzt (vacans) betrachtet und Papst Pius XII. als den letzten legitimen Papst ansieht. Alle folgenden Päpste seien nur Scheinpäpste ohne Amtsgewalt. Begründet wird diese Ansicht damit, daß die späteren Päpste aufgrund Glaubensabfalls ihr Amt verloren hätten, weil sie Häresien vertreten hätten, theologische Irrtümer, die dem Dogma widersprechen.

Trotz dieser radikalen Theologie sind die Beiträge durchaus lesenswert, weil die geistliche Grundhaltung, die in den Artikeln zum Ausdruck kommt, sehr authentisch ist. Die Beiträge sind zwar hart im Inhalt, aber moderat im Ton und - im Gegensatz zu vielen traditionsorientierten Periodika - ohne larmoyanten Unterton geschrieben. Selbst Leser, die die sedisvakantistische Position nicht teilen, können das feststellen. Im übrigen hat der im letzten Jahr verstorbene Pater Manfred Adler in seinem kleinen Buch über "Das allgemeine Recht auf Religionsfreiheit" eine Widerlegung der am häufigsten vertretenen Begründung der Sedisvakanzthese verfaßt.

Im aktuellen Heft befaßt sich der geistliche Leiter des "Arbeitskreises", Pater Rissling, mit dem überlieferten Ritus der Priesterweihe und erläutert ausführlich die vielfältigen Gebetsformeln und Gesten. Anlaß hierfür ist der Umstand, daß seit über zehn Jahren wieder ein sedisvakantistischer Priester für Deutschland geweiht wurde. Im Mai wurde der deutsche Diakon Johannes Heyne im Seminar von Bischof Pivarunas in den USA konsekriert. Eine Reihe von Bildern dieser Weihezeremonie rundet das Thema ab.

Nach einem weiteren Teil seiner "Kurzen Meßbetrachtung", einer Erklärung der Riten und Texte der heiligen Messe, macht sich Pater Rissling "Gedanken über das katholische Priestertum heute". Geistlich tiefgehend, aber die gegenwärtige kirchliche Krisensituation nicht aus dem Auge verlierend, schildert er die Aufgaben des Priesters heute. Er zeichnet jedoch kein unrealistisches Idealbild; bemerkenswert etwa ist sein Satz: "Und auch wird ein jeder vernünftige Priester immer dankbar sein für zweckdienliche Hinweise und kritische Anmerkungen, wenn sie von den Gläubigen nur im richtigen Ton und in sachlicher Gesinnung angebracht werden." 

Anschrift: Arbeitskreis junger Katholiken, Im Schloßgarten 5, 89155 Erbach


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