© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/06 11. August 2006

Zeitschriftenkritik: Neue Ordnung
Tradition hin, Tradition her
Werner Olles

Die vierteljährlich in Graz erscheinende Zeitschrift Neue Ordnung versammelt in ihrer aktuellen Ausgabe einmal mehr eine Reihe höchst lesenswerter Beiträge. So macht sich der Hauptschriftleiter Gedanken über die demographische Zukunft Deutschlands und Österreichs. Jenseits der üblichen politischen Korrektheiten kommt er zu dem Schluß, daß die europäischen Immigranten "nicht das Problem unserer Tage darstellen". Von einem "Immigrationsproblem" müsse man hingegen vor allem bei den Zuwanderern aus den islamischen Ländern und den Afrikanern sprechen. Selbst die Entwicklung zu einem "europäischen Islam" sei zum Scheitern verurteilt, solange die Zahl der hier ansässigen Türken so hoch bleibe. Jeder Versuch der Integration könne daher nur mißlingen.

Kompromißlos analysiert auch Hans-Dietrich Sander die Lage. Die Bundesrepublik Deutschland sei "zur Gänze sichtlich verlottert", der "Abstieg in allen Bereichen so handgreiflich, daß ihn selbst die Medien thematisierten, die in seine Voraussetzungen nicht minder verstrickt sind als die politischen und wirtschaftlichen Szenarien". Am Beispiel der Rekordgewinne einfahrenden und gleichzeitig massiv Stellenabbau betreibenden Großkonzerne konstatiert der Autor, der "Primat des Profits" habe sich so durchgesetzt, daß "der Verfassungsschutz im Begriff ist, Kritik am Kapitalismus als rechtsextremistisches Denken zu verteufeln". Eine Kritik an der Übernahme deutscher Betriebe durch internationale Fonds werde wohl bald als "ausländerfeindliches Denken" gebrandmarkt. Während Sander die linksnationalistischen Bewegungen in Lateinamerika begrüßt, hat er für Deutschland diesbezüglich kaum Hoffnung, solange der Prozeß der "Selbstzerstörung" noch nicht gänzlich abgeschlossen sei.

Sehr interessant ist ebenfalls der Beitrag des Right Now!-Herausgebers Derek Turner über "Die britische Rechte". Zwar ist auch sein Text eher entmutigend, doch immerhin scheinen sich inzwischen rechts von der Konservativen Partei erfolgversprechende Alternativen wie die United Kingdom Independence Party (UKIP) oder die sich modern-rechtspopulistisch gebende British National Party (BNP) gebildet zu haben. Daß allerdings ausgerechnet die Kampagne zur Erhaltung der Fuchsjagd gezeigt hat, "daß im englischen Volk noch tiefliegende Kraftreserven zu finden sind", ist wohl nicht jedem Konservativen hierzulande vermittelbar, Tradition hin, Tradition her.

Jürgen Schwab geht der Frage nach "Was bedeutet 'links' heute?". Dabei kommt er zu dem Ergebnis, daß die marxistische und anti-imperialistische Linke auf verlorenem Posten steht, während die auf Menschenrechte und Individualismus fixierte emanzipatorische und neoliberale Linke, zu der auch "Antifaschisten" und "Antideutsche" zählen, Arbeiterklasse und soziale Unterschichten als Zielobjekt der "alten" Linken längst aufgegeben hat. Als Konsequenz übe heute - dank des Überlaufens zahlreicher Linker wie Konservativer - der Liberalismus in seiner pseudolinken wie pseudorechten Variante Hegemonie aus.

Anschrift: Ares Verlag. Hofgasse 5, A-8010 Graz. Das Jahresabonnement kostet 21 Euro.


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