© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/06 01. September 2006

Spätes Echo auf Handke
Kritik an Autor hält an
(JF)

Im deutschen Literaturbetrieb werden bald nur noch "Fälle" - Walser (schon länger her), Handke (vor drei Monaten), Grass (in diesen Wochen) - besprochen, diskutiert, "verhandelt" und bei Bedarf gern auch immer wieder hochgekocht. So hat der "Fall Handke" jetzt ein spätes, wenn auch nur schwaches Echo erfahren. Weil er dem im Frühjahr gestorbenen jugoslawischen Ex-Diktator Slobodan Milosevic mehrfach seine Sympathie bekundet hatte und zu dessen Beerdigung gereist war, sprach ihm nun die offenbar in diesen Dingen erfahrene Schriftstellerin Juli Zeh (Jahrgang 1974) "jegliches politische Urteilsvermögen" ab. "Handkes Urteilskraft hat in diesem Moment komplett versagt", sagte Zeh ("Spieltrieb") am Mittwoch voriger Woche in der Berliner Akademie der Künste. Akademie-Präsident Klaus Staeck, ein Freund Günter Grass', meinte zu Handke, ein Künstler trage immer die volle Verantwortung für das, was er tue. "Wir können nie hinter unser Werk zurücktreten." Zeh und Staeck beteiligten sich neben anderen an einer Diskussion zur gescheiterten Vergabe des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preises an Handke (JF 24/06).


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