© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/06 29. September 2006

Leserbriefe

Zu: "Die Rückkehr der Mütter" von Ellen Kositza, JF 38/06

Väterdiskriminierung

Ellen Kositza trifft einen wunden Punkt der BRD, wenn sie das, was Eva Herman in ihrem jüngsten Buch in Frage stellt, als "Staatsfeminismus" bezeichnet. Allerdings übersieht sie dabei, daß jene hegemoniale Ideologie innerhalb der deutschen Familienrechtspraxis seit Jahrzehnten quasi mit dem nationalsozialistischen Mutterbild vereint wird: In kaum einem anderen Land Europas können geschiedene Männer so leicht zu Zahlvätern abgestuft oder unverheiratete Väter so nachhaltig von ihren Kindern getrennt werden wie in unserem.

Frau Herman gebührt Zustimmung, wenn sie auf die Selbstentfremdung vieler Frauen und die Schädlichkeit der nichtel-terlichen Frühbetreuung hinweist. Indessen blenden sie und ihre Anhängerinnen mit der Ausrufung einer neuen Mütterlichkeit neuere biologische und psychologische Erkenntnisse aus, wonach Väter bis auf das Stillen von Säuglingen alle Versorgungs- und Erziehungsaufgaben für Kinder genausogut leisten können wie Mütter. 

Dr. Elmar Schmidt, Bad Schönborn

 

Waffendienst in Friedenszeiten

Der Marsch der Schwarzer-Truppe in Männerdomänen beruht nicht zuletzt darauf, daß männlicher Erfindergeist, angetrieben von Bequemlichkeit und Faulheit, schwere körperliche Arbeit so gut wie ausgeschaltet hat. Seit schwerste Maschinen, Lastwagen, Schiffe, Flugzeuge und so weiter mit einem Fingerdruck dirigiert werden können, hebt die zeitgeistige Frau die Hand zum fordernden "Ich auch!"

Auch hat der Bundeswehrverband den Zugang von Frauen zu allen militärischen Verwendungen EU-gerichtlich erstritten, was immerhin die beruhigende Annahme nahelegt, daß niemand mehr mit einem längeren, ernsthaften, verlustreichen Krieg rechnet. Als uns noch die Panzerarmeen des Ostblocks gegenüberstanden, war von einem Drang der Damenwelt zum Waffendienst nichts zu spüren.

Eberhard Koenig, Baiern

 

Kindererziehung lernen, aber wo?

Eigentlich sagt Eva Herman in ihrem Buch nichts Neues. Christa Meves schreibt und spricht seit mehr als dreißig Jahren über das Thema Eltern, Kinder, Erziehung, und sie tut es mit einem kompetenten wissenschaftlichen Hintergrund. Nur wer von den jungen Menschen liest schon Christa Meves und die Abhandlungen der Hirnforscher und Psychologen? Es ist gut, daß jemand, der der deutschen Fernsehgeneration so bekannt ist wie Eva Herman, sich dieses Themas annimmt.

Die heutigen Mütter geben ihre Kinder in öffentliche Betreuung ab, weil sie einfach nicht wissen, wie man Kinder pflegt, erzieht und wie man einen Haushalt führt. In früheren Generationen hatten die jungen Leute eine Vorbildung für den Beruf des Elternseins: Sie haben ihn in ihrer Familie mit Vater und Mutter, eigenen Geschwister, kleineren Vetter und Basen, Nachbarskindern erlebt. Aber heute existieren diese engen Lebensgemeinschaften kaum noch. Woher sollen sie es also können? Sie müssen Eltern- und Familiesein wieder lernen. Aber wo?

Annemarie Kirsche, Salzgitter

 

Demographische Fiasko

Respekt vor Eva Herman, der mutigen Schwimmerin gegen den feministischen Strom! Leider kommen die wichtigen Erkenntnisse für sie selbst und zahllose Frauen ihres Alters zu spät: Das demographische Fiasko ist allgegenwärtig. Überzeugender wäre die Autorin des "Eva-Prinzips" sicher, wenn sie in später Einsicht praktische Wiedergutmachung übte und ihren eigentlichen voremanzipatorischen Namen wieder annähme: Eva Hermann.

Gerhard Marwitz, Lüneburg

 

 

Zu: "Wer glaubt, ist nie allein" von Felix Menzel, JF 38/06

Vernunft basiert auf dem Glauben

Der Besuch des Papstes Benedikt XVI. in Bayern mit seinem überzeugenden Bekenntnis zur ewigen Wahrheit war ein befreiendes Erlebnis in unserer weitgehend säkularisierten Welt. Es gibt nur den im Alten Testament und durch Jesus Christus, Gottes Sohn, offenbarten einen Gott, und er kann nur im Glauben erfahren werden. So ist auch jede menschliche Vernunft, die nicht auf dem Glauben basiert, Unvernunft.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Leider nur ein Windei" von Klaus Peter Krause, JF 38/06

Grüne Energie eine Notwendigkeit

Die Windkraft erhält im Gegebsatz zur Atomwirtschaft und Kohlebergbau keine Subventionen. Durch das EEG wird lediglich ein Festpreis festgelegt, für den der Strom abgekauft werden muß. Dies zahlen die Kunden und nicht der Staat. Wäre es eine Subvention, müßten die Windkraftbetreiber ja auch Anträge auf die Subventionen bei einer staatlichen Stelle stellen. Dies ist durch das EEG nicht möglich. Außerdem, wenn die Atomwirtschaft keine Subventionen erhalten würde, wäre die Kilowattstrom aus einem Atomkraftwerk teurer als die aus grünem Strom.

Es ist richtig, daß die Windenergie vom Wetter abhängig ist. Sie kann deshalb nie die Grundlast bei der Stromerzeugung übernehmen. Aber die Grundlastversorgung bei der Stromerzeugung sollen ja auch die Biogaskraftwerke übernehmen, da diese unabhängig vom Wetter laufen können. Wind und Solar übernehmen dann die zusätzlichen Spitzen. Des weiteren werden gerade Stromspeicher für Windenergieanlagen entwickelt, die eine gleichbleibende Stromlieferung möglich machen. Diese Punkte hätten ebenfalls in den Bericht gehört.

Da sich die Windenergie noch im Aufbau befindet und die Stromerzeugung von Kohle und Uran zu unwirtschaftlich ist, wird deutlich, daß die Erforschung und Weiterentwicklung der grünen Energieerzeugung vorangetrieben werden muß. Übrigens: Kohle wird es wohl noch etwa 100 Jahre geben, Uran zirka 55 Jahre.

Malte Stolz, Hartenholm

 

 

Zu: "Elternrente statt Generationsvertrag" von Franz Harder, JF 38/06

Dezimierung der Deutschen

Auch Franz Harder stellt die Finanzierung der Renten in den Vordergrund. Was aber, wenn die Dezimierung der Deutschen - politisch gewollt - einem international ausgeheckten Plan folgt? Der ehemalige deutsche Botschafter in Holland Hans Arnold ließ uns schon vor 10 Jahren wissen, daß "als bedeutsames Element der Stabilität und des Ausgleichs Deutschland mit der Entnationalisierung der europäischen Staaten vorangehen sollte". Dieser "grandiose" Vorschlag meint natürlich auch die Internationalisierung der deutschen Sozialsysteme.

Die dank der Franzosen und Holländer noch blockierte Europa-Verfassung räumt allen Eingewanderten das Recht auf sofortigen Zugang zu allen Sozialleistungen ein, auch aus deutschen Pflichtbeitragskassen deutscher Arbeitnehmer. Unter den Deutschen werden Verhütung und Abtreibung sozusagen als Wahlgeschenke hingenommen und bezahlt, denn schließlich entsteht dadurch letztendlich ein Einwanderungssog, und demographische Aggression treibt die Entnationalisierung voran.

Laut der Infoschrift zur Rentenpolitik wurden der deutschen Rentenkasse im Zeitraum 1957 bis 2002 nicht weniger als 700 Milliarden Euro entnommen. Die Beitragszahler wüßten gern, wofür! Auch die Gesetzlichen Krankenkassen klagen bekanntlich über versicherungsfremde Leistungen. Nicht bei Hegel wollen wir Trost suchen, der auf die Zeit mit der Idee verweist, sondern die riesigen Summen aus allen möglichen deutschen Etats unter die Lupe nehmen, die deutsche Politiker verantwortungslos ins Ausland scheffeln, in der Hoffnung, daß für deutsche Familien noch etwas übrigbleibt.

Helene-Maria Wollny, Mannheim

 

 

Zum Schwerpunkt 11. September 2001, JF 37/06

Skeptiker sind keine Spinner

Ob jemand Verschwörungstheoretiker oder rationaler Kritiker ist, ist eben nicht Frage der Ansicht, sondern nachprüfbar: Vernünftigkeit der Sprache, Persönlichkeit und Beruf. Bei Meyssan wie bei von Bülow können an Qualifikation wie Integrität kaum Zweifel bestehen. Wer primär Fragen stellt und verschiedene Szenarien nach ihrer Plausibilität untersucht, ist kein Spinner, sondern ein um Wahrheit bemühter Skeptiker.

Wenn es aber Politikern der USA um soviel geht wie um die Rechtfertigung des "Weltkrieges gegen den Terror" bzw. des Ausbaus eigener Weltmacht und der dazu nötigen Mobilisierung der öffentlichen Meinung, verbieten sich aus Sicht der Mächtigen und der christlichen Glaubensfundamentalisten Fragen und Zweifel; es ist wieder gläubige Gefolgschaft gefordert. Den politisch Verantwortlichen kann nicht getraut werden, denn sie haben Beweismittel beseitigt, angeblich nicht gefunden oder sonstige Erkenntnisse als geheim der Untersuchung entzogen. Daß bis heute kein Weißbuch vorliegt, ungeachtet der epochalen Bedeutung des Ereignisses, spricht Bände. Ebenso, daß Zweifler sogleich des Antiamerikanismus, des Verrats oder eben der Verschwörungsspinnerei bezichtigt werden.

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

 

Zu: "Zweierlei Maß" von Dieter Stein, JF 37/06

Verfassungsfeindliche Parteien

Sie haben sicher recht, daß in der bundesdeutschen Medienlandschaft NPD, Republikaner und PDS mit zweierlei Maß behandelt werden. Wer auf die Gefahren aufmerksam macht, die eine multikulturellen Gesellschaft in sich birgt, wird von den mehrheitlich linken Medien schnell verunglimpft.

Allerdings sollte auch die Zielsetzung der NPD nicht vergessen werden. Die NPD lehnt das Gesellschaftsmodell des Grundgesetzes ab. Darin ist sie sich mit der PDS einig. Die PDS favorisiert den Marxismus als Gesellschaftsmodell, die NPD lehnt sich an den Nationalsozialismus an. Das ist deutlich zum Beispiel an ihrer Argumentation: "Deutscher kann nur sein, wer deutschen Blutes ist", zu erkennen. Zwischen Republikanern und NPD steht das Grundgesetz, auf dem die NPD nicht steht und damit der PDS verwandt ist. Republikaner und NPD trennt daher das Bekenntnis zu unserem demokratischen Staat.

Kurt Schumacher schrieb 1946 ins Jahrbuch seiner Partei: "Der Kampf gegen den Totalitarismus in jeder Form ist die Voraussetzung für das Gedeihen der Demokratie auf deutschen Boden." In dem Sinne sollten auch NPD und PDS beurteilt werden.

Ulf Friedrich, Gelsenkirchen

 

Schon Mitte bedrohlich rechts

Natürlich pulsieren per se keine Verbrechergene in den Adern der rechten Parteien, wie es vielfach versucht wird dem Wähler zu oktroyieren. Sehr links Stehenden ist natürlich schon die Mitte bedrohlich rechts. Und ohne Maß werden dann demokratisch legitimierte rechte Parteien zielgerichtet mit den Kainsmalen "rechtsextrem/radikal" stigmatisiert.

Bezeichnenderweise findet bei Linksparteien, Linksextremisten, tatsächlichen Gewalttätern und Chaoten, eine solche öffentlich-verbale Hinrichtung nicht statt. Die allgemeinen Medien sind wohldressiert. Gerade für (linke) besorgte Bürger wäre die "Verfassungsschutzpartei NPD" exklusiv erste Wahl, ist diese doch - wie die Vergangenheit zeigte - förmlich von Verfassungsschützern durchsetzt.

Ulrich Dittmann, Kirchheimbolanden

 

Über das Gesetz hinwegsetzen

Die NPD und ihre Wähler werden wieder von "allen demokratischen Kräften" beschimpft. Aber mit welcher Legitimation? Der materielle Ausdruck des Rechtes ist das Gesetz. Wenn die NPD tatsächlich so böse ist, dann können diese "Kräfte" das Gesetz derart ändern, daß die NPD verboten werden könnte. Statt dessen setzen sich die Gutmenschen über das Gesetz hinweg und machen ihre eigenes Recht, wo es ihnen gerade paßt. Wo kämen wir denn hin, wenn das alle täten? Wenn heute jemand NPD wählt, dann doch nicht wegen der politischen Gestaltung. Damit gibt man der CDU einen Hinweis darauf, welche Politik sie machen muß, damit sie wieder wählbar wird.

Christian Hubert, Leipzig

 

 

Zu: "Der Zorn war groß, die Tugend stärker" von Doris Neujahr, JF 37/06

Wie lange wird noch differenziert?

Ich freue mich über jeden Artikel, den ich zum Thema Grass und die Ungnade seiner frühen Geburt lese. Dies nicht, weil ein wortgewaltiger Mann das Postulat "Ein Mann, ein Wort" widerlegt - das liegt in der Natur von Opportunisten.

Nein, ich freue mich über die plötzliche Fähigkeit unserer volksbildenden Medien, die nach - sagen wir - zwei Jahrzehnten auf einmal wieder zwischen der allgemeinen SS und der Waffen-SS unterscheiden können. Ich bin gespannt, wie lange man diese Differenzierung beibehält. 

Frank-D. Rex, Wertheim

 

 

Zu: "Verraten und Verkauft" von Michael Paulwitz, JF 36/06

Bezahlen dürfen die Vertriebenen

Neben einer Regierung, die von der Mehrheit der wahlberechtigten Bürger dieses Landes nicht gewählt wurde, bescherten uns unsere Berufspolitiker in ihrer Eigenschaft als Sich-Selbst-Vertreter ein Staatsoberhaupt namens Köhler. Dieser hat sich mit seiner Einlassung zur Vertreibung der Ostdeutschen aus ihrer Heimat denen zugeordnet, die uns schon längst verraten haben. Dafür bezahlen dürfen die Vertriebenen mit ihrer Gesundheit, mit ihrem Leben, mit Heimat, Hab und Gut. Ein Vertreibungsmahnmal wird uns nach wie vor verweigert.

Gerhard Sandow, Ahlen

 

 

Zu: "Israels Dilemma" von Heino Bosselmann, JF 36/06

Friedensnobelpreisträger

Der Autor weist nach, daß von Anfang an die Juden nicht den Ausgleich mit den angestammten Arabern suchten. Schon am 12. August 1904 schrieb Max Bodenheimer, der Begründer des Zionismus in Deutschland, an Herzl, daß eine militärische Besetzung der Kolonisierung vorangehen müsse.

Sehr früh bildeten die Israelis Terrororganisationen, die Araber und Briten mit Gewalt aus Palästina vertreiben wollten. Die bekanntesten waren die Hagannah, die Stern-Gruppe und die Irgun Zwai Leumi von Jitzhak Schamir und Menachim Begin. Die Vertreibung gelang durch Terror und Massaker, von denen das bekannteste in Dir Yassin stattfand. Für dieses palästinensische "Oradour", in dem über 200 Frauen und Kinder bestialisch ermordet wurden, war der spätere Friedensnobelträger verantwortlich.

Ingeborg Pohl, Kleinmachnow

 

 

Zu: "Die von Gott eingesetzte Ordnungsmacht anerkennen" von Siegmar Faust, JF 35/06

Kirche "für" statt "im" Sozialismus

Die das Selbstverständnis des Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR ausdrückende Formel lautete: Kirche "nicht neben, nicht gegen, sondern im Sozialismus". Dies ist eine sprachlogisch unmögliche Formulierung! Denn: "in" kann keine Alternative zu "gegen" bezeichnen - das kann nur die Präposition "für". Daher mußte in jener Formel "in" im Sinne von "für" verstanden werden - oder sie war sinnlos. Eine Konferenz theologischer Lehrer an staatlichen Universitäten der DDR stellte mit Recht fest: "Dieses 'in' hat objektiv den Sinn von 'für'".

Die Verfechter der "von Gott eingesetzten Ordnungsmacht" berufen sich auf den Apostel Paulus. Jedoch wurde schon 1932 - angesichts des Selbstverständnisses der Sowjetunion - festgestellt: Um "Obrigkeit" im Sinne des Apostels zu sein, müssen Machthaber eine Voraussetzung erfüllen: prinzipiell ein übergeordnetes Recht anerkennen. Wo diese Voraussetzung fehle, sei es der Kirche Jesu Christi verwehrt, Machthaber als "Obrigkeit" anzuerkennen. Die offizielle Kirche in der DDR hat sich über diese Bedenken hinweggesetzt.

Dabei war das Selbstverständnis der DDR eindeutig: "Recht ist ein durch andere Mittel nicht ersetzbares Instrument zur Durchsetzung des Klasseninteresses." Das bedeutete eine prinzipielle Leugnung des Rechts. Dagegen hat die Kirche nicht protestiert. Im Spätstadium der DDR wurde aus der Kirche heraus eine "Verbesserung" des Sozialismus angemahnt. Die "Verbesserungen" vorschlugen, wußten aber - oder hätten wissen müssen: Ihre Vorschläge konnten von den DDR-Repräsentanten nur als Angriff auf den Sozialismus selbst und damit als Aufforderung zu Selbstaufgabe verstanden werden.

Die früheren Repräsentanten der Kirche in der DDR können zu Recht darauf verweisen: "Wir haben nicht alles, was der totalitäre Staat tat, widerspruchslos hingenommen!" Auch war die Kirche nicht schlechthin nur angepaßt, wie hätte sie sonst die Wiege der friedlichen Revolution werden können? Das hebt aber die notwendigen kritischen Anmerkungen nicht auf. 

Günter Knecht, Berlin


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