© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/06 13. Oktober 2006

Leserbriefe

Zu: "Das sichtbare Zeichen läßt auf sich warten" von Anni Mursula und Marcus Schmidt, JF 39/06

Überfälliges Zeichen

Sechzig Jahre Zeit hatte der Staat, eine Gedenkstätte mit angeschlossener Forschungseinrichtung für das im Weltmaßstab einzigartige Verbrechen an den Vertriebenen wie an Deutschland zu errichten. Nun also Merkels "sichtbares Zeichen", das nicht kommt, und Meckels Zeichen, das es nicht geben darf. Bleibt nur: Wer in Berlin stellt sein privates Grundstück für eine künstlerisch zu gestaltende Gedenkstätte zur Verfügung? Und wer bringt Vermögen in eine Stiftung ein, die die Kosten für die Forschung trägt? Volk, hilf Dir selber: Deine Politiker tun es nicht!

Gudrun Schlüter, Münster

 

 

Zu: "Schlagt die Deutschen nieder, wo ihr sie trefft!" von Markus Krämer, JF 39/06

Polen und die Weimarer Republik

Wir brauchen, um in der Diskussion mit den Polen zu einem soliden Fundament zu kommen, eine Darstellung der Auswirkungen der polnischen Politik zwischen 1918 und 1933 auf die Weimarer Republik. Polen hat in dieser Zeit in ganz erheblichem Maße zur Destabilisierung des deutschen Staates beigetragen und damit die Voraussetzungen für das Gedeihen der Nationalsozialisten und den Aufstieg Hitlers mitgeschaffen. Die Mehrheit seiner damals tonangebenden politischen Schicht trug offen Gedanken zur Schau, die Westgrenze Polens müsse bei Hamburg liegen und von dort nach Süden verlaufen. Gleichzeitig waren sie sehr gewalttätig und haben in dieser Zeit mit all ihren Nachbarn kriegerische Auseinandersetzungen geführt, auch mit dem Deutschen Reich untere anderem in Oberschlesien.

Sie hatten eine Armee von rund 750.000 Mann, während der Weimarer Republik nur 100.000 Mann gestattet waren, so daß sie den Polen hoffnungslos unterlegen war. Dieser Zustand hat die Republik fortwährend innen- und außenpolitisch in größte Schwierigkeiten gebracht und auch das Vertrauen bei den westlichen Mächten unterminiert. Dieser Humus, ausgehend von polnischen "Staatsmännern" und Politikern, ist der Boden gewesen, aus dem dann Hitler erwachsen ist. Das ist offenbar in Polen nicht bekannt oder wird von seinen heutigen Staatsmännern und Intellektuellen verschwiegen.

Die Polen, ihre Politiker der Zwischenkriegszeit, haben wesentlich das Klima geschaffen, das die friedfertige Weimarer Republik zerstört hat und uns Hitler bescherte.

Ekkehardt Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Friedrichsdorf/Taunus

 

 

Zu: "Dialog nach Diktat", JF 39/06 von Michael Wiesberg, JF 39/06

Der eigene Gott wird verspottet

Am Beispiel von Reaktionen auf die Rede des Papstes Benedikt XVI. erleben wir, wie zwei Welten aufeinanderprallen. Einerseits ist es der biologisch und geistig stark aufstrebende Islam, der - durch den Nahost-Konflikt gedemütigt, aber gestärkt - im blinden Haß um sich schlägt. Es genügt nur eine kleine, vermeintlich islamkritische Äußerung, um wütend zu reagieren.

Die dahinsiechende, dekadente Christenwelt dagegen, innerlich zerstritten und feige, sucht nur Wege, um nachzugeben - was neue Begehrlichkeiten hervorruft. Der eigene Gott kann beliebig verspottet werden, aber es ragen schon Tausende Minaretten in den Himmel und es gibt moslemische Speisevorschriften in öffentlichen Einrichtungen. Für die entgeistete christliche Konsumwelt ist das ein Eigentorspiel. Wer freut sich aber auf die Komplizenschaften beiderseits? Der Dritte.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

Maßvoll, aber eindeutig

Fürwahr, das war eine Selbstoffenbarung des mittelalterlichen Islam, wodurch alle positiven Aussagen der muslimischen Gelehrten sich als Makulatur erwiesen. Bevor noch der Wortlaut der Papstrede bekannt war, wurde Benedikt XVI. mit Hitler und Mussolini verglichen, und die hörig-stumpfsinnigen Millionen folgten den abgedroschenen Reizworten blind. Das zeigt die jederzeitige Entzündbarkeit einer Massenmordideologie, wegen deren Gefährlichkeit es uns nicht mehr interessieren darf, ob sie nun original islamisch ist oder nicht. Wir müssen reagieren, maßvoll zwar, aber eindeutig.

Unser deutscher Papst hat wahrhaftig das äußerste Maß an Sachlichkeit und Friedensbereitschaft bewiesen. Wir Deutschen haben so sehr gehofft, daß der Islam zur dialogischen Weltordnung gehört. Aber so bleibt uns nur noch die Selbstbewahrung durch die Drohsprache der Macht, die auch der Bösartigste versteht. Das ist nicht nur tragisch, sondern eine Weltwende.

Gottfried Lemberg-Gödel, Gaiberg

 

 

Zu: "Die papierene Illusion" von Roland Baader, JF 39/06

Neugestaltung des Geldwertes

Roland Baader weist zu Recht auf die Gefahr von Inflation durch äußere Geldvermehrung mit der Notenpresse hin. Was er wie viele andere Wirtschaftsgurus dabei übersieht, ist die dem Liberalökonomismus als quasi heilig eingebaute, innere Geldvermehrung infolge des Zins-Paradigmas, illustrierbar etwa an einem "Euro-Cent" aus römischer Zeit, der (bei nur 2 Prozent Jahreszins) heute 1.600 Billionen Euro wert wäre. Zinseszinsen folgen einer Exponentialfunktion, welche für natürliche und menschliche Produktionen nur über kurze Zeiträume gültig bleiben kann.

Trotzdem schafft es diese "Teufelskurve", zusammen mit den Eigentumsgarantien stabiler Staaten (Großbritannien, USA), die Geldbesitzer in nur wenigen Generationen mit soviel Sachwerten auszustatten, daß sie keine Inflation mehr befürchten müssen, ganz im Unterschied zur Unterschicht und einem wachsenden Anteil der Mittelschicht, die in einer Generation über ein Haus oder noch weniger hinaus keine Sachwerte mehr bilden können. Gerade in den saturierten Staaten des Westens muß deshalb über die heutzutage technisch mögliche, menschengemäße Neugestaltung des Geldwerts nachgedacht werden.

Dr. Elmar Schmidt, Bad Schönborn

 

 

Zu dem Leserbrief "Europa abschotten ist kein Weg" von Gerald Merseburg, JF 39/06

Utopische Einwanderungsthesen

Dem Leserbrief von Herrn Merseburg widerspreche ich mit Nachdruck. Seine Forderung nach Aufnahme aller Einwanderer und Asylanten ist haarsträubend und wirklichkeitsfremd. Er ignoriert, daß solche Großzügigkeit die Finanzkraft, die Gesundheitssysteme, die sozialen Netze und die Toleranz der Bürger in Europa und im "Sanierungsfall Deutschland" überfordern würde.

Als praktizierender Christ weise ich auch die Zumutung des Leserbriefschreibers zurück, daß quasi jeder Christ in Europa dadurch christliche Grundwerte vorzuleben hat, daß er sich utopische Einwanderungsthesen zu eigen macht. Dann wären ja Schweizer, Dänen und Norweger mit ihrer restriktiven Einwanderungspolitik schlechtere Christen als wir übereifrigen Deutschen!

Europa kann und muß sehr wohl zum Mittel der Abschottung greifen und muß Wirtschaftsflüchtlinge konsequenter als bisher zurückschicken. Damit würde man auch die wirksam treffen, die die wahren Nutznießer des Asylmißbrauchs sind: die kriminellen Schlepperbanden.

Wolfgang Röckelein, Eching

 

 

Zu: "Die Mutter ist das Kostbarste", Interview mit Johannes Pechstein, JF 38/06

Vom Saulus zum Paulus

Herr Pechstein hat recht, wenn er meint, daß in der deutschen Politik "neuerdings die ideologische Verblendung eines Ganztags- und Fremdbetreuungswahns vom Säuglings- bis zum Jugendalter" bestimmend sei, dem "praktisch alle Parteien unterliegen".

Statt mit unseren Steuergeldern Kindergartenplätze zu finanzieren, sollte der Staat besser einen Familienvater mit mindestens zwei Kindern steuerlich freistellen. Seine Frau hätte dann ohne größere finanzielle Belastungen für die Familie Zeit, sich um Kinder und Haushalt zu kümmern. Ein Mann kann sich glücklich schätzen, wenn er heutzutage eine Frau findet, die dazu noch bereit ist.

Das war das Konzept von Paul Kirchhof im letzten Bundestagswahlkampf. Er ist deswegen von allen etablierten Parteien angegriffen worden. Aus übrigens durchsichtigen Gründen: Die Politiker hätten dann ihrer Wählerschaft keine Geschenke mehr versprechen können, Versprechen, die sie ohnehin nie einhalten.

Eva Herman wird von der Feministenszene vorgehalten, daß sie selbst das Frauenbild, das sie jetzt vertritt, niemals vorgelebt habe. Aber es gibt geschichtliche Vorbilder. Aus einem Saulus ist ein Paulus und aus einem reichen Kaufmannssohn ein Franz von Assisi geworden. Es ist nie zu spät! 

Prof. Dr. Wolfgang Klatt, Dinkelsbühl

 

 

Zu: "Elternrente statt Generationenvertrag", von Franz Harder, JF 38/06

Und nicht erfolgreiche Kinder?

Kinder sollen für die Rente ihrer Eltern aufkommen, auch mit der "Effizienz" ihrer Erwerbsarbeit. Wer also drei Nobelpreisträger gezeugt hat, steht gut da; wer fünf Mädels hat, die alle verheiratet sind und sich mit null Verdienst um ihren Nachwuchs kümmern, macht Neese. Oder - die Arbeitslosigkeit der Kinder schlägt auf die Rente der Eltern durch.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Fleischkontrollen jetzt härter als hart" von Volker Kempf, JF 38/06

Tiere sind nicht gleich Schnitzel

JF-Autor Volker Kempf bringt es auf den Punkt: Tiere kommen eben nicht als Schnitzel auf die Welt. Das sogenannte "Nutzvieh" lebt in einer Welt des Grauens, bis es als blutiges, "Stück Lebenskraft" auf dem Teller liegt.

Der Teufel trägt für Tiere keine Hörner - sondern Menschengestalt. Mitleidiges Entsetzen reicht nicht aus. Das zeigt die Erfahrung der letzten Jahrzehnte. Skrupellose Geschäftemacher, untätige Politiker mit lediglich Sprechblasen auf den Lippen sind nur durch Fleischboykott zur Besinnung zu bringen. Angesichts von BSE, Vogelgrippe, mit Hormonen, Salmonellen und Würmern verseuchten Tierkadavern sollte es dem Verbraucher nicht schwerfallen - auch um seiner eigenen Gesundheit willen -, zumindest zeitweise auf vegetarische Kost umzusteigen.

Ulrich Dittmann, Kirchheimbolanden

 

 

Zu: "Im Drama gibt es keine Nebenrollen" von Eberhard Straub, JF 38/06

Wagners Anliegen

Mit seiner umfassenden Schilderung der Fähigkeiten von Sängerinnen wie Astrid Varnay verbindet Eberhard Straub mit Recht das Anliegen der Wagnerschen Kunst insgesamt. Aber wenn er über diese Kunst resümiert, "die Liebe überwindet in der Welt als Geschichte deren Widersprüche, sie befreit von der Geschichte und ihren widrigen Nichtigkeiten", dürfte hiermit doch wohl nur Liebe als Liebesleidenschaft angesprochen und der Nachweis erbracht sein, daß Wagners Weltanschauung von der absoluten Vorherbestimmtheit alles Geschehens ausging.

Mit diesem calvinistischen Ansatz ist aber der Gedanke an eine für unser Leben notwendige Ethik vertrieben. "Alle Wirklichkeit muß gestorben, aller Geschichtssinn begraben sein, ehe man diesen Sturm geschichtslos gewordener Motive ertragen kann", bemerkte schon Naumann über Bayreuth und fand im "Parsifal" keine echte Religiosität, sondern "Religion aufgrund künstlerischer Illusion, fern dem schlichten Evangelium".

In Wahrheit war Wagner nur ein großer Rahetoriker. Denn seine Aussprüche über Deutsch-Sein und seine "Meistersinger" sollten ihm bei seinem königlichen Gönner für Bayreuth Tür und Tor öffnen. Nur an eine Gönnerin schrieb er einmal die Devise, nach der er auch gelebt hat: Die Welt ist mir schuldig, was ich brauche. Der Kern des Wagnerschen Werks ist der "Tristan", mit dem er die Philosophie Schopenhauers veroperte (Nirwana als Sinn des Lebens). Denn die Auffassung, daß der Mensch "Erlösung" vom Eros braucht, ist Lüge.

Wolfgang R. Thorwirth, Gummersbach

 

 

Zu: "Atomkraft - nein danke!" von Jens Jessen, JF 38/06

Was sind die Ursachen?

In seinem Artikel läßt der Autor wesentliche Fakten unberücksichtigt. Es kann auch Herrn Jessen kaum unbekannt geblieben sein, daß im Jahr 2005 zumindest ein Kernkraftwerk in Italien abgeschaltet werden mußte und in Deutschland das Kernkraftwerk Neckarwestheim zeitweilig nur mit 50 Prozent seiner vollen Leistung betrieben werden konnte. In diesem Jahr, 2006, mußten allein in Baden Württemberg sogar sechs Kraftwerke im Juli vom Netz genommen werden.

In allen Fällen war der Grund Kühlwassermangel. Jedes Kraftwerk, ob durch Kernenergie betrieben oder ob fossil befeuert (mit Kohle, Gas oder Öl), benötigt Kühlwasser, das Flüssen entnommen und erwärmt an diese wieder zurückgeleitet wird. In den Genehmigungsverfahren für den Betrieb der Kraftwerke werden Höchstwerte für die Temperatur festgeschrieben, bis zu welcher das Flußwasser durch das zurückgeführte Kühlwasser des Kraftwerks erwärmt werden darf. Nähert man sich diesem Grenzwert, muß die Kraftwerksleistung gedrosselt werden; wird er erreicht, hat die Abschaltung des Kraftwerks zu erfolgen. Im Hitzejahr 2003 und in diesem Jahr führten die Flüsse erstmals nur noch so wenig, beziehungsweise so warmes Wasser, daß die zuvor erwähnten Grenzwerte der Flußwassertemperaturen erreicht wurden.

Was sind die Ursachen? Die Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" des Deutschen Bundestages hatte bereits in den 1980er Jahren auf die Gefahren hingewiesen, die von Klimaänderungen ausgehen werden, wenn weiterhin die Treibhausgase Kohlendioxid und Methan unvermindert in die Atmosphäre gelangen. 

Karl-Heinz Franke, Dreieich

 

 

Zu: "Zweierlei Maß" von Dieter Stein, JF 37/06

Auch verfassungsfeindlich

Ich bin gegen alle Versuche, die NPD zu verbieten. Denn Nichtwählen und Radikalwählen sind zur Zeit die einzig klare Möglichkeit zu zeigen, daß man die Lügenpraxis der "etablierten" Parteien nicht mehr tolerieren will: 66 Milliarden Euro allein 2006 nur für Zinsen der desaströsen Schuldenpolitik von Bund, Länder und Kommunen, die schon jetzt nur noch mit neuen Schulden bedient werden können.

Jeder kann sehen, wie das Wort "Regieren" inzwischen auf das bloße wortreiche Verwalten von leeren Kassen reduziert und das Drumrumgerede auch noch als Reformen verkauft wird, was gleich doppelt Konsequenzen hat.

Erstens: Schulden und Zinsen von heute zu 100 Prozent auf die Wähler von morgen abzuwälzen, also diese Gruppe per Gesetzgebung gezielt schlechter zu stellen, verletzt den Gleichheitsgrundsatz unserer Verfassung. Wer also nach einem Verbot der NPD schreit, müßte genau das konsequenterweise zuerst für die Regierungsparteien in Bund und Ländern fordern. Zweitens: Wenn gewählte Regierungen heute bereits dermaßen unter dem Diktat des Zinseszinses stehen, heißt das in klarem und verständlichem Deutsch: Diktatur.

Und indem Politiker das Problem Diktatur wie auch seine Lösung (Geldreform, bereits über 40.000 deutschsprachige Einträge im Internet) ignorieren, während gleichzeitig immer mehr Familien unter dem Diktat des Zinskapitalismus zusammenbrechen, werden sie zu den eigentlichen Ziehvätern des Radikalismus. Ohne Politikwechsel dieser Väter wird aber der Sohn immer weiter wachsen, was ja angeblich keiner will.

Klaus Gebhardt, Heiligenstadt

 

 

Zu: "Die Regierung muß zur Realpolitik zurückkehren" von Elliot Neaman, JF 37/06

Amerikanische Überreaktionen

Elliot Neaman schreibt, die militärischen Fachleute seien sich nahezu einig, daß das Fiasko im Irak vermeidbar gewesen wäre. Man hätte die irakische Armee nicht auflösen dürfen und schnell eine neue irakische Regierung einsetzen müssen.

Damit ist genau auch der Fehler angesprochen, den die Alliierten 1945 in Deutschland gemacht haben. Die Dönitz-Regierung und die Deutsche Wehrmacht hätte nicht aufgelöst werden dürfen. Eigentlich hatten die Amerikaner ja auch in ihren Propagandasendungen versprochen, sie kämpften nicht gegen die Deutschen, sondern nur gegen Hitler. Warum gibt es eigentlich immer diese US-amerikanische Überreaktion?

Martin Haverkamp, Bielefeld


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