© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/06 21. Juli 2006

Aufgeschnappt
Latein im Trend
Matthias Bäkermann

Vom 1. Juli bis zum Jahresende hat Finnland den Ratsvorsitz in der Europäischen Union inne. Nun rächt sich augenscheinlich schon die Vernachlässigung deutscher Kultur- und Sprachförderung im hohen Nordosten (JF 20/06).

Nicht nur, daß die Finnen Deutsch als eine der drei offiziellen EU-Arbeitssprachen - die drei meistgesprochenen und meistgelernten Sprachen: Englisch (13 Prozent bzw. 38 Prozent), Deutsch (18 Prozent bzw. 14 Prozent der EU-Bevölkerung) und Französisch (12 Prozent bzw. 14 Prozent) - trotzig ignorieren, obwohl "die Verhandlungen, Besprechungen und alle Veröffentlichungen der Europäischen Organe" eigentlich dreisprachig "geführt bzw. bekanntgegeben werden müssen". In Helsinki begründet man dies mit "zu hohen Übersetzungskosten". Stattdessen veröffentlicht der frischgebackene Ratspräsident auf der offiziellen Präsentation (www.eu2006.fi) lieber immer wieder Berichte auf latein. Die Kritiker aus Deutschland nimmt man gelassen: "Wir präsentieren dasselbe auf deutsch, was unsere Vorgänger bisher auch gemacht haben", verteidigt sich die Sprecherin des finnischen Premiers, Sanna Kangasharju. "Wir boykottieren Deutsch nicht und verzichten auf nicht mehr als bisher üblich. Damit folgen wir einfach einem Trend." Vermutlich "werde auch irgendwann Französisch wegfallen", so Kangasharju zur JF. Darauf sei sie schon gespannt. Die zu erwartenden Reaktionen aus Paris dürften diese "Spannung" sicher rechtfertigen.


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