© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/06 20. Oktober 2006

Meldungen

Bewährungsstrafe für vorgetäuschten Überfall

BERLIN. Der Italiener Gianni C., der kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft behauptet hatte, in Berlin Opfer eines rassistischen Überfalls geworden zu sein, ist in der vergangenen Woche vom Amtsgericht Tiergarten zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Zusätzlich muß er 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit ableisten. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß sich Gianni C., der behauptet hatte, von rechtsextremistischen Schlägern angegriffen und mit einem Baseballschläger verletzt worden zu sein, die Verletzungen selbst zugefügt habe. Nach Auswertung einer Überwachungskamera ging das Gericht davon aus, daß Gianni C. im betrunkenen Zustand "ohne äußere Einwirkung" auf das Gleisbett des S-Bahnhofs Alexanderplatz gefallen ist und sich dabei die Verletzungen zugezogen hat. Gianni C., der seit zehn Jahren in Berlin lebt, bestreitet den Vorwurf und hält an seiner Version des Geschehens fest.

 

Friedman-Affäre: Vorwürfe gegen Polizei

München. Bei den Ermittlungen gegen den damaligen Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden, Michel Friedman, wegen einer Prostituierten- und Kokain-Affäre im Jahre 2003 sind Polizeibeamte möglicherweise vorsätzlich in ihrer Arbeit behindert worden. Ein an den Ermittlungen beteiligter Beamter der Bundespolizei klagt einem Bericht des Focus zufolge derzeit in diesem Zusammenhang gegen das Bundesinnenministerium, da er sich von seinen Vorgesetzten schikaniert fühle. Nachdem er intern eine seiner Ansicht nach zu lasche Drogenrazzia gegen Friedman im Juni 2003 kritisiert habe, fühle er sich von Vorgesetzten drangsaliert, berichtet das Magazin. Schon zuvor sei dem Beamten befohlen worden, "ganze Ermittlungskomplexe" einzustellen.

 

Frauen rufen zu Kopftuch-Verzicht auf

BERLIN. Mehrere türkischstämmige Frauen haben die in Deutschland lebenden Musliminnen aufgefordert, als Zeichen der Integrationsbereitschaft kein Kopftuch zu tragen. Die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz (Grüne) sagte der Bild am Sonntag: "Ich appelliere an die muslimischen Frauen: Kommt im Heute an, kommt in Deutschland an. Ihr lebt hier, also legt das Kopftuch ab." Ähnlich äußerte sich ihre Parlamentskollegin Lale Akgün (SPD), welche das Tragen des Kopftuchs im Islam nicht als Vorschrift sieht: "Es geht nicht an, daß der türkische Mann im modernen Anzug auf die Straße geht. Und seine Frau neben ihm muß einen unscheinbaren, bodenlangen Mantel und ein Kopftuch tragen." Die Berliner Anwältin Seyran Ates spricht vom Mißbrauch des Kopftuchs als politischem Instrument. Deligöz und Akgün sprachen sich bereits vor drei Jahren gegen Kopftücher im öffentlichen Dienst aus.


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