© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/06 25. August 2006

Aufgeschnappt
Rote Reconquista
Matthias Bäkermann

Am Hauptgebäude der Universität Leipzig wurde letzten Montag das zu DDR-Zeiten angebrachte Karl-Marx-Relief abgebaut. Weniger aus politischen, sondern aus bautechnischen Gründen verschwinden die 33 Tonnen schweren Betonköpfe und -figuren von 1973 im Betriebshof der Universität. Rektor Franz Häuser wollte gegen den Willen der Stadt das Propagandakunstwerk gleich an anderer prominenter Stelle wiedererrichten. Nun bescheidet man sich, bis 2009 zu warten, um zum 600. Uni-Jubiläum einen vorzeigbaren Standort zu präsentieren.

In Potsdam dürfte dann vielleicht auch wieder das umstrittene Lenin-Denkmal seinen Platz gefunden haben. Seit der Demontage vor dem früheren "Haus der Offiziere" der sowjetischen Armee an einer Hauptverkehrsstraße kämpfen Linke um die Wiederaufstellung. Der neue Eigentümer des Grundstückes, Dirk Onnen aus Oldenburg, möchte seine eingelagerte bronzene Statue "bis 2008" wieder aufstellen. Auch PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg deute das als ein "Zeichen von Souveränität". Gegen die Einwände der CDU, Lenin sei "einer der großen Gewaltverbrecher", hat die linke Ratsfraktion "Die Andere" bereits das passende Argument parat: Dann müßten eben alle Denkmäler von Personen weichen, "die über Leichen gegangen sind" - also auch der Alte Fritz, Friedrich Wilhelm IV. und "Blücher", mit dem die Hobbyhistoriker wohl Friedrich von Steuben am Filmmuseum verwechseln.


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