© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/06 17. November 2006

Feuerstuhl Telekom
von Klaus Peter Krause

Vorstandsvorsitzende, die gegangen werden, muß man nicht unbedingt bemitleiden. Sie wissen, daß ihr schöner Stuhl auch ein Feuerstuhl ist und daß ihre keineswegs unansehnliche Bezahlung dieses Risiko mit abdeckt. Ebenfalls wissen sie, daß für erhoffte, aber ausbleibende oder erst später sich einstellende Erfolge letztlich sie den Kopf hinhalten müssen. So ist das nun auch Kai-Uwe Ricke von der Deutschen Telekom AG ergangen. Wer seit Jahresbeginn 1,5 Millionen Kunden vom Festnetz weglaufen läßt, hat schlechte Karten - auch wenn Rickes Telekom inzwischen mit attraktiven Bündeltarifen nachgezogen hat, um der Entwicklung Einhalt zu gebieten oder gar eine Wende einzuleiten.

Andererseits, war dies nicht gerade das politische (und wettbewerbspolitische) Ziel: dem einstigen Monopolisten Wettbewerber auf den Hals zu schicken? Mit höheren Preisen, um die durch Kundenschwund eingebüßten Erlöse wieder hereinzuholen, ist nichts (mehr) zu gewinnen. Denn wenn's die Wettbewerber nicht verhindern, tut's der staatliche Regulierer. Wie soll da der Börsenkurs steigen, worauf die seit dem Börsengang so gebeutelten Aktionäre hoffen und der größte private Einzelaktionär und Investor Blackstone besteht?

Was Ricke zugetraut wurde, als er Ron Sommer ablöste, traut der Aufsichtsrat nun dem Ricke-Nachfolger René Obermann zu. Mal sehen, ob der schafft, was eigentlich gar nicht zu schaffen ist - jedenfalls nicht auf dem Heimatmarkt Deutschland.


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