© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/06 22. September 2006

Trolleys: Rollende Kleinstkoffer
Leichtigkeit des Seins
Frank Liebermann

Vor lauter Fernsehgucken, Computerspiel und Klingeltöneherunterladen sind viele Kinder inzwischen körperlich so degeneriert, daß sie nicht einmal mehr einen Purzelbaum machen können und beim Rückwärtslaufen stolpern. Wer nun wissen will, was aus diesen Jugendlichen mal wird, wenn sie erwachsen sind, der muß nur auf einen Bahnhof oder Flughafen gehen. Dort rollen sie im Gleichschritt herum.

Unfähig, auch nur geringste körperliche Belastungen auszuhalten, müssen die schwarzgekleideten Anzugträger ihren Klapprechner und die Schreibmappe in einem Trolley hinter sich herziehen. Soviel Verweichlichung ist nachgerade erbärmlich.

Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Rentner sein Gepäck nicht tragen kann. Aber zwanzigjährige Fußballer? Die Dinger sind "cool", und seit es sie bei Aldi und Tchibo gibt, haben sie sich inflationär ausgebreitet. Und wer in der globalisierten Welt auf Ausländer gehofft hat, darf sich getäuscht sehen. Selbst libanesische Attentäter rollten "cool" ihre Bomben hinter sich her.


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