© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/06 03. November 2006

Frisch gepresst

Wissenschaftskolleg. Eine ideologisch komplett betonierte West-Berliner Wissenschaftslandschaft wollte der sozialdemokratische Senator Peter Glotz Ende der siebziger Jahre ein wenig zur Erosion bringen. Zu diesem Zweck setzte er einige spektakuläre Berufungen an die FU Berlin durch, doch sein Herzensanliegen galt zu einer Zeit, als "Elite" ein Synonym für "Nazi" war, der Einrichtung eines kleinen, teuren Kollegs für "fortgeschrittene Studien", die einem handverlesenen Kreis international renommierter Wissenschaftler die Chance zu unbeschwerter Forschung geben sollte. So entstand im Oktober 1981 in der vornehmen Villenarchitektur des Grunewalds das Berliner Wissenschaftskollegs. Zum 25. Gründungsjubiläum erschien jetzt eine Sammlung von resümierenden Aufsätzen, die insgesamt zu dem ernüchternden Befund gelangten, daß man das große Vorbild Princeton wohl nicht nur auf dem ohnehin vernachlässigten naturwissenschaftlichen Gebiet nicht erreicht habe, sondern die Impulse des Kollegs für die Geisteswissenschaften wohl nicht so stark ausgefallen sind, wie die Gründungsväter sich dies erhofften. Der Band wurde von dem Rechtshistoriker und Staatsrechtler Dieter Grimm herausgeben, dessen Amtszeit als Direktor des Kollegs in diesem Herbst endete (25 Jahre Wissenschaftskolleg 1981-2006. Akademie Verlag, Berlin 2006, gebunden, 283 Seiten, Abbildungen, 49,80 Euro).

 

Slowenien. In knapp zwei Monaten wird Slowenien der Euro-Zone beitreten und damit näher an "Kerneuropa" heranrücken. Anders gesprochen könnte man diesen Schritt auch als Heimkehr nach Mitteleuropa deuten, dem Slowenien über tausend Jahre zugeordnet war. Von der Existenz der Marken an der südöstlichen Peripherie des Heiligen Römischen Reiches bis zur ersten Eigenstaatlichkeit nach 1991 zeichnet der Marburger Osteuropahistoriker Joachim Hösler die oft deutsch beeinflußte Geschichte des Landes zwischen Karawanken, Adria und den toskanisch anmutenden Weinregionen im hügeligen Grenzgebiet zu Kroatien mit kurzen Orts- und Personenbiographien treffend nach (Slowenien. Regensburg 2006, broschiert, 264 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro). Somit erfüllt auch Hösler seine Aufgabe mit Bravour und knüpft an die unnachahmliche Reihe "Ost- und Südosteuropa. Geschichte der Länder und Völker" des Regensburger Friedrich Pustet Verlages an, mit der dieser den Teilkontinent in historisch gehaltvollen Reiseführern erschließt.


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