© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/06 10. November 2006

Aufgeschnappt
Niedersachsen singt mit
Matthias Bäkermann

Man konnte es nicht abwarten. Obwohl das Bundesland Niedersachsen durch die britische Besatzungsmacht erst am 9. November 1946 gegründet wurde, fand die Gala zum sechzigsten Geburtstag bereits am vergangenen Samstag statt. Dort wurde auch das Niedersachsenlied gesungen - in rockig-sanfter Version natürlich, dafür aber mit allen Strophen. Das reichte allerdings, um den etwas zarter besaiteten Teilnehmern der politischen Linken kalte Schauer über den Rücken zu jagen: "Martialisch und blutrünstig", stöhnte der grüne Trittin-Gefährte Stefan Wenzel aus Göttingen. Die SPD-Linke Heide Merk, ehemalige Ministerin im Landeskabinett Gerhard Schröder und Ehefrau Herbert Schmalstiegs, des gerade pensionierten Ewig-Oberbürgermeisters von Hannover, war ebenso entsetzt: "Blutrünstig und bedrohlich" klinge es, wenn "aus der Väter Blut und Wunden der Söhne Heldenmut" wachse. Das oft bei offiziellen Anlässen gesungene Lied soll nun Gegenstand einer Erörterung im Landtag werden und künftig nie mehr "als Hymne verstanden werden".

Musikalisch kündigt sich Abhilfe bereits an. Der gebürtige Hannoveraner und EnBW-Chef Utz Claassen hat mit der Produktionsfirma Coastland "seinem Land" jetzt ein neues Lied "geschenkt": "Niedersachen - Mein Lieblingsland" heißt das Schmuckstück (im Netz hörbar: haz.de/db_media/sy112646011.mp3). Die Texte mit so verbindlichen Passagen wie "ein guter Tag zum Grenzen-Verlieren" oder "eine Zukunft für jede Herkunft" dürfte den Geschmack von Merk und Wenzel zielsicher treffen. Nur an der Einprägsamkeit der allzu seichten Melodie des Popsongs muß noch etwas gefeilt werden.


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