© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/06 29. September 2006

Meldungen

Ahmadi-Nedschad: "Wir respektieren den Papst"

TEHERAN. Im Streit um die Regensburger Rede des Papstes hat Präsident Mahmud Ahmadi-Nedschad positiv auf die anschließenden Erläuterungen von Benedikt XVI. reagiert. "Wir respektieren den Papst, wir respektieren alle, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen", erklärte der iranische Präsident letzte Woche zum Abschluß seiner Venezuela-Visite in Caracas. "Wir glauben, daß alle Religionen nach Frieden und Sicherheit streben, nach Moral und Gerechtigkeit", so der schiitisch-islamistische Politiker. Alle Religionen seien "Teil des Friedens und der Brüderlichkeit", meinte Ahmadi-Nedschad. Auch der malaysische Premier Abdullah Ahmad Badawi hat die Erklärung des Papstes begrüßt. In Zukunft müsse Benedikt XVI. jedoch Aussagen vermeiden, die Muslime beleidigen könnten, erklärte der moderat-islamische Politiker. Im April hatte der Papst in seiner Osterbotschaft mit Blick auf den Atomstreit mit dem Iran erklärt: "Was die internationalen Krisen im Zusammenhang mit der Atomkraft angeht, so möge durch ernsthafte und aufrichtige Verhandlungen eine für alle ehrenvolle Schlichtung erreicht werden."

 

"Den Papst anzugreifen, ist völlig inakzeptabel"

BRÜSSEL. Der Präsident der EU-Kommission hat den EU-Politikern vorgeworfen, den Papst im Streit mit dem Islam im Stich gelassen zu haben. "Den Papst anzugreifen, weil er sich in seiner Rede auf ein historisches Dokument bezog, ist völlig inakzeptabel", erklärte José Manuel Durão Barroso der Welt am Sonntag. "Ich war enttäuscht, daß es nicht mehr europäische Führer gab, die sagten: Natürlich hat der Papst das Recht, seine Ansichten zum Ausdruck zu bringen. Das Problem sind nicht seine Äußerungen, sondern die Reaktionen der Extremisten." Den Grund dafür sieht Barroso in einer "Besorgnis über eine mögliche Konfrontation", aber auch in einer "Art politischer Korrektheit", der zufolge "man nur dann tolerant ist, wenn man die Meinung der anderen über die eigene stellt". Aber "wir müssen unsere Werte verteidigen", forderte der portugiesische Ex-Premier.


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