© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/06 18. August 2006

Kolumne
Aus dem Paradies der Political Correctness
Bruno Bandulet

Wer sich über die Auswüchse der Political Correctness in Deutschland, über den Gleichbehandlungswahn und andere Freiheitsbeschränkungen erregt, der kann sich vielleicht damit trösten, daß es anderswo noch schlimmer ist - vor allem in den angelsächsischen Ländern. Martin Spring, ein alter Bekannter und einer der scharfsinnigsten Finanzexperten, die ich kenne, der sich vor einigen Jahren in das südenglische Salisbury zurückgezogen hat, sammelt derartige Nachrichten und läßt sie mir regelmäßig zukommen. Hier einige "Beispiele der Idiotie aus dem Paradies der politischen Korrektheit", wie er sie nennt:

Ein Junge, der wegen Drogenhandel von seiner Schule verwiesen wurde, erhielt 1.500 Pfund Entschädigung, weil die zuständige Behörde ihm nicht schnell genug einen Platz an einer anderen Schule besorgt hatte. Händler auf einem lokalen Markt, die ihre Waren laut anpriesen, wurden aufgrund eines Antidiskriminierungsgesetzes verwarnt, weil ihre Praxis Schwerhörige benachteilige. Laut dem neuen britischen Anti-Jagdgesetz ist es legal, wenn ein Farmer mit Hilfe seines Hundes Füchse vertreibt, um Flugwild zu schützen, das bejagt werden soll. Wenn er jedoch den Hund einsetzt, um neugeborene Lämmer vor dem Fuchs zu schützen, macht er sich strafbar.

Eine 82jährige Großmutter, die einen Pub betrat, mußte ihren Hut aus "Sicherheitsgründen" abnehmen, weil die Kopfbedeckung ihre spätere Identifizierung durch die dort angebrachten Kameras erschwerte - falls sie gegen ein Gesetz verstoßen würde. Die Polizei in Gloucester versorgte einen Autodieb, der sie von einem Dach mit Ziegelsteinen bombardierte, mit Hilfe eines Krans mit Pepsi, Zigaretten und einer Mahlzeit von Kentucky Fried Chicken, um "sein Wohlergehen und seine Menschenrechte" zu gewährleisten.

Eine 19jährige Frau, die Polizistin werden wollte, wurde in der Aufnahmeprüfung gefragt, was sie tun würde, wenn sie Rat brauche. Sie antwortete: "Ich würde zu meinem Sergeanten gehen und ihn um Hilfe bitten." Die Frau fiel durch, weil sie "ihn" ("him") sagte. Sie hatte sexuell diskriminiert.

So schwachsinnig das alles ist, es steckt System dahinter - es verschafft einer parasitären Bürokratie von Sozialingenieuren und Moralaposteln die Existenzberechtigung. Die Idee des eigenverantwortlichen Individuums soll eliminiert werden. Der Schriftsteller Frederick Forsyth hatte recht, als er die Political Correctness als neuen und gefährlichsten Totalitarismus bezeichnete.

 

Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des DeutschlandBriefes und des Finanzdienstes G&M.


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