© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/06 15. September 2006

Meldungen

Affektive Lernziele: Schüler im Archiv

DÜSSELDORF. Die "Einzigartigkeit eines historisch beispiellosen Zivilisationsbruchs" fordere eine ebenso "einzigartige" wie langwierige "Aufarbeitung" heraus. Die 1959 eingerichtete Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg übernahm dabei einen wichtigen Part. Ihre Vorermittlung und Materialbeschaffung, so Andreas Kunz in einer "Ortsbesichtigung" (Der Archivar, 2/06), ermöglichten den Strafverfolgungsbehörden die Einleitung förmlicher Ermittlungsverfahren. Wie die wenigen Prozesse gegen NS-Verbrecher seit etwa 1995 dokumentieren, wirft man heute in Ludwigsburg nur noch "Schleppnetze für die letzten Fische" aus (Süddeutsche Zeitung, 25. März 2005). Seit Januar 2000 ist daher in direkter Nachbarschaft eine Dependance des Bundesarchivs eingerichtet worden, um deren Aktenberge mit Angaben zu Biographie und amtlicher Funktion von 700.000 Personen zu übernehmen, die auch davor schon Zeithistorikern zur Verfügung standen. Christopher Browning und Daniel J. Goldhagen haben aus diesen "einzigartigen Recherchemöglichkeiten" ihre Bucherfolge "gestrickt". Auch Baden-Württembergs Schüler können fortan für die "historisch politische Bildungsarbeit" einen Teil ihres Geschichtsunterrichts im "Lernort Archiv" verbringen. Diese Unterrichtsgestaltung diene der Erreichung kognitiver wie "affektiver Lernziele", über deren Inhalt Kunz leider nichts verrät.

 

Reaktion auf "Probleme": Opferzahl neu bestimmen

WARSCHAU. Die polnische Regierung hat ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, das die genaue Zahl der polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs ermitteln soll. Das habe aber nichts mit aktuellen Debatten zu tun, sei "keine Reaktion auf deutsch-polnische Probleme", sagte Kulturminister Kazimierz Michał Ujazdowski am Jahrestag des Kriegsbeginns am 1. September 1939. Allerdings werde das Projekt "Bedeutung in der allgemeinen europäischen Diskussion mit unserem westlichen Nachbarn haben". Als Gegengewicht zu deutschen Interpretationen soll hiermit "ein Bewußtsein für die hohe Zahl anonymer Opfer geschaffen werden". Bisher gebe es keine zentrale Datei mit den Namen polnischer KZ-Häftlinge, Vertriebener und Zwangsumgesiedelter sowie anderer Opfer des Dritten Reichs, sagte Janusz Kurtyka, Leiter des Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN).

 

Erste Sätze

Dieses Buch ist Teil einer Dankesschuld, die nie abgetragen werden kann.

Ferdinand Weinhandl: Die Metaphysik Goethes, Berlin, 1932


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