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36/06 01. September 2006
Leserbriefe Zu: Günter Grass und die Waffen-SS, JF 34/06 und 35/06 Als Werbecoup ein Geniestreich Recht leichthändig verzeiht man den Links-Ikonen des Landes ihre Jugendsünden und Fehltritte. Während ein Martin Hohmann oder Rocco Buttiglione wegen flüchtiger Verbalien in vielwöchiger Fernsehhatz fertiggemacht wurden, ist das Grass-Festival in Wochenfrist medial abgeräumt, einmal abgesehen davon, daß sich Polens Kaczynski-Zwillinge, der Zentralrat der Juden und Joachim Fest so bitterlich gegen Grass versteift haben. Als Werbecoup war des Dichterfürsten Selbstbezichtigung ein Geniestreich. Etwas Treffenderes zu diesem Pseudoskandal als das folgende Webforenstatement habe ich unterdessen nicht gefunden, auch wenn es dort nicht von allen als Satire verstanden worden sein mag: "Nachdem ich nun weiß, daß Grass viel anständiger war, als ich bisher gedacht habe, werde ich mir doch mal ein Buch von ihm kaufen." Dr. Elmar Schmidt, Bad Schönborn
Allenfalls clever Wie immer man zu seinem Werk und seiner Person stehen mag: Günter Grass war und ist es niemandem schuldig, Rechenschaft darüber abzulegen, bei welcher militärischen Einheit er als Siebzehnjähriger die letzten Kriegstage verbracht hat. Wenn er die entsprechende Information bisher zurückgehalten haben sollte, um seine Karriere nicht zu gefährden, und sie jetzt - die hysterischen Reaktion der (linken) Medien voraussehend - zwecks Verkaufsförderung seiner Autobiographie preisgibt, dann kann man ihm allenfalls Cleverness vorhalten. Und die ist weder strafbar noch unehrenhaft. Dieter J. Perthes, Neuwied-Rodenbach
Schuld und Sühne Schuldbekenntnis ohne Sühneleistung ist nichts wert. Günter Grass könnte ein wenig Glaubwürdigkeit erreichen, wenn er den Gewinn vom Verkauf seines neuen Buches - das sich dank der geschickten PR-Maßnahme seines "Outing" nun gut vermarkten läßt (Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden) - einem guten Zweck zuführt. Ich habe einen Vorschlag für ihn: Grass liegt die Aussöhnung mit Polen und Solidarität mit Opfern am Herzen. "Wir wollen allerdings eine ehrliche Debatte. Wir wollen kein politisch korrektes Gesäusel mehr" (Peter Glotz, SPD, Mitbegründer des Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin). Grass sollte den Gewinn aus dem Buchverkauf diesem Zentrum zuwenden, das sich um echte Verständigung und um Solidarität zwischen Opfern verschiedener Völker bemüht. Eine solche gute Tat könnte helfen, manches böse Wort von Grass vergessen zu machen. Dr. med. Reinhard Gnauck, Mainz
Mitleid empfinden Nun ist es endlich heraus: Nicht nur Franz Schönhuber war dabei, auch der Blechtrommler. Man sollte aber Mitleid mit ihm empfinden, denn Günter Grass muß sich schon seit langem in einem furchtbaren seelischen Dilemma befunden haben. Und zwar immer dann, wenn er daran gedacht hat, daß er als junger Soldat der Waffen-SS in diesem Krieg ja auch hätte fallen können und sein Grab auf einem Kriegsfriedhof bei Bitburg in der Eifel oder auch in der Normandie hätte sein können. Denn dort wäre er, der so heftig für die SPD getrommelt hat, spätestens im Juni 2004 durch Kanzler Gerhard Schröder geächtet worden. Hier in Bitburg dagegen hätten zwei Männer, die ihm in tiefster Seele zuwider waren, Ronald Reagan und Helmut Kohl, seiner durch eine Kranzniederlegung gedacht. Die eine wie die andere Vorstellung muß ihn schrecklich gepeinigt haben. Er hat also schon genug gebüßt. Edelbert Breu, Lauterhofen
Zur eigene Geschichte stehen Zum wiederholten Male zeigt sich, daß gerade die selbsternannten moralischen Großinquisitoren wahrlich keinen Grund haben, mit ihren schmutzigen Fingern auf andere Leute zu zeigen. Nicht die Tatsache, daß sich junge Männer in einer bewegten Zeit zu einer Eliteeinheit gemeldet haben, ist verwerflich, sondern ganz alleine der Fakt, daß eben solche vermeintlich moralischen Instanzen die Frechheit besitzen, über Jahrzehnte hinweg nicht zu ihrer eigenen Geschichte zu stehen. Günter H. Groschek, Neunkirchen-Seelscheid
Grass hätte aufklären sollen Die entscheidende Frage ist doch, warum Grass seine eigenen NS-Erfahrungen in den langen Jahren danach nicht genutzt hat, um gegen die Neonazis aufzutreten - als beschämter Zeitzeuge, wortgewaltig und streitlustig, wie er sonst doch ist? Er hätte viele Gelegenheiten dazu gehabt, der bundesdeutschen Jugend ein authentischer Lehrer und Aufklärer zu sein und mitzuhelfen, Deutschland vor einem erneuten braunen Irrglauben zu bewahren. Die Lehrkräfte in den deutschen Schulen hätten ihm seine Unterstützung sehr gedankt! Aber er hat geschwiegen und verschwiegen, um sein Renommee und sein (Schriftsteller)geschäft zu sichern. Somit hat er eine wesentliche gesellschaftspolitische Zukunftsaufgabe - die Jugend aufzuklären - nicht angenommen und sich statt dessen als moralische Instanz gründlich selbst diskreditiert. Dr. Ingeborg Wirries, Ronnenberg/Benthe
Mantel der Doppelmoral Nun ist der Scheinmoralist Grass auch dort angekommen, wohin er jahrzehntelang andere mit seinem moralischen Rigorismus befördert hat. Ausgetrommelt hat nun die Ikone der 68er, die es meisterhaft verstand, moralischen Ruhm und finanziellen Reichtum unter dem seidenen Mantel der Doppelmoral unterzubringen. Jetzt hat er all die schönen Ehrungen, die ihm einst überreicht wurden, mit demselben Dreck beworfen, den er selbst gerne über die bösen anderen geschleudert hat. Ein grauenvolles Erwachen für die Linke, die mit ansehen muß, wie einer ihrer obersten Gutmenschen in die Masse der Gemeinen aufgeht. Ein Denkmal hat sich vom Sockel gestürzt und ist dort gelandet, wo es hingehört - im Dreck. Konrad Zimmer, Königsberg, Unterfranken
Zu: "Zuerst mal Gift und Galle spucken" von Günther Deschner, JF 35/06 Politisch motivierte Zahlen Die Forderung Syriens auf die Rückgabe des Golans ist absurd und lächerlich, hat doch Syrien gerade von dort aus Israel in der Vergangenheit immer wieder beschossen. Syrien hat den Golan zudem in einem Angriffskrieg an Israel verloren. Wer den Wunsch Syriens unterstützt, der darf auch ruhigen Gewissens die Rückgabe Pommerns, Schlesiens unter anderem an Deutschland einfordern. Thomas Lieth, Lottstetten
Zu: "Es ist nicht unser Krieg" von Doris Neujahr, JF 34/06 Israel nicht länger unterstützen Der ausgezeichnete Artikel von Doris Neujahr ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte über die deutsche Politik zum israelischen Angriff auf den Libanon und zu seinen Konsequenzen. Aber in einem Punkt bedarf er einer Ergänzung. Der Hinweis auf die Ermahnung Helmut Schmidts an die israelische Regierung, daß deutsches Geld nicht für die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik gedacht sei, berührt ein Grundsatzproblem, das nicht nur indirekt, sondern klar angesprochen werden sollte: Eine Hilfe für Israel setzt auch angesichts des Holocaust voraus, daß damit weder direkt noch indirekt völkerrechtswidrige Akte oder strafrechtlich relevante Verbrechen der israelischen Regierung unterstützt werden. Alles, was dazu beiträgt, daß Israel seine völkerrechtswidrige Besetzung und Besiedlung der palästinensischen Gebiete aufrechterhalten und die fundamentalen Menschenrechte der Palästinenser weiter verletzen kann, erfüllt diese Voraussetzung nicht und ist deshalb sofort einzustellen. Andernfalls machen wir uns zu Mittätern der israelischen Rechtsverletzungen und Verbrechen gegenüber den Palästinensern. Das muß eine Leitlinie der deutschen Nahostpolitik werden. Joachim Koch, Höhenkirchen
Auch unser Krieg Doch, es ist unser Krieg. Der Defensivkrieg der christlich-jüdischen Kultur gegen den Islam, der überall angreift: in Mittelasien, im Kaukasus, auf dem Balkan, in Palästina, ja sogar in Manhattan. Das Wüten Israels im Libanon und das der Russen in Tschetschenien ist nicht "schön". Aber notwendig, weil geopolitische Notwehr. Und Israel ist halt ein Vorposten des Abendlandes gegen die Offensive der Derwische. Karl Klausen, Passau
Zu: "Eindeutig gegen Polen" von Ekkehard Schultz, JF 34/06 Polnische Zensur Warum die Aufregung? Es wird Zeit, daß der Folkloreverein BdV statt nur Heimatgefühl und Trachten auch erlittenes Unrecht darstellt. Die Zeit, in der polnische Zustimmung erkauft wurde, ist vorbei. Oder müssen wir unserem europäischen Partnerland Polen die Ausstellungsexponate zur Zensur vorlegen? Karl-Heinz Westenhöfer, AnnWeiler
Zu: "Mogelpackung der "Europäisierung" von Thorsten Hinz, JF 34/06 Die Deutschen gibt es nicht Die Standardbehauptung, die Deutschen hätten den Krieg begonnen und deshalb alle Folgen zu tragen, ist eine Behauptung, die bei näherem Hinsehen nicht stimmt. Denn die Deutschen wurden nicht gefragt ob sie einen Krieg wollten oder nicht. Sie wurden auch nicht gefragt, ob sie die D-Mark behalten wollen oder ob sie dem Maastrichter Vertrag oder den Zwei-plus-Vier-Verträgen zustimmen oder nicht. Es waren ihre jeweiligen Regierungen, die dafür verantwortlich sind. Es stimmt auch nicht, daß die Deutschen von den Folgen betroffen wurden. Es waren die Vertriebenen, die Bombenkriegsopfer und die Bewohner Mitteldeutschlands, die in Geiselhaft genommen wurden und denen die Hauptlast aufgebürdet wurde. Bernhard Kaiser, Halle/Westfalen
Zu: "Streit um Zahlen" von Anni Mursula, JF 34/06 Politisch motivierte Zahlen Bei der Zahl der Mauertoten geht es wohl analog den Bombentoten von Dresden darum, ihre Zahl möglichst niedrig zu halten. Bei den Dresdnern, um die Opfer der Deutschen im Zweiten Weltkrieg zu bagatellisieren, bei den Mauertoten, um die heute teilweise in Regierungsverantwortung angekommenen Altkommunisten zu entlasten. Eberhard Koenig, Baiern
Zu der Meldung: "Sinti und Roma fordern Diskriminierungsverbot", JF 34/06 Politisch korrekte Begriffe Zu welchen Anstrengungen in diesem Zusammenhang Journalisten fähig sind, um sich einen vermeintlich politisch korrekten Anschein zu geben, konnte man in den achtziger Jahren bei einer großen Hamburger Tageszeitung (Springer-Verlag) beobachten. So nannte man damals "Zigeuner" mit diesem Begriff immer dann, wenn es um die Beschreibung der Verbrechen des Nationalsozialismus an diesen ging. Handelte es sich um Wiedergutmachung ging, hießen "Zigeuner" plötzlich "Roma und Sinti". Wenn im Zusammenhang mit kriminellen Handlungen wie Diebstahl das Wort "Landfahrer" auftauchte, bedurfte es wenig Phantasie, um wiederum eine Umbenennung zu erkennen. Jörg Reinwein, Frankfurt am Main
Dinge beim Namen nennen Wenn in einer Minderheit die Kriminalitätsrate besonders hoch ist, dann darf und soll man das getrost benennen und anprangern. Das ist noch lange kein Rassismus. Jede Minderheit hat die Möglichkeit, ihren Ruf zu verbessern! Die Forderung des Zentralrates der Sinti und Roma ist nichts anderes als eine Forderung nach gezielter Verschleierung der Tatsachen. Wenn diesem Ansinnen nachgegeben wird, dann benötigen wir keine Kriminalitätsstatistiken und keine Berichterstattungen mehr, sondern sollten lieber wieder Märchenbücher lesen! Irmgard Urban-Gräger, München
Zu: "Brisanter Schmelztiegel" von Karl Feldmeyer, JF 34/06 Wölfe und Schafe Es zeigt sich immer deutlicher, daß die islamischen Werte inkompatibel mit der europäischen Kultur sind. Die Attentäter, die dem Westen die schwersten Schläge versetzen, sind meist "multikulturelle Musterknaben": nett, integriert, gebildet, jung und "bürgerlich". Ein stetig wachsender großer Teil der "gemäßigten" Muslime zeigt immer unverhohlener seine Sympathie mit unseren Gegnern. Europa reagiert mit Beschwichtigungen, Dialogen, Anti-Diskriminierungsgesetzen und schleift seine Werte stetig ab, auf der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Dafür ernten wir mehr Gewalt und Verachtung. Der stetige Zustrom aus diesem Kulturkreis führt zu wachsenden Konfliktpotential. Vielleicht erinnern wir uns in unserer ängstlichen Hilflosigkeit irgendwann daran, daß nur der Frieden kriegt, der für den Krieg gerüstet ist; denn ein Wolf verhandelt nicht mit einem Schaf. Oliver Keller, Berlin
Zu: "Die Geächteten" von Günther Deschner, JF 34/06 Aktenfreigabe abwarten Im Oradour-Prozeß vom 13. Januar bis 12. März 1953 wurden die angeklagten Offiziere als nicht betroffen freigesprochen, 43 Mannschaftsdienstgrade in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Die restlichen Kompanieangehörigen wurden mit vier bis zwölf Jahren Zwangsarbeit bestraft. Nach dem Versprechen, über den Prozeß absolutes Stillschweigen zu bewahren, wurden alle Verurteilten freigelassen. Auch die damalige Bundesregierung verpflichtete sich, die falschen Behauptungen niemals in Frage zu stellen. Die Prozeßakten bleiben 70 Jahre, also bis 2023, in einem Geheimarchiv unter Verschluß. Bis zur Freigabe der Geheimakten sollte man sich mit einer Bewertung zurückhalten. Gerhard Berthold, Mölln
Zu: "Das Lockvogel-Prinzip"von Peter Freitag, JF 34/06 Hysterie in Delmenhorst In Delmenhorst reagieren manche Bürger hysterisch und rabiat auf den eventuellen Nachbarn in ihrer Stadt. Von Demokratie und Gleichberechtigung haben sie anscheinend noch nichts gehört. Aktive Delmenhorster gehen von Tür zu Tür, sammeln Unterschriften und Geld. Wer sich ihnen verweigert, wird als "Neonazi" beschimpft und ausgegrenzt. Nach dem Spruch: "Willst Du nicht mein Genosse sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein!" Erwine Lehming, Köln
Zu: "Zum Leiden verurteilt" von Werner Olles, JF 33/06 Englische Propaganda Das Lob auf den englischen Schriftsteller H. G. Wells entspricht nicht der Wahrheit. Im Ersten Weltkrieg startete die Northcliffe-Presse mit gemeinsten Zeichnungen des Holländers Raemaker niederträchtige Verleumdungen gegen Deutschland. Prominente englische Intellektuelle begleiteten jeden dieser Hetzartikel mit begeisterten Zustimmungserklärungen - allen voran H. G. Wells, Chesterton, Hilaire Belloc usw. Darin waren die Deutschen Scheusale, seelisch halb Gorilla, halb Schwein. Sie vergewaltigten Frauen und Kinder, spießten sie auf, hackten ihnen die Hände ab und knallten Zivilisten aus purer Mordlust nieder. Leider werden die Propagandalügen heute in England wieder aufgegriffen und als historische Wahrheiten verkauft. Heinrich Banse, Diesdorf
Zum Thema Pressefreiheit Aus einem anderen Blickwinkel Als ein Vertreter der jüngeren Generation (Jahrgang 1976) freue ich mich sehr, daß man als "stille Mehrheit" doch nicht ganz so auf sich alleine gestellt ist, wie einem über viele Jahre immer weisgemacht wurde. Besonders gut gefällt mir bei der JF, daß Themen und Personen, die in der allgemeinen Berichterstattung immer als negativ oder abstoßend dargestellt werden, hier auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Dadurch ist die Möglichkeit einer echten Meinungsbildung gegeben. Falco Behrens, Zichow |