© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/06 25. August 2006

Wandelgang eines spirituellen Menschen
Nachruf: Im Juli verstarb Günter Bartsch, Ex-Kommunist, Schriftsteller und zeitweiliger Weggefährte Baldur Springmanns
Andreas Ferch

Der Schriftsteller Günter Bartsch ist - wie erst jetzt bekannt wurde - am 25. Juli dieses Jahres gestorben. Geboren 1927 in Schlesien, aufgewachsen in Niedersachsen, wurde er noch in den Zweiten Weltkrieg einberufen und entging wegen einer Hitler-kritischen Äußerung nur knapp dem Tod. Es folgte ein Engagement bei der später verbotenen KPD, deren Landesjugendsekretär er war, und der FDJ.

Sein geistiger Ablösungsprozeß vom marxistischen Gedankengut dauerte bis in die späten sechziger bzw. frühen siebziger Jahre. Aus dieser Zeit und in den Jahren danach entstanden einige Schriften zu Marxismus und Kommunismus sowie zwei Bände zum "Anarchismus in Deutschland" zwischen 1945 und 1973.

Seit 1962 arbeitete Bartsch als Journalist, Schriftsteller und Zeithistoriker in Freiburg. 1975 erschien sein vielbeachtetes Buch "Revolution von rechts?" über die "Neue Rechte" der Post-68er-Ära. In den achtziger Jahren wandelte sich Bartsch zu einem spirituellen Menschen. Nach einer Zwischenstation in der Anthroposophie stand ab 1985 die Mitbegründung einer "ökosophischen" Weltbewegung im Mittelpunkt seines Lebens; Baldur Springmann war damals sein Weggefährte.

1990 veröffentlichte er seine Otto-Strasser-Biographie ("Zwischen drei Stühlen") im Koblenzer Siegfried-Bublies-Verlag. Danach beteiligte er sich an mehreren Anthologien, unter anderem an dem 1998 von JF-Autor Claus-M. Wolfschlag im Grazer Leopold Stocker Verlag herausgegebenen Band "Bye-bye '68".

Mit seiner Lebensgefährtin Helga Leihberg verbrachte Bartsch die letzten Jahre an der Ostsee. Er stellte noch seine Autobiographie fertig, für die nun ein Verleger gesucht wird.

Hinweise bitte an AndreasFerch@yahoo.de 


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