© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/06 25. August 2006

PRO&CONTRA
Rauchverbot in öffentlichen Räumen?
Matthias Becker / Naomi Braun-Ferenczi

Glaubt man den Medizinern, schadet Rauchen der Gesundheit. Doch so sportlich sich das Image der Raucher verschlechtert hat: Eine wirkliche Besserung ist der reine Imagewandel für die Passivraucher noch nicht. Durch ein mögliches offizielles Rauchverbot fühlen sich Raucher unter Druck gesetzt, ja ihrer "Freiheits"-Rechte beraubt.

Worum geht es beim Passivrauchen aber wirklich? Eine Zigarette funktioniert wie ein kleiner Kamin. Läßt man sie einfach brennen, glimmt sie beschaulich vor sich hin. Jetzt sind es noch niedrige Temperaturen, die Zigarette verrußt daher mehr. Diesen hochgradig giftigen Rauch atmet ein Passivraucher mit ein. Dann kommt der Moment, an dem der Raucher feierlich an seiner Zigarette zieht. Knisternd leuchtet die Glut auf und entwickelt Hochofentemperaturen von 950 Grad Celsius. Der Raucher nimmt durch den "heißen" Rauch die kleinere Dosis (rund ein Viertel) des Giftcocktails zu sich als der Passivraucher, der jetzt in der "kalten" schadstoffreicheren Rauchluft steht.

Gerade Nichtmehrraucher hetzen gegen Raucher mit militanten Ansichten, die noch aus der eigenen Überzeugungsarbeit stammen, sich selbst das Rauchen abzugewöhnen. Ehemalige Raucher können sich sicherlich gut an die nervigen Aufklärungskampagnen erinnern.

Ziel des allgemeinen Rauchverbots ist aber nicht, den sozialen Druck auf die Raucher zu erhöhen oder gar eine Treibjagd auf sie zu starten. Es geht also nicht um eine Einigung, die es zu verhandeln gilt, sondern um einen Schutz in der Öffentlichkeit. Die Entscheidung zu Rauchen bleibt beim Raucher, nur das Wo wird eingeschränkt. Nicht(mehr)raucher sind keine langweiligen Spießer, wie es ihnen oft vorgeworfen wird, sondern einfach Menschen, die auch nur ihre Freiheit genießen möchten.

 

Matthias Becker ist Initiator eines der größten Internetportale zum Thema Rauchentwöhnung in Deutschland. www.ohnerauchen.de 

 

 

Bei der Diskussion um ein Rauchverbot sollte man strikt zwischen dem Rauchen in öffentlichen und privaten Räumen unterscheiden. Öffentliche Räume sind das Eigentum der Steuerzahler, die das Recht auf Mitbestimmung darüber haben, ob dort geraucht werden darf. Eine solche Entscheidung sollte also nicht von oben verordnet werden, sondern - wie in jedem Verein auch - demokratisch gefällt werden. Das heißt, entweder durch eine Volksabstimmung oder durch einen parlamentarischen Mehrheitsbeschluß von Abgeordneten, die genau zu dieser Frage von ihren Wählern ein entsprechendes Mandat erhalten haben. Es gibt gute Gründe, das Rauchen etwa in einem Finanzamt oder an einer staatlichen Schule zu unterbinden, wenn Bürger dazu genötigt werden, diese Institutionen zu betreten.

Ganz anders sieht es bei privaten Räumen aus. Es wäre ein nicht akzeptabler Eingriff des Staates in das Privateigentum und die Freiheit von Menschen, wenn man ihnen verbieten würde, auf ihrem Grundbesitz zu rauchen. Dazu zählen ganz klar auch die allermeisten Restaurants, Kneipen und Unternehmen. Kein Nichtraucher wird gezwungen, ein Lokal zu betreten, in dem der Eigentümer den Gästen das Rauchen erlaubt. Und niemand wird gezwungen, bei einem Arbeitgeber anzuheuern, der in seiner Firma das Rauchen duldet.

Es liegt ausschließlich im Ermessen von Eigentümern, Gästen oder Angestellten, wie sie sich vertraglich zur Nutzung privater Räumlichkeiten einigen. Und auch das unternehmerische Risiko, das mit einem Rauchverbot oder auch einer Raucherlaubnis verbunden ist, darf der Staat dem Eigentümer nicht abnehmen. Alles andere wäre eine eklatante Verletzung der Freiheit der Bürger durch den Staat und würde einer Teilenteignung gleichkommen.

 

Naomi Braun-Ferenczi ist freie Journalistin und Mitarbeiterin des Libertären Instituts in Bonn.


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