© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/06 18. August 2006

Leserbriefe

Zu: "Das Ende der 'Orangenen Revolution'" von Wolfgang Seiffert, JF 33/06

Putins Propaganda

Auch wenn Sie Wolfgang Seiffert und insbesondere sein jüngstes Buch feiern - er ist und bleibt Putins Propagandist. Dessen Bestreben ist es, Staaten wie die Ukraine, Georgien und Moldawien wirtschaftlich zu drangsalieren und wieder in die Gewalt Rußlands zu bringen. So etwas Moskauhöriges und gegen eine unabhängige und freiheitliche Ukraine Gerichtetes wie die Berichte Seifferts in der JF habe ich noch nirgends gelesen.

Peter Klumpen, Leichlingen

 

 

Zu: "Auf der Suche nach Perspektiven" von Christian Vollradt, JF 33/06

EKD trifft Mitschuld

Wer gleichgeschlechtlichen Ehen seinen Segen gibt, sollte sich nicht wundern, wenn "im Jahr 2000 die absolute Zahl der kirchlichen Bestattungen die der Taufen um 100.000" übertraf. Die EKD trifft als zeitgeistkonforme Institution eine Teilschuld an dieser Entwicklung.

Ullrich Großmann, Ebersdorf

 

 

Zum Schwerpunkt: "Arno Breker", JF 31-32/06

Kunst von NS-Politik trennen

Ein Lob der JF für die Berichte über Arno Breker und Ludwig Klages. Daß der erstere Anhänger des NS-Regimes war, steht außer Frage, jedoch sollten die Kritiker der Ausstellung versuchen, das künstlerische Werk Brekers von der NS-Politik zu trennen, denn die Ausstellung ist doch dem Bildhauer gewidmet, oder? Zu Ludwig Klages möchte ich anmerken, daß dessen Gedanken über die Zerstörung der Umwelt heute aktueller denn je sind und die heutigen Politiker darüber mal nachdenken sollten.

Guido Bathe, Berlin

 

Breker stellt Ungeist dar

Brekers Statue "Bereitschaft" (1939), dieser Muskelprotz mit der Visage eines Unmenschen, verdient in der Tat eine Sonderbeachtung, insofern als nirgends sonst in der zeitgenössischen Kunst jener Epoche der Ungeist so genau dargestellt worden ist, der Deutschland einmal in den Abgrund geführt hat.

Dafür sei Arno Breker gedankt, auch wenn es bei ihm deutlich anders gemeint war. Im übrigen läge es selbstverständlich auch im Sinne einer auf historische Wahrheit ausgerichteten Ausstellung, jenen Arno Breker zu würdigen, der zeitlebens den Menschen porträtierte, ohne ihn jemals zu verfremden, und der auf diesem Gebiet durchaus Annehmbares geleistet hat. 

Andreas Rasp, Dossenheim

 

 

Zu: "Bundeswehr nach Israel" von Dieter Stein, JF 31-32/06

Diplomatie statt Soldaten

Sind ein rundes Dutzend militärischer Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht genug? Abgesehen von den jährlichen Milliardenbelastungen für den maroden Bundeshaushalt und den hohen Risiken für unsere Soldaten - was könnten unsere Truppen in den Pufferzonen an Israels Grenzen tatsächlich erreichen? Die über den gesamten Libanon verteilten Hisbollah-Nester entwaffnen? Kein Militärexperte hält das für möglich.

Katjuscha-Raketen fliegen seit Jahren immer wieder über die Köpfe ohnmächtiger UN-Blauhelme hinweg auf jüdische Städte und Dörfer. Oder würden die EU-Einheiten mit deutscher Beteiligung Israel von Gegenschlägen abhalten? Verheerende Luftangriffe wie in diesen Tagen vermag auch eine 20.000 Mann starke Bodentruppe der EU nicht zu verhindern.

Bliebe also nur der "symbolische Wert" einer internationalen Friedensmission. Sie müßte sich, wenn es ernst wird, auf die frustrierende Zuschauerrolle beschränken, welche die UN-Soldaten seit Jahrzehnten in der Krisenregion spielen. Die blauen Pappkameraden verursachen immense Kosten, ohne auch nur die geringste friedensstiftende Wirkung zu entfalten. Im schlimmsten Fall geraten sie zwischen die Fronten oder werden zum Ziel versehentlich geworfener Bomben. Trotzdem drängen unsere Politiker jetzt täglich quer durch die großen Parteien auf die Entsendung deutscher Soldaten. Warum? Aus einem seltsam pubertär anmutenden neudeutschen Geltungsbedürfnis, das immer globaler wird? Aus Schuldgefühlen gegenüber Israel, die sich auch 61 Jahre nach Kriegsende unwidersprochen mobilisieren lassen?

Beides taugt nicht als Grundlage militärischer Einmischung der Bundeswehr. Was dem nahöstlichen Brandherd fehlt, ist eine nachhaltige politische Lösung. Sie muß einen unabhängigen Palästinenserstaat ebenso zum Ziel haben wie allseitige Garantien für das Existenzrecht Israels. Diplomatische Bemühungen der Bundesrepublik könnten hilfreich sein, sofern man die Bush-Doktrin verläßt und auch mit den sogenannten "Schurkenstaaten" Syrien und Iran ernsthafte Gespräche beginnt. Darüber sollte man in Berlin nachdenken, ehe man der heute schon überforderten Bundeswehr einen weiteren Auslandseinsatz zumuten will.

Herbert Rauter, Karlsruhe

 

Grüner Pazifismus

Es ist doch klar, daß insbesondere die Grünen Bundeswehreinsätze wollen. So kann man die Kinder der anderen in den Tod schicken, die eigenen dürfen ja keinen Wehrdienst leisten und sind außen vor. Dabei sind genau diese Grünen seinerzeit mit einem Wahlprogramm an die Macht gekommen, in dem es hieß: "Militärische Friedenserzwingung und Kampfeinsätze lehnen wir ab". Und nach der Wahl? Ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen Serbien, "Friedenserzwingung" in Afghanistan und wer weiß, wo die Bundeswehr noch eingesetzt wurde.

Walter Hummel, Schweinfurt

 

 

Zu: "Gleichnisse vom ewigen Kampf" von Werner Olles, JF 31-32/06

Propaganda aus Hollywood

Offensichtlich muß auch die JF ihren Kotau machen, wenn der Name Hollywood fällt. Traurig: Nicht ein Hauch von einer auch nur im Ansatz kritischen Bemerkung zu John Hustons Propagandasteifen während des Krieges ("Dokumentarfilme für die U.S. Army") oder die perfide Hetze gegen US-Amerikaner japanischer Herkunft in dem in jeder Hinsicht frei erfundenen Film "Abenteuer in Panama".

Während die deutschen Kriegsfilme aus dem Zweiten Weltkrieg nach wie vor im hiesigen Fernsehen nicht gezeigt werden dürfen, kann die antideutsche Hetze entsprechender Hollywoodfilme dieser Jahre ohne jeden Kommentar und jederzeit über unsere Bildschirme flimmern. Zum guten Schluß kommen dann Cineasten, denen es offensichtlich an historischem Wissen fehlt, und stilisieren antideutsche Propaganda zu "Kultfilmen" hoch. Man sollte einmal deutsche und alliierte Kriegsfilme vergleichen, etwa im Blick auf die Darstellung des Gegners, oder auch selbst einen Film wie "Casablanca" einmal kritisch "gegen den Strich" betrachten.

Alfred Pointer, Worms

 

 

Zu: "Heuchelei" von Klaus Peter Krause, JF 31-32/06

Politiker nicht ausgelastet

Es sei nicht bestritten, daß es erstrebenswert ist, wenn Abgeordnete durch weitere Ausübung ihres Berufes den Kontakt zur Bevölkerung und deren Sorgen nicht verlören und den Einfluß ihrer Politik auf ihre Privattätigkeit am eigenen Leibe spürten. Das kann aber nicht für leitende Posten in Organisationen gelten, deren erklärtes Zieles es ist, Einfluß auf die Politik zu eigenen Gunsten zu nehmen. Ob ein Abgeordneter auch ohne spektakuläres Engagement unter der Hand für bestimmte Interessengruppen tätig wird, wird immer offen sein; er sollte das aber nicht zu offenkundig treiben. Das Märchen von der alleinigen Gewissensentscheidung der "Volksvertreter" sollten wir begraben und auch, daß ein Bundes- oder Landtagsmandat eine Vollzeitbeschäftigung sei. Periodische Zusammenkünfte der Abgeordneten bei reduzierten Bezügen täten es auch. Gute, zügige, dem Bürger plausible Arbeit zu seinem Wohle würde viele Bierzelt- und Fernsehauftritte ersetzen.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Zweierlei Maß" von Anni Mursula JF 30/06

Ein Grund, stolz zu sein

Deutschland kennt keine nationale Schande? Daß Auschwitz-Leugner das Tagebuch der Anne Frank verbrannten - das ist eine Schande für unser Deutschland. Daß unser Deutschland es aushalten kann, wenn Deutsche deutsche Fahnen verbrennen, ist ein Grund, auf Deutschland stolz zu sein.

Nicola Schädel, Köln

 

Deutschlandfeindlichkeit

Wenn man wie ich im Ausland lebt, spürt man Deutschfeindlichkeit besonders deutlich. Sei es die verinnerlichte Deutschfeindlichkeit der Deutschen selbst, die man jetzt über Satellit am deutschen Fernsehprogramm ablesen kann, seien es die Dinge, die man bei Deutschlandreisen erlebt, die Gespräche, die man mit anhört.

Am Bahnhof in München wurde ich von einem orientalischen Kellner aufgefordert, mich woanders hinzusetzen, weil ich Schweinefleisch aß. Der Grund: Zwei mit ihm befreundete Mohammedaner saßen in meiner Nähe. Aber auch im Ausland selbst - ich lebe in Italien - sind Anfeindungen immer noch normal. Meine Frage an die Redaktion und die Leser: Gibt es noch deutschfreundliche Länder? 

Martin Krüger, Florenz, Italien

 

 

Zu: "Es lebe das geheime Deutschland" von Jörn Brauns, JF 30/06

Stauffenberg ist hochaktuell

Herzlichen Dank, daß die JUNGE FREIHEIT wieder einmal so ausführlich den 20. Juli gewürdigt hat. Es wäre wünschenswert, wenn auch andere deutsche Wochen- und Tageszeitungen das Andenken an die Verschwörer um Graf Stauffenberg so hochhalten würden wie Sie! Offensichtlich ist der Kreis Stauffenbergs, der aus zumeist adligen Widerstandskämpfern bestand, in das Visier einer linksliberalen Historikerklasse geraten, wie Sie schon 2000 beschrieben.

Jörn Brauns beschreibt treffend die Wert- und Moralvorstellungen der Verschwörer des 20. Juli 1944 um Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Zu Recht schreibt Brauns, daß die geistige Orientierung Stauffenbergs von hochaktueller Bedeutung sei. Dies gilt ganz besonders vor dem Hintergrund eines massiven Werteverfalls in unserer Gesellschaft. Zudem ist es eine Schande für eine Kulturnation wie die unsere, daß Graf Stauffenberg und seine Kameraden nicht viel stärker als Vorbilder für uns alle herausgestellt werden.

Alexander Graf von Plettenberg, Lippstadt-Lohe

 

Kein falscher Gehorsam

Als Sohn eines gefallenen Offiziers aus dem berühmten Preußischen Infanterie Regiment 9 (Graf 9), dem Elite-Regiment der Reichswehr, kann ich Brauns Feststellung, daß die geistige Orientierung Stauffenbergs von hochaktueller Bedeutung ist, nur unterstreichen. Besonders in bezug auf die Forderung nach einem weiteren Auslandseinsatz unserer Männer und Frauen in Uniform. Sie sind weder Mengenverbrauchsgut noch Kanonenfutter und für den babylonischen Turmbau der Demokratisierung des Kongo oder Afghanistans nicht zu mißbrauchen. Eine Umkehr ist mehr als erforderlich, bevor dieses Schiff ohne Schiffsführung endgültig strandet. "Gehorsam nur da, wo er Ehre bringt"!

Andreas von Steun, München

 

Weiter so!

Ich möchte es nicht versäumen, der JF zu ihrer großartigen Ausgabe 30/06 zu gratulieren. Neben den hervorragenden Beiträgen zum Thema Stauffenberg, das andere Wochenzeitungen nicht eines Artikels für würdig befunden haben, war ich insbesondere vom Kulturteil und von dessen hohem inhaltlichen und sprachlichen Niveau begeistert. Dadurch, daß

die JF auch stets bemüht ist, sämtliche Aspekte zu einer bestimmten Thematik zu beleuchten, hebt sie sich auf wohltuende Art und Weise vom Einheitsbrei der deutschen Kultur- und Medienlandschaft ab und trägt somit wahrhaftig zum Aufbau einer modernen Demokratie bei, wie sie beispielsweise einem Thomas Jefferson vorschwebte. Weiter so!

Frank Fojtik, Georgenberg

 

 

Zu: "Kluge Köpfe gefragt" von Günther Deschner, JF 30/06

Frage an Israel

Was geschieht Israel, wenn ihm auch nur halb soviel Unrecht widerfährt, als es anderen antut? 

Günter Mangold, Gargnano, Italien

 

 

Zum Leserbrief: "Deutsche Waffengeschenke" von Jürgen Schering, JF 30/06

Getarnter Antisemitismus

Ist es zur Dokumentation des politischen Nonkonformismus Ihrer Zeitung - den ich sehr schätze, sonst gehörte ich nicht zu ihren Abonnenten und hätte nicht bereits für sie geschrieben - wirklich erforderlich, als Israelkritik getarnte antisemitische Hetzbriefe wie den von Jürgen Schering abzudrucken? Ein nur gelegentlicher Leser der JUNGEN FREIHEIT könnte daraus sogar den (meiner Erinnerung nach unzutreffenden) Eindruck gewinnen, der zugrunde liegende Artikel von Günther Deschner habe einen Grund für eine derartige Vereinnahmung gegeben.

Es ist leider so: Um sich vor solchen Mißverständnissen zu schützen, ist es unabdingbar, Artikel, die sich kritisch mit der Politik Israels auseinandersetzen, doppelt und dreifach vorsichtig zu formulieren und jede Einseitigkeit zu vermeiden. Und das hat dann nichts mit politischer Korrektheit zu tun, sondern lediglich mit Verantwortung vor unserer Geschichte. In diesem Punkt, denke ich, kann Axel Springer auch heute noch als Vorbild dienen.

Gerhard Vierfuß, Oldenburg

 

 

Zu den Leserbriefen von Dieter Schulz und Wolfdietrich von Wurmb, JF 29/2006

Deutschland liebe ich über alles

Ich gehöre noch zu der Generation, die bei Anlässen wie Schuljahrsbeginn mit ausgestrecktem Grußarm das Deutschlandlied und seinen damaligen Anhang gesungen hat. Nie ist uns dabei in den Sinn gekommen, unser Vaterland über andere zu erheben. Die Hymne war einzig und allein der Ausdruck unseres Fühlens: Deutschland lieb ich über alles, wie es auch der Verfasser des Leserbriefes "Ohne Prädikat ist brünstiger" ausgedrückt hat. Wäre mir der Verfasser nicht zuvorgekommen, hätte ich irgendwann genau diesen Vorschlag der JF geschrieben.

Uns Damaligen lagen überhaupt niedrige und gehässige Gefühle fern. So erinnere ich mich nicht, daß in den er-sten Kriegsjahren im Volk, daher in den Gesprächen der Erwachsenen, unehrenhaft über unsere Kriegsgegner gesprochen wurde. Es hieß "der Tommy" für die Engländer oder "der Ami" für die Amerikaner, wobei das Französische "ami" durchaus zweideutig mitklang. Und es hieß "der Iwan", jedenfalls, solange die Sowjets deutschen Boden noch nicht betreten hatten. Das waren sachliche und neutrale Bezeichnungen, die dem Feind seine Ehre ließen. Auf die Stufe der Franzosen, mit "les boches", die Schweine, für uns Deutsche oder "die Hunnen", so die Engländer, sind wir als deutsches Fußvolk nie gesunken.

Monika Guddas, Berlin

 

 

Zum Thema Pressefreiheit

Freiheit des Andersdenkenden

Die JF ist mir zum ersten Mal in einem Artikel in der taz untergekommen. Es hat mich nicht weiter interessiert, aber in meinem Unterbewußtsein fand Ihre Zeitung eher im rechten Schmuddelrand ihren Platz. Leider!

Um es vorwegzunehmen: Ich empfinde mich klar als links. Aber, da gab es schon immer eine für mich selbst undefinierbare Störgröße, die zum Beispiel dafür sorgte, daß ich mich nie in einer linken Vereinigung, Bewegung oder was es sonst noch gibt organisierte. Womöglich lag es daran, daß die Gesamtheit meiner Überzeugungen als Abtreibungskritikerin und Patriotin nicht unter einen linken Hut zu kriegen war.

Mittlerweile lichtet sich diese Form von innerer Zerrissenheit in meinem Kopf. Als die Treibjagd auf Jürgen Möllemann und wenig später auf Martin Hohmann losging, war eine vernünftige, sachliche Diskussion mit einem "Mitglied" des linken Spektrums überhaupt nicht mehr zu führen. Genau die, die jahrelang den Begriff der Toleranz vereinnahmt haben, ja sogar mit einer Ausschließlichkeit nur für sich beanspruchten, betrieben eine geistige Gleichschaltung, die "1984" in nichts nachsteht.

Als ich dann das Buch von Arne Hoffmann "Warum Hohmann geht und Friedman bleibt" las, wurde ich zum zweiten Mal auf die JF aufmerksam. Sie war, von mir unbemerkt, eine der ganz wenigen Pressestimmen, die Andersdenkende zu Wort kommen ließen. Bei dieser Gelegenheit fällt mir natürlich sofort der von den Linken gern benutzte Satz ein; "Freiheit des Andersdenkenden" - welch ein Hohn in dieser Zeit!

Annina Máté, Berlin


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