© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/06 27. Oktober 2006

Wut und Verzweiflung
Bulgarien: Präsident Parwanow muß in die Stichwahl
Jörg Fischer

Es habe sich "viel Wut aufgestaut, viel Verzweiflung, und wir begehen einen großen Fehler, wenn wir das übersehen", erklärte der bulgarische Präsident Georgi Parwanow am Wahlabend. Der 49jährige Postkommunist bekam zwar 64 Prozent, aber weil nur 42,5 Prozent der 6,4 Millionen Wahlberechtigten abstimmten, findet nun am 29. Oktober ein zweiter Wahlgang statt.

Daß der Amtsinhaber ihn haushoch gewinnt, ist sicher. Sein Herausforderer ist aber der als "Rechtsextremist" titulierte Wolen Siderow, der am Sonntag auf 21,5 Prozent kam. Der Chef der radikal-nationalen Partei Ataka punktete mit sozialen Themen und prangerte "Zigeuner-Kriminalität" oder den "Ausverkauf Bulgariens ans Ausland" an. Der wortgewaltige 50jährige Fernsehjournalist ist gegen den EU-Beitritt, verlangt den Austritt aus der Nato und den Rückzug aus dem Irak. Als einzige Parlamentspartei war seine Ataka gegen die Errichtung von US-Stützpunkten im Land.

Die bürgerliche Opposition erlebte wie bei den Parlamentswahlen 2005 (JF 27/05) ein Debakel: Nedeltscho Beronow, Chef des Verfassungsgerichtshofes, kam auf 10,8 Prozent, der Ex-Verfassungsrichter Georgi Markow auf drei Prozent.

Foto: Herausforderer Wolen Siderow: Die Mehrheit ging nicht zur Wahl


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