© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/06 01. September 2006

UMWELT
Kein Grund zum Öko-Optimismus
Volker Kempf

Daß Spanien versteppt, Afrika immer mehr zur Wüste wird, ist bekannt. Aber auch Australien hat mit einem sinkenden Grundwasserspiegel zu kämpfen. In China sorgt die Industrialisierung für verdreckte Flüsse. Aber das Potential für den Einsatz von Umweltschutztechnik ist groß. Der dänische Statistiker und "Öko-Optimist" Bjørn Lomborg behauptet sogar, die Wasserprobleme würden mit der Zeit weniger werden. Partiell mag das stimmen. Aber mehr Menschen brauchen auch mehr Nahrung, mehr Bewässerungssysteme. Wüstenbildung ist mehr als nur ein technisches Problem. Kein Grund zum Öko-Optimismus also.

Die Menschheit muß in Zukunft mit weniger Süßwasser auszukommen lernen, warnte auf der jüngsten Weltwasserwoche in Stockholm der Chef des Internationalen Institut für Wassermanagement (IWMI), Frank Rijsberman. Wasserknappheit habe eine größere Dimension als bislang angenommen. Denn jeder dritte Bewohner der Erde leide an Wassermangel. Jahrzehnte nach den Klimakonferenzen rücken damit Wasserprobleme verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Vor allem handle es sich zu 98 Prozent um "menschliche" Wasserknappheit handeln, keine natürliche.

Der anthropogene Treibhauseffekt ist auch "menschlich", seine Ursachen abzustellen blieb aber in übermenschlicher Ferne. Ob beim Wasser mehr geleistet wird? Jedenfalls sollen nicht nur Automotoren sparsamer, sondern nun auch Bewässerungssysteme effizienter werden und Kläranlagen eine größere Verbreitung finden. Das gilt es anzupacken, aber auch zu sehen, daß - angesichts von demnächst sieben Milliarden Erdenbürgern - weniger Menschen dem Klima und dem Wasser gut tun würden.


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