© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/06 15. Dezember 2006

Meldungen

Wirbel um israelischen Atomwaffen-Besitz

JERUSALEM. Der israelische Premier Ehud Olmert hat mit indirekten Anspielungen den Atombombenbesitz Israels eingeräumt und damit Empörung ausgelöst. Der Iran drohe "offen, explizit und öffentlich", Israel von der Landkarte zu tilgen, hatte Olmert im Sender Sat1 erklärt und hinzugefügt: "Würden Sie sagen, daß das Niveau der Bedrohung gleich ist, wenn sie (die Iraner) Atomwaffen haben wollen wie Frankreich, die Amerikaner, die Russen und Israel?" Da Angaben über eigene Atomwaffen in Israel ein Tabu sind, forderte die Opposition Olmerts Rücktritt. Dieser habe mit einem "unverantwortlichen Lapsus" die "Politik von fast einem halben Jahrhundert in Frage stellt", so der Likud-Politiker Juval Steinitz. Eine Regierungssprecherin erklärte hingegen, Olmert habe keineswegs den Atomwaffenbesitz eingeräumt. Olmert hatte zu der Bemerkung des Sat1-Redakteurs, der künftige US-Verteidigungsminister Robert Gates habe Israel als Atommacht bezeichnet, entgegnet, er wisse nicht, wovon Gates geredet habe.

 

Höhere Militärausgaben und nukleare Waffen

LONDON. Die britische Regierung will die Militärausgaben erhöhen. Großbritannien werde zusätzliche 600 Millionen Pfund (etwa 890 Millionen Euro) für die Truppen im Irak, Afghanistan und weiteren Ländern zur Verfügung stellen, erklärte Finanzminister Gordon Brown letzte Woche beim Vorbericht zum Etat 2007 im Unterhaus. Weitere 84 Millionen Pfund würden zusätzlich für den "Kampf gegen den Terrorismus" eingeplant. Premierminister Tony Blair hat zudem einen Modernisierungsplan für die Atomstreitkräfte vorgestellt. Angesichts gefährlicher Bedrohungen wie Nordkorea und Iran "wäre es unklug und gefährlich für Großbritannien, als einzige der Atommächte seine unabhängige atomare Abschreckung aufzugeben". Zwar könne man die Zahl der Atomsprengköpfe von 200 auf 160 verringern und die Atomwaffen-U-Bootflotte von vier auf drei reduzieren. Dies würde dennoch 20 Milliarden Pfund (30 Milliarden Euro) kosten. Das derzeitige britische Atomarsenal ist nur noch bis 2024 voll einsatzfähig.

 

Iran: Scharfe Kritik an Holocaust-Konferenz

TEHERAN. Trotz scharfer Kritik aus dem Westen und Israel fand am Montag und Dienstag in Teheran eine sogenannte Holocaust-Konferenz statt, an der laut Angaben des iranischen Instituts für Politische und Internationale Studien 67 Gelehrte aus 30 Ländern teilnahmen. "Wenn die offizielle Version des Holocaust in Zweifel gezogen wird, dann wird auch die Identität und das Wesen Israels in Zweifel gezogen werden", erklärte der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki auf der Tagung. "Und wenn sich der Holocaust während dieser Besprechung als historische Tatsache herausstellt, was für einen Grund gibt es dann, daß die muslimische Bevölkerung der Region und die Palästinenser den Preis für die Verbrechen der Nazis zahlen müssen?" An der Konferenz nahmen auch zahlreiche Holocaust-Leugner aus den USA und Europa teil.

 

Herkunft des Poloniums ist weiter völlig unklar

PARIS. Die Herkunft des radioaktiven Poloniums, an dem der russische Ex-Agent Alexander Litwinenko am 23. November in London starb (JF 50/06), ist weiter unklar. Jeder Einwohner der USA, der 69 Dollar (52 Euro) besitze, könne auf der Internetseite der US-Firma United Nuclear "eine Quelle von 3.700 Becquerel Polonium 210 kaufen", erklärte letzte Woche das Pariser Strahlenforschungsinstitut Criirad. "Man bräuchte etwa 15.000 unserer Polonium-210-Nadeln für insgesamt rund eine Million US-Dollar, um eine toxische Menge zu erhalten", erklärte dazu United Nuclear auf ihrer Internetseite.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen