© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/06 01/07 22./29. Dezember 2006

Leserbriefe

Zu: "Entschuldigung für eine Kollektivstrafe" von Hans-Joachim von Leesen, JF 50/06

Ein später Dank?

Zwei geradezu phänomenale Tatsachen sind vom Verfasser in diesem hervorragenden Artikel übersehen worden: Obwohl Dänemark am Ersten Weltkrieg nicht teilgenommen hatte, bekam es trotzdem mit Nordschleswig ein vergleichsweise großes Territorium vom Deutschen Reich nach einer mehr als fragwürdig vorgenommenen Grenzziehung zwischen den beiden Abstimmungszonen zugesprochen. Es dürfte damit einmalig sein, daß ein Staat trotz Nichtteilnahme an einem Krieg sein Territorium ohne einen Schuß Pulver vergrößert hat.

Noch erstaunlicher indessen war es, daß es nach der Besetzung Dänemarks 1940 zu keiner Revision dieser Grenzziehung kam. Die Zurückhaltung und Mäßigung der deutschen Reichsregierung 1940 gegenüber dem 1918 als Siegermacht aufgetretenen Dänemark ist auf den Reichsbevollmächtigten Werner Best zurückzuführen und paßt so gar nicht ins heutige Bild der NS-Zeit. Ob die noble Haltung der dänischen Königsfamilie heute ein später Dank dafür ist? Daß auf der Karte "Haldensleben" statt Hadersleben steht, sei nebenbei angemerkt.

Dr. Albrecht Jebens, Unteruhldingen

 

 

Zu: "Flucht und Vertreibung" von Christoph Martinkat, JF 50/06

Ein Mär als Rechtfertigung

Ich lese die JUNGE FREIHEIT, weil ich glaube und hoffe, sie fühlt sich der Wahrheit und nicht der politischen Korrektheit verpflichtet. Die Behauptung in diesem Artikel, Stalin habe die Polen aus "Ostpolen" vertrieben, ist politisch korrekt, aber unwahr. "Ostpolen" wurde nach dem Ersten Weltkrieg, als in Rußland der Bürgerkrieg tobte, von Polen annektiert. Der polnische Bevölkerungsanteil betrug zur Zeit der Annexion 23 Prozent. Stalin verlangte von seinen Freunden Roosevelt und Churchill die Rückgabe, was ihm auch zugestanden wurde. Die heutige Ostgrenze Polens entspricht fast genau der Linie, die Lord Curzon, britischer Außenminister nach dem Ersten Weltkrieg, vorschlug, und kommt den ethnischen Gegebenheiten am nächsten.

Die "Vertreibung" der "Ostpolen" wurde im September 1944 zwischen den Regierungen der Sowjetrepubliken Ukraine, Weißrußland und Litauen und der provisorischen Regierung der Volksrepublik Polen in einem Vertrag beschlossen. Es sollte ein Bevölkerungstransfer stattfinden. Die jeweiligen Minderheiten in den betroffenen Gebieten sollten in die Gebiete ihrer ethnischen Zugehörigkeit umgesiedelt werden. Ausdrücklich wurde festgelegt, daß die Umsiedlung auf freiwilliger Basis zu erfolgen hat. Etwa die Hälfte der polnischen Bevölkerung hat sich durch Lockungen und Drohungen zur Umsiedlung animieren lassen. Die andere Hälfte ist geblieben und bildet heute in den betroffenen Staaten eine polnische Minderheit. Erfunden wurde die Mär von der Vertreibung der Ostpolen aus einem verständlichen Grund: Man brauchte einen Grund, um die Vertreibung der Ostdeutschen zu rechtfertigen.

Bernhard Kaiser, Halle

 

 

Zu: "Die Konservativen haben keine Wahl" von Georg Pfeiffer, JF 50/06

Sich gegen den Zeitgeist stellen

Nun ist Frau Merkel den für viele Anpasser unbequemen ehemaligen General Jörg Schönbohm los, und die CDU kann weiterhin nach links driften. Mit Jörg Schönbohm geht der Parteiführung eine große Persönlichkeit verloren, die preußische Tugenden wie Pflichtgefühl, christliche Lebensführung, Leistungswillen, Ehrenhaftigkeit und Bescheidenheit vorlebt. Es sollte auch nicht vergessen werden, daß dem Ex-General bei der Auflösung der NVA durch sein faires und kameradschaftliches Verhalten auch von in die Bundeswehr übernommenen Soldaten Dank und Anerkennung gezollt wurde.

Leider habe ich weder in der Presse noch im Fernsehen eine Würdigung seiner Verdienste wahrnehmen können; auch bei seinen Parteifreunden und Weggefährten herrscht peinliches Schweigen. Um so wichtiger empfinde ich es, daß die JUNGE FREIHEIT ihre Stimme erhebt und sich für Persönlichkeiten einsetzt, die ihrem Gewissen verpflichtet sich auch gegen den Zeitgeist stellen.

Gerd-Joachim Kalkowski, Hildesheim

 

Eine neue Partei

Das verständliche Bedauern über das Fehlen einer wählbaren, auch nach außen (unter Durchbrechung der "Schweigespirale") von breiten Kreisen des Bürgertums unterstützbaren, wirklich konservativen Partei im vollen, positiven Sinne des Wortes ist weit verbreitet. Wenn es bisher vielleicht auch an dem passenden "Aufhänger" fehlte, haben Sie ihn in Ihrer Überschrift selbst geliefert: "Die Konservativen" müßte die neue Partei heißen, die offensiv konservativ wäre und eine im Interesse der deutschen Steuerzahler und Familien orientierte Politik zu vertreten hätte. Sie müßte sich unzweideutig abgrenzen von Rechts- und Linksradikalen jedweder Schattierungen, ohne sich im übrigen vorschreiben zu lassen, wie historische Wahrheiten zu handhaben sind.

Hans J. Schröter, Gundelfingen

 

 

Zu: "Der sanfte Tod des Monetarismus" von Wilhelm Hankel, JF 50/06

Ein falsches Urteil

Seltsam ist die beiläufige Feststellung in diesem Artikel, Keynes' Einfluß spreche für seine Lehre, als ob das Urteil der Masse hinsichtlich der Wahrheit von Belang wäre. Dann müßten nämlich auch Karl Marx und Adolf Hitler große Männer gewesen sein.

Zur Klarstellung: Der keynesianische Sozialismus ist theoretisch widerlegt und praktisch unzählige Male gescheitert. Die Vergötterung des Staates, die Überschuldung der Staaten, der faktische Staatsbankrott ist zu einem großen Teil Ergebnis keynesianischer Irrlehren. Auch der neoliberale Monetarismus Friedmanscher Prägung hat viel Unheil bewirkt, aber er war weniger schlimm als die schnelle Geldmengenausweitung.

Wann wird endlich erkannt, daß dem Staat kein Geldmonopol zusteht? Bei jedem Vertrag muß den Partnern freistehen, in welcher Währung sie die Zahlung abwickeln wollen. Freier Währungswettbewerb wird zu voll durch Gold und Silber gedeckten Währungen führen, die guten Währungen werden die schlechten verdrängen. Die Ökonomen der Österreichischen Schule haben gezeigt, weshalb das so ist und welcher Segen für Wirtschaft und Kultur daraus erwächst.

Thomas Klein, Dresden

 

 

Zu: "Ein neues 'Jena und Auerstedt'", Interview von Moritz Schwarz mit Reinhard Günzel, JF 50/06

Von Vorbildern losgesagt

Der Kommandosoldat Wilhelm Walther war bei allen Verdiensten kein "ehemaliger General der Wehrmacht". Sein letzter Wehrmachtsrang war Oberstleutnant. Der letzte noch lebende General der Wehrmacht war der am 18. September 2006 in Mönchengladbach verstorbene Eichenlaubträger und Generalinspekteur der Bundeswehr Heinrich Trettner.

Ferner ist die Zitierung General Günzels im Interview, Oberstleutnant Walther "führte die 1939 aufgestellte Division Brandenburg", falsch. Der am 27. Januar 1910 in Dresden geborene Walther war der erste Ritterkreuzträger der Kommandotruppe im Zweiten Weltkrieg. Die höchste deutsche Tapferkeitsauszeichnung wurde ihm am 24. Juni 1940 als Oberleutnant und Stoßtruppführer in der 4. Kompanie des Bau-Lehr-Bataillon z.b.V. 800 "Brandenburg" für seinen Einsatz in den Niederlanden verliehen (bei dem er durch "friendly fire" verwundet worden war). Erst in den Jahren danach wurde die 1939 in der Stadt Brandenburg an der Havel aufgestellte Kommandotruppe des OKW-Amtes "Ausland/Abwehr" von Bataillons- zur Regiments- und Divisionsstärke vergrößert. Oberstleutnant Walther kommandierte zuletzt das 2. Regiment "Panduren" des Kommandoverbandes der "Brandenburger".

Eine Armee, deren politischer Primat sich lossagt von zeitlosen, tapferen wie auch politisch couragierten Vorbildern wie Oberst Werner Mölders, ist tatsächlich nicht mehr wert, in der Tradition der Deutschen Wehrmacht zu stehen.

Peter Hild, Potsdam

 

 

Zu: "Die Bundeswehr bewegt sich auf dünnem Eis" von Günther Deschner, JF 50/06

Für Heimataufgaben konzipiert

Die Bundeswehr ist nach dem Willen ihrer Grundväter als Bürger in Uniform allenfalls für Heimataufgaben beziehungsweise für Aufgaben innerhalb der eigentlichen Nato konzipiert. Derzeit wird unsere Bundeswehr aber "verheizt". Die abgestimmten Einsätze werden mit allen möglichen fadenscheinigen Begründungen verteidigt.

Deutschland hat keine strategischen Aufgaben, Öl oder anderen Rohstoffen in Afrika, Afghanistan, dem Kongo oder dem Horn von Afrika; auch unsere Landesverteidigung hängt von dortigen Unruhen nicht ab. Die Amerikaner versuchen offenbar Verantwortung abzuschieben, und wir Europäer ergehen uns im "Kleinkrieg", anstatt dem Amerikaner Parole zu bieten.

Günter Algner, Berlin

 

 

Zu: "Ein Fehlurteil" von Edgar Guhde, JF 49/06

Kein Gebot zum Schächten

In den Leserbriefen, die ich zu diesem Thema gelesen habe, werden allein die Muslime des Schächtens angeklagt. Der Islam beruht wie das Christentum auf der mosaischen Wurzel. Ich vermisse diesen Hinweis. In beiden Religionen, Mosaismus wie Islam, gibt es kein Gebot zum Schächten.

Joachim Lull, Bad Hersfeld

 

Triumph des Orients

Die Freigabe des Schächtens durch das Bundesverwaltungsgericht Leipzig nimmt keineswegs nur der Tierfreund mit Empörung zur Kenntnis. Hier dokumentiert sich erneut ein Triumph des Orients über das Abendland. Nun also ist diese überaus grausame und abstoßende Tötungsart nach den Juden auch den Islamisten gestattet! Die Entscheidung ist unfaßbar, handelt es sich doch beim Schächten um ein Überbleibsel aus barbarischer Vorzeit und eine heute längst überholte Hygienevorschrift, da - wissenschaftlich erwiesen - nach dem Schnitt durch die Kehle immer noch reichlich Restblut im Körper des Tieres verbleibt.

Daß durch den Richterbeschluß der Verfassungsgrundsatz der Gleichheit verletzt wurde, sei nebenher erwähnt. Seit alter Zeit und überall galt die Regel, daß der Einwanderer sich den Sitten des Gastlandes anpaßt. Heute ist es umgekehrt - jedenfalls in Deutschland! Man ist gespannt, wann und wobei die nächste Kapitulation des Abendlandes erfolgt.

Dr. jur. Rudolf Rahlves, Murnau

 

 

Zu: "Rückblick ohne Larmoyanz" von Wilhelm Hankel, JF 49/06

Es gehörte zum Alltag

Das von Hankel besprochene Buch von Bruno Plaschke "Pazan. Geraubte Jugend im Gulag 1945-1954" stellt keineswegs ein Sonderschicksal in der ehemaligen Ostzone dar, es gehörte damals zum Alltag. Anschaulich wird das dokumentiert durch eine Gedenktafel, aufgestellt in der Gedenkstätte des Internierungslagers Jamlitz bei Lieberose. Sie erinnert an die 24 ermordeten Frauen und Männer alleine aus Lieberose und Umgebung. Von diesen 24 umgebrachten Menschen sind zwölf Jugendliche, die 1929 und später geboren wurden, gar 16, die 1927 und später geboren wurden, darunter ein Mädchen.

Die große Zahl derjenigen Jugendlichen, die Jamlitz, das 1947 aufgelöst wurde, und anschließend verschiedene Internierungslager und die Deportation nach Sibirien überlebt haben, ist mir nicht bekannt - aus meinem Bekanntenkreis sind es zwei. In kunstinteressierten Kreisen könnte das Lager Jamlitz einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, da Gustaf Gründgens dort einsaß und von dem bekannten Arbeiterliedersänger, Kommunisten und Spanienkämpfer Ernst Busch "herausgepaukt" wurde.

Dr. Joachim Vobian, Mühltal

 

 

Zu: "Angst vor dem Volk" von Karlheinz Weißmann, JF 49/06

Kontrollfunktion der Demokratie

Unsere Parteiendemokratie stellt gerade unter Beweis, daß sie unfähig ist, durch entschlossenes Handeln Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Sie ist unfähig, den ihr gegebenen Gestaltungsauftrag zu erfüllen.

Dennoch darf man den Wert der Demokratie nicht geringschätzen. Sie hat nämlich auch eine Kontrollfunktion. Schon Machiavelli wußte, daß ein Volk getäuscht werden kann. Er wußte aber auch, daß ein einzelner Fürst noch viel leichter getäuscht werden kann. An diese Realität muß unser System angepaßt werden. Ich schlage dafür folgendes vor.

Erstens: Zur Stärkung des einzelnen Abgeordneten gegenüber seiner Partei wird das absolute Mehrheitswahlrecht eingeführt. Zweitens: Der Bundestag kann den Bundespräsidenten mit einfacher Mehrheit um seine Auflösung bitten. Drittens: Hat der Bundespräsident den Bundestag aufgelöst, dann darf er die Neuwahl bis zu einem Jahr hinausschieben. Sodann ernennt er einen Kanzler seiner Wahl und dessen Kabinett. Bis zur Neuwahl kann die Regierung autoritär regieren. Jedoch kann der Bundesrat gegen jedes Gesetz mit einer Zweidrittelmehrheit sein Veto einlegen. Viertens: Auf Bundesebene wird das negative Plebiszit eingeführt. Über jedes neue Gesetz kann das Volk eine Abstimmung erzwingen und so gegebenenfalls das Gesetz kippen.

Durch diese Regelungen wird die Demokratie auf ihre unverzichtbare Kontrollfunktion beschränkt und der Staat wieder handlungsfähig. Die ultimative Kontrolle muß letztlich immer vom ganzen Volk ausgeübt werden. Denn Machiavelli wußte auch: "Die Wenigen halten es immer mit dem Wenigen."

Christian Hubert, Leipzig

 

 

Zur Meldung: "'Kampf gegen Rechts': Mehr Geld vom Bund", JF 48/06

Deutschland wird geschädigt

Es liegt wohl in der "Natur" der Linken, daß sie alles, was irgendwie mit rechts oder besser gesagt mit Deutschland in Verbindung zu bringen ist, bekämpfen und niedermachen. Seit dem Bestehen, den Anfängen des Sozialismus, wird von jenen allem entgegengearbeitet, was irgendwie mit dem Begriff Rechts zu tun hat.

Bismarck hat es ihnen schon damals bei der Verabschiedung der Sozialgesetze entgegengeschleudert. Damals bekämpfte man noch das Bürgertum und deren Werte, heute gilt es Deutschland, dem Deutschtum an sich. Auch die Grünen schließen sich mittlerweile dem an. Die Linken erfassen es nicht, daß Vaterlandsliebe und Gottvertauen für viele Menschen noch zählt. Man fragt sich allmählich, warum diese Fantasten immer wieder eine neue Plattform und Sympathisanten finden. Und so läuft dann alles seinen Gang mit den bereitgestellten Geldern für den Kampf gegen Rechts. Aber die Bundesrepublik trifft mit diesem Kampf am Ende nicht die Rechten, sondern schädigt einzig und alleine Deutschland selbst.

Karl Wilhelm Looft, Heide

 

Zur Titelgestaltung des Aufmacherartikels "Bildet die deutsche Elite!", JF 51/06

Bedauerliche Verwechslung

Wenn im Kontext von Bildung der Name Humboldt fällt, so ist immer Wilhelm von Humboldt, preußischer Beamter, Geisteswissenschaftler, Philologe und Bildungsreformer gemeint (1767-1835). Aber nicht sein Bild, ein Gemälde von Joseph Stieler von 1843, schmückt die erste Seite der JF, sondern das seines Bruders Alexander (1769-1859), Naturforscher, Forschungsreisender in Südamerika 1799-1804, Erstbesteiger des Chimborazo. Zu seiner Zeit war fast immer, wenn von Humboldt die Rede war, Alexander von Humboldt gemeint. Zweifellos hätte aber auch er sich den Folgerungen aus dem Artikel angeschlossen.

Heinz Georg Schlöder, Troisdorf

Anmerkung der Redaktion: Dieser Hinweis ist richtig. Wir bedauern die Verwechslung.


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