© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/06 10. November 2006

Frisch gepresst

Ordensburgen. An Darstellungen der Baudenkmäler, die der Deutsche Orden zwischen Weichsel und Memel hinterlassen hat, fehlt es nicht. Darunter sind ambitionierte kunsthistorische Monographien wie die Karl-Heinz Clasens über "Die Burgbauten" des Ordens (1927), populärhistorische Bildbände, wie sie August Winnig oder, gemeinsam mit Karl Kasiske, Erich Maschke vor 1945 herausbrachten. Der 2005 in Greifswald mit einer Arbeit über die mittelalterliche Architektur in den preußischen Bistümern Kulm, Pomesanien, Ermalnd und Samland habilitierte Kunsthistoriker Christofer Herrmann kennt alle diese Vorläufer nur zu genau, wie schon ein kurzer Blick in seine Bibliographie zeigt. Um auf diesem umgepflügten Terrain trotzdem neue Akzente setzen zu können, arrangierte Herrmann das historische Material über Architektur und Geschichte von insgesamt siebzig Burgen neu, bereicherte es um eine Fülle von Informationen, die über den heutigen baulichen Zustand Auskunft geben und machte so ein "Reisehandbuch" daraus, das zu den "Burgen im Ordensland" führt und bei keinem Ausflug ins Preußenland im Gepäck fehlen sollte (Deutschordens- und Bischofsburgen in Ost- und Westpreußen Bergstadtverlag, Wilhelm Gottlieb Korn, Würzburg 2006, 288 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro).

 

Arabien. Neben einer verallgemeinernden Wahrnehmung des "Islam" als einer Einheit gibt es immer wieder Autoren, die ein differenzierteres Bild zeichnen. Michael Lüders, der unter anderem als Redakteur der Zeit im Nahen Osten arbeitete, ist einer von ihnen. "Im Herzen Arabiens" ist eine lockere Sammlung von Essays, die Eindrücke aus unterschiedlichen Orten des arabischen Kulturkreises zwischen Tanger, Darfur und Nadschaf im Irak zusammenfaßt. Der Wert des Buches besteht sicher in diesen durch ihre persönliche Nähe manchmal durchaus spannenden Schilderungen, etwa der Welt der Basare, der Rolle der Frau oder warum "reiche Saudi Osama bin Laden verehren". Eine sachliche Annäherung, die Lüders allerdings für sich in Anspruch nimmt, ist es nicht. So wird der Blick auf der reflektierenden Ebene allzu häufig durch einen Romantizismus getrübt: "Wir sind reich an materiellen Werten, doch arm an Menschlichkeit. Im Orient ist es genau andersherum" (Im Herzen Arabiens. Stolz und Leidenschaft - Begegnungen mit einer zerrissenen Kultur. Herder Verlag, Freiburg 2006, broschiert, 233 Seiten, 9,90 Euro).


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