© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/06 25. August 2006

Meldungen

Begnadigung von Südtirol-Aktivisten

BOZEN. Angesichts der umstrittenen Amnestie für 12.000 Sträflinge in Italien hat der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder auch die Begnadigung der Südtirol-Aktivisten zur Sprache gebracht. Der 60. Jahrestag der Unterzeichnung des "Pariser Vertrages" am 5. September wäre ein guter Anlaß, "um einen Schlußstrich unter dieses Kapitel unserer Geschichte zu ziehen, auch weil die Voraussetzungen geschaffen sind, die den Südtirolern ein kulturelles Überleben sichern", erklärte der SVP-Politiker. Er habe darüber mit dem neuen italienischen Präsidenten geredet. "Er hat mir heute zwar nicht versprochen, eine Begnadigung auszusprechen, er hat mir aber zugesagt, die einzelnen Fälle genauestens unter die Lupe zu nehmen und sein Möglichstes zu tun", so Durnwalder letzten Samstag. Die Mitglieder des 1957 gegründeten Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) wollten durch Anschläge den Wiederanschluß Südtirols ans österreichische Tirol erreichen. Von Italien wurde der BAS als "terroristische und separatistische Bedrohung" bekämpft. Österreich setzt sich seit Jahren für die Begnadigung der "Pusterer Buam" ein (JF 41/02).

 

Eigentumsrückgabe an Ex-König rechtens

SOFIA. Das bulgarische Parlament hat mit 151 zu 56 Stimmen die Rückgabe des 1947 von den Kommunisten enteigneten Besitzes an Ex-König Simeon II. gerechtfertigt. Die Restitution sei laut einer Entscheidung des Verfassungsgerichts von 1998 erfolgt, heißt es in dem angenommen Bericht eines Sonderausschusses. Die rechte Opposition kritisierte, der Ex-Monarch aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha habe von den regierenden Ex-Kommunisten "ein Geschenk" erhalten. Die Sozialisten hatten im Wahlkampf 2005 die "gesetzeswidrige Restitution" angeprangert, dann aber eine Koalition mit der Nationalen Bewegung (NDSW) von Simeon II. geschlossen. Die Restitution umfaßt das Schloß Wrana bei Sofia, ein weiteres kleineres Schloß sowie Land- und Berghäuser samt Grund- und Waldbesitz in mehreren Landesteilen.

 

Erdölstreit zwischen Litauen und Rußland

WILNA. Zwischen Litauen und Rußland ist ein Streit um eine undichte Erdölleitung entbrannt. Letzte Woche drohte der russische Betreiber Transneft, die Lieferungen über die Druschba-Pipeline nach Litauen sogar ganz einzustellen. Bislang fließen täglich 250.000 Barrel weniger nach Litauen. Transneft-Chef Semjon Weinstock erklärte, die Überalterung der Leitung sei der Grund für den Lieferstopp. Litauen vermutet ein Politikum, denn die Lieferungen nach Weißrußland, welche über dieselbe Leitung fließen, stellten kein Problem dar. Die litauische Raffinerie Mažeikių war im Mai 2006 vom polnischen Konzern PKN Orlen aus dem Besitz des insolventen russischen Energieriesen Yukos übernommen worden. Moskau hatte jedoch einen Verkauf an die russischen Energiekonzerne Rosneft oder Gasprom favorisiert. Kurz nach dem Verkauf an PKN wurde das Leck entdeckt und die Öllieferungen eingestellt.

 

91 Ehrenmorde in der Türkei gemeldet

ANKARA. Laut Polizeiangaben sind seit 2000 in der Türkei 91 Frauen bei "Ehrenmorden" ums Leben gekommen. Die Opfer seien 19 bis 25 Jahre alt gewesen, die Taten wurden meist in Ost- und Südostanatolien begangen. Bei einer Umfrage im kurdischen Diyarbakır (Amed) wurden "Ehrenmorde" von 37 Prozent der Befragten gutgeheißen. 62 Prozent der Frauen in der Türkei werden zu Hause mißhandelt, nur 17 Prozent seien in der Kindheit oder Ehe niemals Opfer häuslicher Gewalt geworden. In Ankara und Istanbul sei das Gewaltproblem besonders groß.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen