© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/06 25. August 2006

Vor 90 Jahren:
Die Hölle von Verdun
Christoph Martinkat

Im Soldatenjargon sprach man von "Knochenmühle" oder "Blutpumpe", wenn man Verdun meinte, und das war keineswegs übertrieben. Fast ein Jahr lang währte die größte Materialschlacht des Ersten Weltkriegs, in der es letztlich um eine symbolträchtige, keineswegs aber um eine kriegsstrategisch bedeutungsvolle Festung ging. 6.000 deutsche und französische Soldaten starben jeden Tag auf dem Schlachtfeld um Verdun. Am Ende zählte man über 700.000 Tote. Das Gebiet glich einem riesigen Kraterfeld, Ergebnis eines Infernos, in dem stündlich über 10.000 Grananten auf Anhöhen wie "304" oder "Toter Mann" (wegen einer dort im 16. Jahrhundert gefunden Leiche) einschlugen. Am Ende von Verdun war nicht nur die Landschaft unkenntlich gemacht, sondern es wankte ein Weltbild, das den Menschen für gut oder zumindest für besserungsfähig hielt.

Am Ende der Schlacht wankte ein Weltbild

Zum Gedenken an die Schlacht vor neunzig Jahren strahlt Arte eine szenische Dokumentation unter dem Titel "Die Hölle von Verdun" aus (Mittwoch, 30. August, 20:40 Uhr). Anhand von Briefen und Tagebüchern französischer und deutscher Soldaten wird in einer parallelen Montage das Erleben auf beiden Seiten der Front geschildert. Ein Überlebenskampf unter unvorstellbaren Bedingungen. Die Szenen spiegeln die ganze Dimension der "Hölle" Verdun wider: den Hass und die Angst; den Durchhaltewahn wie die Verzweiflung; den Alltag zwischen Leben und Tod; die Trauer um die Kameraden, aber auch Momente der Versöhnung während der längsten Schlacht des Ersten Weltkriegs, in der es viel zu verlieren, aber nichts zu gewinnen gab.


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