© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/06 01. Dezember 2006

Zeitschriftenkritik: Le Choc du Mois
Jeden Monat ein Schock
Alain de Benoist

Die französische Rechte verfügt seit einigen Monaten über ein neues Presseorgan. Le Choc du Mois ist weder Zeitung noch Zeitschrift, sondern ein um die hundert Seiten starkes Magazin. "Neu" ist nicht ganz richtig, denn dieser Titel bestand bereits vom Dezember 1987 bis März 1993 (am 16. Oktober 1989 wurde sogar ein Bombenanschlag auf den Redaktionssitz verübt). Mit Hilfe einer neuen Redaktionsmannschaft wurde ihm nun ein neues Gesicht verpaßt. Herausgeber ist Jean-Marie Molitor, der auch die Geschicke der Wochenzeitung Minute leitet, als Chefredakteur fungiert Bruno Larebière.

Seit Mai liegt Le Choc du Mois an den Kiosken aus. Das Blatt ist leserfreundlich aufgemacht, bietet zahlreiche Artikel zur Tagespolitik, Interviews sowie einen feuilletonistischen Teil. Den "Schock des Monats" versetzt zumeist schon die Titelseite. Die Blattlinie ist recht unmißverständlich: Das Magazin gibt sich offen "rechts", will aber vor allem "nonkonform" sein, ideologischen Moden trotzen, insbesondere der "politischen Korrektheit" und dem "Einheitsdenken". Im übrigen liegen seine Sympathien eindeutig diesseits des Atlantik. Deutsche Autoren kommen in Le Choc du Mois ebenfalls zu Wort, jüngst etwa der Publizist Jürgen Elsässer oder der ehemalige SPD-Bundesminister Andreas von Bülow.

Das Herzstück eines jeden Hefts bildet ein Dossier zum jeweiligen Schwerpunktthema. Die erste Ausgabe widmete sich dem "Zusammenprall der Zivilisationen" in Form einer Debatte zwischen den Anhängern dieser Theorie (die einen solchen Zusammenprall teils fürchten, teils herbeisehnen) und ihren Kritikern. Dabei herrschte die Meinung vor, der von Samuel Huntington geprägte Begriff stelle eher eine zur Beförderung der Islamophobie instrumentalisierte Formel dar, als daß er die Realität beschreibe. Denn in einer globalisierten Welt seien kulturelle Spannungen unvermeidlich, doch fehlten den "Kulturen" die Mittel, um zu echten Akteuren auf der Weltbühne zu werden. Zudem gebe es weder "den Islam" noch "den Westen" als homogene Einheit.

Die dritte Ausgabe stellte fest, daß "Frankreich eine Wende nach rechts vollzieht". Besonders ins Auge sticht ein Interview mit Jean-Marie Le Pen, der einen erneuten Einzug in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr nicht ausschließt. Den fünften Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center nahm das vierte Heft, das am 1. September erschien, zum Anlaß, sich mit Komplotten und Verschwörungstheorien zu befassen.

Offen bleibt, ob der monatliche Schock am Markt bestehen kann, scheint doch das rechte Spektrum mit der Tageszeitung Présent (katholisch-traditionalistisch), Wochenblättern wie Valeurs actuelles (liberal-konservativ), Minute (nonkonform-satirisch), National-Hebdo (Presseorgan des Front National), Rivarol (FN-nah) und L'Action française (monarchistisch) sowie diversen kleineren Publikationen gut abgedeckt.

Anschrift: SACEMM, 51 Boulevard Garibaldi, F-75015 Paris; Internet: www.lechocdumois.fr . Das Einzelheft kostet 6,50 Euro.


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